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Unitymedia-Deal droht gestoppt zu werden

Bonn, Bundeskartellamt. Findet hier der Unitymedia-Deal zwischen Vodafone und Liberty Global sein Ende?
Schuering/Bundeskartellamt

Das Bundeskartellamt in Bonn will die Prüfung des wichtigsten Teils des geplanten 18,4 Milliarden Euro schweren Mega-Deal zwischen Vodafone und der Unitymedia-Mutter Liberty Global an sich ziehen. Die beiden Telekom- und Kabelnetzriesen hatten sich Mitte des Jahres auf einen Verkauf des Liberty-Europa-Geschäfts an Vodafone geeinigt  und den Zusammenschluss zur Kartellprüfung eigentlich bei der Europäischen Kommission angemeldet.

Aufgrund der Umsatzhöhe der beiden Unternehmen ist Brüssel für die fusionsrechtliche Prüfung verantwortlich. Außerdem betrifft der Deal neben Unitymedia in Deutschland auch Unternehmen in Tschechien, Rumänien und Ungarn. Nationale Aufseher können jedoch beantragen, die sie betreffenden Teile eines Deals nach ihrem jeweiligen nationalen Wettbewerbsrecht zu prüfen, sofern ihre nationalen Märkte durch den Deal besonders betroffen wären. Genau dies ist jetzt geschehen: Die Bonner Wettbewerbshüter haben eine solche Teilverweisung des Fusionfalls Vodafone/Liberty von Brüssel nach Bonn beantragt.

Auf FINANCE-Anfrage argumentierte ein Sprecher des Bundeskartellamts, dass sich der deutsche Teil der Fusion in diesem Fall „gut abtrennen ließe“. Die anderen Pakete des Deals werden, sofern die Kommission dem Bundeskartellamt zustimmt, vorerst weiterhin von der Kommission geprüft. Allerdings könnten auch die übrigen betroffenen Länder  eine Teilverweisung beantragen.

Bonn befürchtet „erhebliche Marktveränderungen“

Für die beiden Dealpartner Vodafone und Liberty, aber auch für das M&A-Objekt Unitymedia zieht damit Unheil auf. Das Bundeskartellamt macht keinen Hehl aus seiner Vermutung,  dass es mit der „Übernahme von Unitymedia zu ganz erheblichen Veränderungen der Marktverhältnisse im Bereich des Kabelfernsehens und der Telekommunikation“ in Deutschland kommen könnte, so Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Hintergrund: Erst 2014 hatte Vodafone Kabel Deutschland inklusive der Tochter Kabel BW übernommen und wurde so zum Marktführer im deutschen Kabelmarkt. Unitymedia ist der einzige verbliebene Konkurrent von nennenswerter Größe im deutschen Kabelmarkt. Gemeinsam würden die beiden Unternehmen 14 von 17,6 Millionen Fernsehkabelkunden bedienen.

Telekom wettert gegen Übernahme von Unitymedia

Die deutschen Wettbewerber von Vodafone dürfte der Vorstoß des Bundeskartellamts freuen. Insbesondere die Chefs von United Internet und der Deutschen Telekom, Ralph Dommermuth und Tim Höttges, fordern vehement ein Verbot der Übernahme. Höttges bezeichnet den Deal öffentlich als „nicht genehmigungsfähig“. Auch der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) fordert die Behörden auf, die geplante Fusion zu untersagen.

Ob sich die europaweite Akquisition der Liberty-Töchter für Vodafone auch dann noch lohnt, wenn der deutsche Teil der Transaktion gestoppt werden würde, erscheint zweifelhaft. Die Übernahme von Unitymedia dürfte der entscheidende Grund für die M&A-Entscheidung gewesen sein. Mit einem bundesweiten Kabelnetz könnte Vodafone seinen Kunden deutlich schnellere und attraktivere Bündelangebote machen als die Telekom mit ihrer Infrastruktur, die noch weitgehend auf Kupferkabeln beruht.

Vodafones Deutschlandchef Hannes Ametsreiter wirbt bei der Politik und der Öffentlichkeit aber intensiv um Unterstützung für die Transaktion, weil sie dabei helfen würde, Deutschland zu einem „Gigabit-Land“ zu machen.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de

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