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US-Wettbewerbsbehörde bremst Evonik-Deal

Evonik hat in den vergangenen Jahren zwei Großübernahmen in den USA gestemmt. Der geplante Peroxychem-Deal droht nun zu Platzen.
Evonik

Schlechte Nachrichten für Evonik: Die US-Handelsaufsicht FTC will die geplante Übernahme von Peroxychem durch den deutschen Spezialchemiekonzern blockieren. Die Behörde teilte mit, dass sie Klage gegen den im November angekündigten Deal eingereicht habe. Hintergrund sind Wettbewerbsbedenken: Der Zusammenschluss werde die Konkurrenz für die Herstellung und den Verkauf von Wasserstoffperoxid in weiten Teilen der USA stark einschränken, argumentiert die Behörde.

Evonik reagierte umgehend auf die Ankündigungen der FTC: Es sei „enttäuschend“, dass die Behörde Klage eingereicht habe, erklärte Evonik-Chef Christian Kullmann in einem gemeinsamen Statement mit Peroxychem. Beide Unternehmen würden „entschieden“ dagegen ankämpfen, heißt es weiter. „Wir bleiben optimistisch, dass wir uns im Gerichtsverfahren durchsetzen und die Akquisition abschließen können“, so Kullmann.

Evonik will mit Peroxychem wachsen

Für Evonik hat der geplante 625 Millionen US-Dollar schwere Zukauf eine hohe strategische Relevanz: Die Essener wollen mit der Peroxychem-Übernahme ihr Wasserstoffperoxidgeschäft ausbauen. Zwar gehört Evonik mit 13 global verteilten Produktionsstätten bereits zu den weltweit größten Produzenten in dem Segment.

Allerdings wächst gerade der Markt für lukrative Spezialanwendungen kräftig – und hier hat Peroxychem seinen Fokus: Der US-Konzern, der derzeit noch dem Finanzinvestor OEP gehört, produziert spezielle Wasserstoffperoxid-Produkte, die unter anderem in der Abwasserbehandlung und in der Reinigung von Halbleiterfabriken eingesetzt werden. Bei Peroxychem machen diese Spezialitäten knapp 75 Prozent des Gewinns aus.

Evonik: FTC übersieht Marktentwicklungen

Mit diesem hohen Anteil der Spezialanwendungen will Evonik auch im anstehenden Gerichtsverfahren argumentieren: Die FTC übersehe in ihrer Klage wichtige Marktdynamiken wie das substantielle Wachstum der Wasserstoffperoxid-Spezialanwendungen. Die Transaktion werde „signifikante Synergien“ und einen „Nutzen für die Kunden“ bringen, schreiben die Essener.

Doch selbst wenn das Unternehmen mit seiner Argumentation vor Gericht durchdringt, ist bereits jetzt klar, dass sich der Abschluss der Transaktion verzögern wird: Bislang hatte Evonik gehofft, den Deal bis Mitte des Jahres über die Bühne zu bringen. Nun sei ein Closing vor Ende des Jahres aber nicht mehr möglich, räumte der Konzern ein.

FINANCE-Köpfe

Ute Wolf, Evonik Industries AG

Ute Wolf startet ihre berufliche Laufbahn 1991 als Trainee bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Danach arbeitet sie dort zwei Jahre als Aktienanalystin und ist ein Jahr zuständig für OTC-Derivate und Großkundenbetreuung. Sie wechselt 1995 zur Deutschen Telekom, für die sie bis 2000 als Teamleiterin Risikomanagement und Finanzplanung tätig ist. Anschließend ist Ute Wolf bei der Metro AG bis 2005 Abteilungsleiterin Finanzmanagement sowie Geschäftsführerin der Finanzierungstochter Metro Finance BV.

Ab 2006 leitet sie den Zentralbereich Finanzen der RAG in Essen. Diese Funktion hat sie im Zuge der Umstrukturierung des Unternehmens auch bei der neu entstandenen Evonik Industries von 2007 bis September 2013 inne, bis sie in die Unternehmensspitze berufen wird: Seit dem 1. Oktober 2013 ist Ute Wolf Finanzvorstand des MDax-Konzerns Evonik Industries.

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Peroxychem-Integration verzögert sich

Für das Management um CFO Ute Wolf ist diese Verzögerung bitter, denn damit dürfte es auch schwieriger werden, die erhofften Synergien in Höhe von 20 Millionen Dollar pro Jahr zu erzielen. Diese sollen bis 2022 voll realisiert werden. Damit rechtfertige Evonik auch die hohe Bewertung von Peroxychem. Inklusive der Synergien sinke das Kaufpreis-Multiple vom 10,4-fachen bereinigten Ebitda auf das 7,8-fache, hieß es im November.

Zudem dürfte es länger dauern, bis Evonik den Deal finanziell verdauen wird, denn zur Refinanzierung sollte Peroxychem mit seinem starken Cashflow-Profil mitbeitragen. Finanzchefin Wolf will den Kaufpreis ausschließlich aus bestehenden Mitteln und fest zugesagten Kreditlinien finanzieren.

Helfen dürfte dabei, dass Evonik den finanziellen Spielraum für Übernahmen zuletzt mit dem Verkauf der Plexiglas-Sparte an den US-Finanzinvestor Advent wieder vergrößert hat: Das PE-Haus legte für die Sparte 3 Milliarden Euro auf den Tisch, das Closing ist vor wenigen Tagen über die Bühne gegangen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Evonik-Finanzchefin Ute Wolf hat bereits zwei Übernahmen in den USA erfolgreich gestemmt. Welche das waren sowie weitere Karriere-Highlights und ihren Werdegang können Sie im FINANCE-Köpfe-Profil zu Ute Wolf nachlesen.

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