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Vapiano-Verwertung geht weiter

Die Zerschlagung von Vapiano nimmt weiter ihren Lauf: Ein ehemaliger Manager übernimmt nun 30 deutsche Standorte der Kölner.
Vapiano

Die Aufteilung von Vapiano nimmt weiter ihren Lauf: Wie die insolvente Restaurantkette nun mitteilte, gehen 30 Vapiano-Restaurants in Deutschland an ein Konsortium um Mario C. Bauer, den ehemaligen CEO International Franchising der Vapiano-Gruppe.

Die Transaktion findet als Mischung aus Asset- und Share-Deal statt, der Kaufpreis beträgt 15 Millionen Euro. Der Gläubigerausschuss hat dem M&A-Deal bereits zugestimmt. Das Konsortium übernimmt dabei das Anlagevermögen – dazu gehören die Betriebs- sowie die Geschäftsausstattung –, die Vorräte sowie immateriellen Vermögenswerte der 30 Restaurants.

Zudem gehen das nationale und internationale Franchisegeschäft mit den zugehörigen Franchisegesellschaften sowie Anteile an den Joint-Ventures in Münster/Osnabrück, Bielefeld, Ulm und Australien an das Konsortium, das bei der Transaktion von der Kanzlei Renzenbrink & Partner beraten wurde. Betreut wurde der Verkaufsprozess, der nicht die deutschen Franchise-Restaurants umfasst, von PwC.

Ex-Vapiano-Manager Bauer kauft auch Frankreich-Töchter

Bauer, der von 2011 bis 2017 für die internationale Expansion von Vapiano verantwortlich war, hat mit seinem Konsortium bereits vor wenigen Wochen ein „unwiderrufliches Angebot“ für die Vapiano-Tochtergesellschaften in Frankreich und Luxemburg abgegeben.

Den damals gebotenen Kaufpreis von 22 Millionen Euro hat das Konsortium einer gestern veröffentlichten Mitteilung zufolge um 3 Millionen Euro auf 25 Millionen Euro angehoben.

Vapiano-Gründer Gregor Gerlach im Konsortium

Der frühere Franchising-Verantwortliche Bauer ist nicht der einzige langjährige Wegbegleiter, der sich im Konsortium engagiert: Wie das Fachportal „Food Service“ berichtet, hat Bauer für die Übernahme mit den Konsortiumsmitgliedern, die bereits bei den Frankreich- und Luxemburg-Transaktionen an Bord waren, die „Love & Food Restaurant Holding“ gegründet, die ein Joint-Venture mit dem Catering-Familienunternehmer Falk Johne und dem Immobilienentwickler Bernt Ehret eingehen soll.

Auch Vapiano-Mitbegründer Gregor Gerlach, der zuletzt im Aufsichtsrat der Restaurantkette saß, soll sich als Konsortiumsmitglied engagieren. Details zu den Beteiligungsverhältnissen sind nicht bekannt. Weitere Partner sind die niederländische Hotellerie-Familie Van der Valk, der Amrest-Manager Henry McGovern sowie der britische Sandwichshop-Betreiber Sinclair Beecham.

Gemeinsam wollten die Investoren rund 20 deutsche Restaurants in Eigenregie betreiben und etwa 15 Filialen an Franchisepartner in der jeweiligen Region abgeben, schreibt „Food Service“.

CFOLutz Scharpe zeigt sich erleichtert über das Resultat des Verkaufsprozesses: „Mit der Zustimmung des Gläubigerausschusses haben wir eine zukunftsfähige Lösung für den Heimatmarkt in Deutschland und das internationale Franchisegeschäft erzielt.“

Der M&A-Prozess ist allerdings noch nicht beendet: Die Verwertung der restlichen Vermögensgegenstände der Kölner Restaurantkette läuft noch. Dazu zählen noch etwas mehr als 20 verbleibende Restaurants in Deutschland.

Hierzulande betrieb Vapiano insgesamt 81 Restaurants, davon sind 44 eigene Standorte. 12 Restaurants führte Vapiano in Joint-Venture-Strukturen, 25 Standorte sind Franchise-Restaurants. Fünf der Joint-Venture-Standorte – das betrifft die Restaurants in Münster, Osnabrück, Bielefeld und Ulm – sowie die meisten der 25 Franchise-Standorte haben ihren Geschäftsbetrieb mittlerweile wieder aufgenommen, sodass voraussichtlich zwischen 50 und 60 Restaurants langfristig gerettet werden können.

Insolvenzverfahren über Vapiano eröffnet

Die Verfügungsgewalt über die Geschicke der Restaurantkette liegt seit Beginn dieser Woche bei Insolvenzverwalterin Ruth Rigol (Kanzlei Pluta), das Insolvenzverfahren über Vapiano wurde zum 1. Juni eröffnet.

Die Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall, der stellvertretende und interimistische Aufsichtsratsvorsitzende Hinrich Stahl sowie die Aufsichtsratsmitglieder Helge Lützen, Kristian Wettling und Ado Nolte legen ihre Ämter mit Wirkung zum 30. Juni nieder.

Aufsichtsratsmitglied Helen Jones hat ihr Amt bereits „vor einiger Zeit“ abgegeben. Ob Gregor Gerlach sein Mandat noch innehat, geht aus der Vapiano-Meldung nicht explizit hervor. Das Mandat von Vanessa Hall, die bis Ende Mai als Interims-CEO in den Vorstand entsandt worden war, ruhe derzeit, heißt es auf Unternehmensseite.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Nach dem Börsengang kam die Talfahrt: Eine zu aggressive Wachstumsstrategie ließ Vapiano von einer Krise in die nächste rutschen. Jetzt kämpft die Restaurantkette ums Überleben. Mehr dazu auf unserer Themenseite zu Vapiano. Mehr über den Vapiano-CFO lesen Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Lutz Scharpe. Alles rund um M&A-Deals im Umfeld von Restrukturierungen erfahren Sie auf der Themenseite Distressed M&A.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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