Unter den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland ist besonders das Verarbeitende Gewerbe als M&A-Ziel begehrt. Jeder dritte M&A-Deal im deutschen Mittelstand zwischen 2005 und 2017 hatte ein Unternehmen aus dieser Branche als Ziel. Zu diesem Schluss ist die KfW nach Auswertung von rund 13.700 M&A-Deals gekommen. Im Schnitt gab es in jedem Jahr über 1.100 M&A-Deals, die auf einen deutschen Mittelständler zielten.
An zweiter Stelle finden sich Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Deren Anteil von 19 Prozent liegt aber schon weit unter den 34 Prozent der Verarbeitenden Industrie. Auf der Käuferseite ist das Verarbeitende Gewerbe nicht so stark vertreten, dort kommt es nur auf einen Anteil von 29 Prozent, die ITK-Branche auf 17 Prozent.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für fast alle anderen Branchen. Dies liegt daran, dass Unternehmen aus der Finanzbranche nur selten zum Zielobjekt werden, dafür aber in mehr als jedem fünften Fall selbst als Käufer auftreten. Der Grund: In dieser Branche verbergen sich auch die Finanzinvestoren.
Insgesamt endet mehr als jeder zweite-Deal im vollständigen Erwerb des Zielunternehmens. Minder- und Mehrheitsbeteiligungen sind das Ergebnis von zusammen 30 Prozent der Deals. Fusionen und Carve-outs spielen mit 10 Prozent eine untergeordnete Rolle.
„Auch im laufenden Jahr scheinen sich die chinesischen Käufer bei M&A im deutschen Mittelstand weiter zurückzuhalten.“
Inlands-M&A auf langjährigem Tiefstand
Bemerkenswert ist, in welchem Maße der Anteil der deutschen Käufer am mittelständischen M&A-Markt seit 2013 abgenommen hat. Hatten 2013 noch knapp 75 Prozent der Käuferfirmen ihren Sitz in Deutschland, fiel diese Zahl bis 2017 auf nur noch 51 Prozent.
Auffallend ist, dass das Verarbeitende Gewerbe mit noch größerem Abstand als in der Gesamtschau das Hauptziel ausländischer Käufer ist. Über 40 Prozent der M&A-Transaktionen ausländischer Käuferunternehmen zielen auf die Hidden Champions aus dieser Vorzeigeindustrie.
Jeder vierte Käufer zwischen 2005 bis 2017 stammt aus dem europäischen Ausland. Weil dort auch viele Finanzinvestoren ihren Sitz haben, kommt Großbritannien mit 5 Prozent auf den höchsten Anteil, gefolgt von der Schweiz (3,9 Prozent) und den Niederlanden (3 Prozent). Insgesamt sind US-Unternehmen, darunter ebenfalls viele Finanzinvestoren, mit 8 Prozent die M&A-affinste Investorengruppe aus dem Ausland.
Chinesische Käufer sind an allen beobachteten M&A-Deals nur mit überraschend niedrigen 2,2 Prozent beteiligt. Gleichwohl lag der Anteil der Chinesen zwischenzeitlich deutlich höher, 2016 erreichte er mit 5,9 Prozent seinen vorläufigen Höhepunkt. Im vergangenen Jahr ging der M&A-Anteil der Chinesen aber schon wieder auf 4,2 Prozent zurück, „und auch im laufenden Jahr scheinen sich die chinesischen Käufer weiter zurückzuhalten“, berichtet die KfW.
„42 Prozent der Mittelständler könnten sich einen externen Käufer vorstellen.“
M&A-Aktivität im Mittelstand geht zurück
Entgegen dem globalen Trend entwickelt sich die M&A-Aktivität im deutschen Mittelstand schon seit dem Jahr 2015 rückläufig. Die zunehmenden Handelskonflikte, die Deal-Barrieren, die die Politik aufbaut und auch die am Kapitalmarkt wieder ansteigenden Zinsen sprechen dagegen, dass sich dieser Trend dreht.
Auf der anderen Seite spricht die KfW von über einer halben Million Familienunternehmen, bei denen bis 2022 der Generationenwechsel ansteht. In vielen Fällen ist in der Familie kein geeigneter Nachfolger vorhanden. Nach Angaben der KfW „könnten sich 42 Prozent der Mittelständler einen externen Käufer vorstellen“.
Dieses Reservoir an potentiellen M&A-Deals ist gewaltig. Allerdings hat die Nachfolgewelle schon vor vielen Jahren begonnen, ohne dass sie bislang die M&A-Aktivität im deutschen Mittelstand nennenswert angefacht hätte.