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Verkauf von Vapianos US-Geschäft hängt

Vapiano will seine verlustbringenden US-Geschäfte an Plutos Sama verkaufen, doch der M&A-Deal stockt. Woran hängt es?
Vapiano

Was wird aus dem Verkauf von Vapianos US-Geschäft? Anfang des Jahres verkündete die kriselnde Restaurantkette, dass der US-Private-Equity-Investor Plutos Sama 15 Millionen US-Dollar zahlen will und dafür Vapiano-Töchter übernimmt, die insgesamt sechs Restaurants in den USA betreiben. Doch das Closing lässt auf sich warten.

Plutos Sama will im Zusammenhang mit dem Kauf sogenannte „Development Agreements“ zur Eröffnung von 75 weiteren Restaurants in den USA abschließen, aus denen Vapiano eine einmalige Entwicklungsgebühr von 5 Millionen Dollar erhalten soll. „Die in diesem Zusammenhang benötigte Planung und Finanzierungsverhandlung bedarf mehr Zeit, deswegen haben sich beide Parteien auf eine Verlängerung der Frist geeinigt“, teilte Vapiano nun auf FINANCE-Anfrage mit.

Damit entwickelt sich der Vollzug des M&A-Deals, der „unter dem Vorbehalt marktüblicher Vollzugsbedingungen sowie der Finanzierung des Kaufpreises durch Plutos Sama“ stand, zu einer Hängepartie. Anfangs hatte Vapiano das Closing für das erste Quartal angekündigt, im Geschäftsbericht 2018 war dann bereits vom zweiten Quartal die Rede. Nun geht Vapiano davon aus, dass das Closing „noch im Sommer 2019“ erfolgen werde, schränkt aber ein, dass „bis zum Schluss ein Restrisiko bleibt“. Der Verkauf verlustbringender Standorte ist ein Kern der Turnaround-Strategie von Vapiano, wie CFO Lutz Scharpe jüngst im Interview mit dem FINANCE-Magazin sagte. 

US-Geschäft belastet Vapiano

Der US-Markt war für Vapiano nicht lukrativ, zuletzt belastete das US-Geschäft die Bilanz. Im Geschäftsjahr 2018 entfiel auf das US-Geschäft ein operativer Verlust von 2,7 Millionen Euro. Müssten die Effekte des US-Geschäfts wieder eingerechnet werden, würde Vapianos bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das Jahr 2018 von 29 auf 26,3 Millionen Euro sinken. 

Bei Nettofinanzschulden von 173,7 Millionen Euro zum Geschäftsjahresende läge der Leverage zu diesem Stichtag damit nicht mehr bei dem Faktor 6x, sondern sogar bei 6,6x Net debt/Ebitda.

Im ersten Quartal 2019 zeigt sich ein ähnlicher Effekt: Rechnet man das US-Geschäft heraus, ergibt sich ein bereinigtes Ebitda von 4 Millionen Euro. Wird das US-Geschäft nicht herausgerechnet, liegt das bereinigte Ebitda bei lediglich 3,2 Millionen Euro. 

FINANCE-Köpfe

Lutz Scharpe, Vapiano SE

Lutz Scharpe beginnt seine berufliche Laufbahn 1990 bei der Commerzbank in Düsseldorf mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann, zwischen 1994 und 1997 folgt ein Trainee-Programm im Bereich Firmenkundenbetreuung. Nach seinem BWL-Studium ist Scharpe 1998 bei Mannesmann als Manager im Bereich Corporate Finance tätig. Im Jahr 2000 gründet er die Investor-Relations- und Kommunikationsberatung IR.on mit, wo er bis 2003 den Posten des Finanzchefs übernimmt.

2003 wechselt Scharpe zur Deutschen Lufthansa. Dort ist er in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als Director Controlling Solutions & M&A bei der Tochter LSG Lufthansa Service, als Director Merger & Acquisitions für den Mutterkonzern und als Finanzchef Nord- und Osteuropa für LSG Sky Chefs Denmark in Kopenhagen. Im Jahr 2010 steigt er zum Europa-CFO der LSG Sky Chefs Europe in London auf. Im Dezember 2015 übernimmt er den Posten als Finanzvorstand bei der Restaurantkette Vapiano, die er im Juni 2017 an die Börse bringt.

zum Profil

Zwar hat Vapiano in der jüngst abgeschlossenen Finanzierung keinen Covenant mehr, der auf das Verhältnis der Nettoverschuldung zum Ebitda abstellt. Allerdings muss das Unternehmen neben dem Vorhalten einer Mindestliquidität in einstelliger Millionenhöhe auch dafür Sorge tragen, dass sich das Ebitda im Rahmen des Businessplans entwickelt. Vapiano ist zuversichtlich, diesen Covenant in jedem Fall einhalten zu können. In der Antwort gegenüber FINANCE teilte die Restaurantkette mit, die positiven Effekte aus einem Closing der US-Transaktion stellten „ein Upside“ dar. 

Plutos Sama liegt im Clinch mit Franchise-Nehmern

Während die sechs zum Verkauf stehenden Corporate-Restaurants Vapiano zufolge bis zum Closing des Verkaufs weiter von Vapiano selbst betrieben werden, hat Plutos Sama bereits das bisherige Franchisegeschäft der Kölner in den USA übernommen. Dies ging offenbar nicht geräuschlos vonstatten: Plutos Sama hat gegen einen ehemaligen Franchisenehmer eines Vapiano-Restaurants Vorwürfe wegen des Verdachts auf Geldwäsche erhoben. Unruhe gab es in Teilen der Belegschaft mit Blick auf die Bezahlung: Laut US-Medienberichten soll es im Rahmen der Umstellung bei einzelnen Restaurants zwischenzeitlich Verzögerungen bei der Auszahlung der Löhne gegeben haben.

Ungleich schwerer als die Scharmützel im Franchise-Geschäft würde Vapiano jedoch ein anderer Vorwurf treffen: So kursieren im Umfeld der Transaktion Gerüchte, dass Schecks von Plutos Sama an Vapiano nicht gedeckt gewesen sein sollen. Überprüfen lässt sich dies von außen nicht – Vapiano antwortete auf die Frage, ob man dieses Gerücht dementieren oder bestätigen könne, lediglich: Man bitte um Verständnis, dass Vapiano zu den Details der Transaktion keine Informationen geben könne.

Weiter heißt es, man befinde sich „in der entscheidenden Phase der Verhandlung“. Es müssten alle Voraussetzungen der Transaktion erfüllt sein, bevor man das Closing kommunizieren könne – „in den nächsten Wochen“ soll es endlich so weit sein. 

Info

Mehr über den Werdegang des Vapiano-Finanzchefs finden Sie im FINANCE-Köpfe-Steckbrief zu Lutz Scharpe. Ein ausführliches Interview mit dem Vapiano-CFO über die Pläne zur Neuausrichtung des Geschäfts aus der aktuellen FINANCE-Ausgabe können Sie hier beziehen. Mehr zu der kriselnden Restaurantkette lesen Sie auf unserer Themenseite zu Vapiano.

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