Voith-CEO Hubert Lienhard hat sein Ziel verfehlt: Bis Ende März wollte der Maschinen- und Anlagenbauer seine Dienstleistungssparte verkaufen. Das hatte Lienhard bei der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Dezember angekündigt.
Doch fünf Wochen nach Ablauf dieser selbstgesteckten Frist kann Voith noch keinen Erfolg vermelden: „Wir sind weiter in Verhandlungen“, sagte eine Voith-Sprecherin gegenüber FINANCE. Man sei aber guter Dinge, dass es „möglicherweise“ im Laufe des Mai noch Neuigkeiten gebe. Ende Mai legt das Familienunternehmen aus Heidenheim Halbjahreszahlen für das Geschäftsjahr 2015/2016 vor.
Private-Equity-Investoren sollen an Voith-Sparte interessiert sein
Die Suche nach einem Käufer zieht sich nun schon über ein Jahr hin. Voith hatte den Bereich Industrial Services im Februar 2015 zum Verkauf gestellt. Die Sparte, die mit einer Milliarde Euro immerhin ein Fünftel des Konzernumsatzes ausmacht, fällt einem groß angelegten Umbau zum Opfer: Die Digitalisierung und die Vernetzung der Produktion (Industrie 4.0) setzen dem Maschinenbauer zu. In dem neuaufgestellten Konzern ist für Dienstleistungen kein Platz mehr.
Anfang Dezember hatte die Nachrichtenagentur Reuters noch berichtet, dass mit der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), Triton, Rhone Capital und Sun Capital gleich vier Investoren endgültige Angebote angekündigt hätten. Kurz vor Weihnachten hieß es dann, es seien noch zwei Bieter im Rennen: Triton sowie DBAG gemeinsam mit finnischem Gebäudedienstleister Caverion. Seither ist es ruhig geworden in der Gerüchteküche.
Es hatte aber bereits Anzeichen dafür gegeben, dass die Verhandlungen offenbar zäh laufen. Voith-CFO Hermann Jung sagte im Januar gegenüber FINANCE: „Für die Marktprüfung haben wir uns bis zum 31. März Zeit gegeben.“ Das klang schon etwas defensiver als die Äußerungen seines CEO einige Wochen zuvor.
Voith braucht Verkaufserlös um das Rating zu stabilisieren
Voith muss nun weiter auf die Cash-Zuflüsse aus dem Deal warten. Kolportiert wurde zuletzt ein möglicher Verkaufserlös von 350 Millionen Euro. Diese Mittel könnte CFO Jung gut gebrauchen, um die Ambitionen von CEO Lienhard zu finanzieren. Der hatte angekündigt, mit Zukäufen zu liebäugeln.
Die frischen Mittel sind aber auch wichtig, um das Rating nicht weiter unter Druck zu setzen: Die Ratingagentur Moody’s hat die Bonität von Voith seit Ende 2014 zweimal heruntergestuft. Aktuell liegt das Rating mit Ba1 nicht mehr im Investmentgrade-Bereich. „Der Verkaufserlös ist in der aktuellen Bewertung bereits eingepreist“, sagte Moody’s-Analyst Martin Fujerik im Januar gegenüber FINANCE. Mit anderen Worten: Sollte Voith deutlich weniger für die Dienstleistungssparte bekommen, könnte das negative Konsequenzen für die Bonitätseinschätzung haben.
Info
Eine ausführliche Analyse über die Lage bei Voith finden Sie in der FINANCE-Printausgabe 01/2016. Das E-Paper können Sie hier erwerben.