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Voith will Kuka-Erlös in M&A-Deals investieren

Voith sucht jetzt nach Zukaufszielen im digitalen Bereich.
Voith

Das Voith-Management hat seine Entscheidung getroffen: Das Familienunternehmen verkauft seine Beteiligung am Roboterbauer Kuka an den chinesischen Konzern Midea. Für die 25,1 Prozent der Anteile bekommt Voith 1,2 Milliarden Euro. Das Geld soll vollständig in die „digitale Transformation“ fließen, teilte der Maschinen- und Anlagenbauer mit. Das beinhalte sowohl organisches Wachstum als auch Zukäufe.

Voith war Ende 2014 bei Kuka eingestiegen. Die Beteiligung am Roboterhersteller sollte dem Familienunternehmen helfen, die eigene Produktpalette in die digitale Gegenwart zu holen. Vor allem die Stärke von Kuka beim Thema Automatisierung dürfte für Voith interessant gewesen sein.

Voith reagierte zunächst skeptisch auf Angebot von Midea

Die Strategie, selbst nach und nach die Position bei Kuka zu stärken, wurde zunichte gemacht, als im Mai der chinesische Industriekonzern Midea ein Übernahmeangebot für Kuka lancierte.  Auf dieses reagierten Voith-CEO Hubert Lienhard und CFO Hermann Jung zunächst zurückhaltend.

Doch am Ende überwog für die beiden Manager offenbar der Reiz, die Finanzlage von Voith auf einen Schlag dramatisch zu verbessern. Den Wert seines Kuka-Investments hat Voith dabei in 18 Monaten mehr als verdoppelt.

Damit hat das Familienunternehmen quasi ungewollt eine Rendite erzielt, von der Private-Equity-Investoren in den meisten Fällen nur träumen können. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, ist der Mittelständler auf der schwäbischen Alb für die Investmentmanager von Frankfurt bis New York doch ein Inbegriff für Solidität, aber auch für Konservativismus und mangelnde Risikobereitschaft. 

Voith-CFO Hermann Jung hinterlässt Erfolgsbilanz

Finanzchef Hermann Jung hinterlässt seinem Nachfolger Toralf Haag damit eine prall gefüllte Kriegskasse. Jung geht im Herbst in den Ruhestand, nachdem er 16 Jahre lang die Finanzen bei Voith geleitet und zuletzt neu geordnet hat. Das Familienunternehmen hatte wegen der Krise im Stammgeschäft mit Papiermaschinen seine Ertragskraft eingebüßt – auch, weil das Unternehmen zunächst nur verhalten auf den digitalen Wandel reagiert hatte. Jung verordnete dem Unternehmen ein Sparprogramm. Einen 300-Millionen-Euro-Schuldschein gab er heraus, um Geld für die Refinanzierung der Mitte 2017 auslaufenden Anleihe einzuspielen.

Diese Refinanzierung ist auch ohne den Kuka-Deal gesichert – das lässt sich aus der Ankündigung ablesen, der Erlös solle einzig und allein ins Wachstum des Konzerns fließen. Trotzdem dürfte der Kuka-Deal auch der Konzernfinanzierung zu Gute kommen, da er ein Rating-Upgrade wahrscheinlich macht. Derzeit wird Voith mit Ba1 (Moody’s) als Non-Investmentgrade-Schuldner bewertet.

Die Messlatte für Jungs Nachfolger Toralf Haag liegt angesichts der Leistungen des Noch-CFO hoch. An Haag wird es liegen, in einem aufgeheizten M&A-Markt die richtigen Übernahmekandidaten zu finden und die Deals einzufädeln. Das ist keine Banalität, schließlich verlangen die Verkäufer für Firmen, die einen Bezug zum Zukunftsthema Digitalisierung haben, auf die ohnehin schon hohen Marktpreise noch stattliche Prämien.

Neben Voith hat auch der Unternehmer Friedhelm Loh seine Kuka-Anteile an Midea verkauft, berichtet das Handelsblatt. Der chinesische Konzern besitzt jetzt 48,5 Prozent der Aktien.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

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