Der Immobilienkonzern Vonovia plant die Übernahme des österreichischen Konkurrenten Buwog. Damit führt Finanzchef Stefan Kirsten die ambitionierte Übernahmestrategie des Dax-Konzerns fort. Der Vorstand und Aufsichtsrat von Buwog begrüßen das Übernahmeangebot und werden es den Aktionären empfehlen. CEO Daniel Riedel und Aufsichtsratschef Vitus Eckert haben bereits angekündigt, ihre Aktienpakete zu verkaufen.
Vonovia will den Buwog-Aktionären 29,05 Euro je Aktie in bar anbieten, das ist ein Aufschlag von 18,1 Prozent auf den Schlusskurs der Buwog-Aktie vom Freitag, dem 15. Dezember. Inklusive Schulden bewertet Vonovia Buwog bei dem Deal mit 5,2 Milliarden Euro (Enterprise Value).
Ebenfalls in dieser Summe berücksichtigt ist die mögliche Ausgabe neuer Aktien aus einer Wandlung von Buwog-Wandelschuldverschreibungen. Es handelt sich hierbei um ein Volumen von 300 Millionen Euro. Dazu spricht Vonovia ein Angebot für die Inhaber der Wandelschuldverschreibungen aus. In der ersten Annahmefrist sollen den Inhaber der Wandelschuldverschreibungen je 100.000 Euro Nominalbetrag 115.753,65 Euro erhalten. In der dreimonatigen Nachfrist wird ein reduzierter Preis je Wandelschuldverschreibung angeboten.
Vonovia hat bereits Gagfah und Conwert gekauft
Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 50 Prozent der Aktien plus eins. Die offizielle Offerte ist für Anfang Februar 2018 geplant, der Vollzug für Mitte März erwartet. Der Dax-Konzern will die Übernahme komplett mit Fremdkapital finanzieren, weitere Details sind noch nicht bekannt. Vonovia erhofft sich durch den M&A-Deal operative Kostenvorteile von rund 30 Millionen Euro pro Jahr, die bis Ende 2019 realisiert sein sollen. Sie sollen sich aus der gemeinsamen Bewirtschaftung der beiden Portfolien in Deutschland und Österreich ergeben. Vonovia hat aktuell 350.000 Wohnungen im Portfolio, Buwog 49.000. Rund 55 Prozent der Buwog-Wohnungen befinden sich in Deutschland.
Für Vonovia ist das nicht die erste Übernahme in Österreich: Bereits im Frühjahr dieses Jahres kaufte der Konzern die österreichische Conwert für 2,9 Milliarden Euro. Vonovia-Finanzchef Stefan Kirsten, den FINANCE für seine Leistungen zum CFO des Jahres 2017 gewählt hat, hat bereits mehrere große M&A-Deals für den Konzern eingefädelt. Nach dem Börsengang im Sommer 2013 – das Unternehmen hieß damals noch Deutsche Annington – übernahm Vonovia bereits Ende 2014 für 3,9 Milliarden Euro den Konkurrenten Gagfah. Zum Jahreswechsel 2015/16 wollte Kirsten die Deutsche Wohnen übernehmen, diese wehrte sich jedoch gegen das 14-Milliarden-Euro-Angebot – mit Erfolg.
Buwog-CFO Segal muss seinen Job abgeben
Interessant ist in diesem Zusammengang die Rolle des aktuellen Buwog-CFOs Andreas Segal. Er wird das Unternehmen nach der Übernahme verlassen. Es ist bereits das zweite Mal, dass er seine Position aufgrund eines Übernahmeangebots der Vonovia verliert. Segal war auch CFO bei der Deutsche Wohnen, als Vonovia den feindlichen Übernahmeversuch startete. Kurz darauf schied er überraschend aus.
Auch andere Personalien stehen schon fest: Buwog-CEO Daniel Riedl soll als neues Mitglied im Vonovia-Vorstand die Verantwortung für das österreichische Geschäft sowie das Development-Geschäft übernehmen. COO Herwig Teufelsdorfer wird die operativen Geschäfte in Österreich weiterhin verantworten.
Info
Mehr über Vonovia-CFO Stefan Kirsten und Buwog-CFO Andreas Segal erfahren Sie auf dem jeweiligen FINANCE-Köpfeprofil.