Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia plant die nächste milliardenschwere Übernahme. Wie der Dax-Konzern bekanntgab, wollen die Bochumer den österreichischen Konkurrenten Conwert übernehmen. Samt Schulden bietet Vonovia bis zu 2,9 Milliarden Euro.
Conwert hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwas mehr als 500 Millionen Euro gemacht. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei 181 Millionen Euro. Die Annahmeschwelle liegt bei 50 Prozent plus eine Aktie.
Vonovia-CEO Rolf Buch und CFO Stefan Kirsten wollen den M&A-Deal durch die Ausgabe neuer Aktien finanzieren. Conwert-Aktionäre sollen für 149 Wertpapiere der Österreicher 74 Aktien von Vonovia erhalten. Das entspricht aktuell einem Barwert von 17,58 Euro je Conwert-Aktie und einer Prämie von 23,8 Prozent auf den durchschnittlichen Börsenwert der Wiener in den vergangenen sechs Monaten, schreibt Vonovia.
Vonovia will Portfolio mit Conwert-Kauf erweitern
Alternativ bietet Vonovia eine in Österreich verpflichtende Barzahlung in Höhe von 16,16 Euro je Aktie an. Vonovia verfügt laut eigener Aussage über ausreichende finanzielle Mittel, um auch die Barkomponente des Angebots abzudecken.
Der Dax-Konzern will mit dem M&A-Deal sein Wohnungsportfolio regional erweitern. Conwert hat seinen Sitz zwar in Österreich, 80 Prozent der Immobilien befinden sich jedoch in Deutschland, vor allem in Städten wie Dresden und Leipzig, wo Vonovia bislang nicht nennenswert vertreten ist. Auch die Immobilien in Wien will Vonovia behalten. Auch die Conwert-Zentrale in Wien soll laut Vonovia erhalten bleiben, ebenso wie das Listing an der Wiener Börse. Vonovia räumt sich das Recht ein, den Verwaltungsrat von Conwert neu zu besetzen, will die von den Österreichern vorgeschlagenen Kandidaten, die die Minderheitsaktionäre repräsentieren sollen, jedoch unterstützen.
Die Konzerne erhoffen sich ab 2017 durch die Teil-Refinanzierung von Conwert Finanzsynergien von 5 Millionen Euro jährlich. Diese dürften durch die bessere Bonität von Vonovia und die dadurch niedrigeren Zinszahlungen entstehen. Das Ratinghaus Standard & Poor’s bewertet die Bochumer mit BBB+, Conwert hingegen mit BBB- zwei Stufen schlechter. Die jährlichen operativen Synergien sollen durch die Übernahme bei 7 Millionen Euro liegen und in zwei Jahren realisiert werden.
Conwert begrüßt Vonovia-Offerte
Conwert begrüßt die Übernahmeofferte, der Verwaltungsrat der Österreicher steht dem Angebot positiv gegenüber. Die beiden Konzerne haben bereits ein Business Combination Agreement (BCA) unterzeichnet.
Dass Conwert den M&A-Deal unterstützt, war wichtig, denn die Wiener haben sich in der Vergangenheit als harter Brocken erwiesen. Im vergangenen Jahr wollte die Deutsche Wohnen das Unternehmen übernehmen, scheiterte aber. Die Deutsche Wohnen hatte 11,50 Euro je Conwert-Aktie geboten.
Adler Real Estate macht Buchgewinn von 34 Millionen Euro
Anfang des Jahres hatte zudem Conwerts Großaktionär Adler Real Estate versucht, seine Macht auszubauen. Der SDax-Konzern, der mehr als ein Viertel der Conwert-Aktien hält, wollte drei von vier Positionen im Verwaltungsrat mit eigenen Kandidaten besetzen. Am Ende fanden die Parteien einen Kompromiss: Adler-Aufsichtsratschef Dirk Hoffmann trat dem Gremium als fünftes Mitglied bei. Sollte Vonovia der M&A-Deal gelingen, wird Hoffmann aus dem Conwert-Verwaltungsrat wieder ausscheiden.
Auch Adler Real Estate begrüßt die Übernahme durch Vonovia. Der Konzern will seine 26 Millionen Conwert-Papiere in Vonovia-Aktien umtauschen und wird nach dem Aktientausch rund 2,5 Prozent der Vonovia-Aktien kontrollieren. Weil Adler zu deutlich günstigeren Kursen bei Conwert eingestiegen ist, erzielt der stark gewachsene, aber hoch verschuldete Immobilienkonzern durch die Transaktion einen Nettogewinn von 101 Millionen Euro, der Buchgewinn wird bei 34 Millionen Euro liegen.
Wenig überraschend haben die Adler-Aktien auf die Nachricht hin einen Sprung gemacht, denn der Deal verschafft Adler nicht nur einen außerordentlichen Gewinn, sondern auch größere strategische Freiheit: Der kleine Minderheitsanteil an dem Dax-Konzern Vonovia ist deutlich fungibler als die Sperrminorität bei Conwert. Sollte Adler Kapitalbedarf haben, ließe sich das Aktienpaket an Vonovia deutlich leichter zu Geld machen als die Conwert-Beteiligung.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.