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Windreich-Investorensuche: Verwalter reicht Balz die Hand

Er verhandelt
Schultze & Braun

Der Insolvenzverwalter des Windparkprojektierers Windreich, Holger Blümle, begrüßt, dass Windreich-Gründer Willi Balz erstmals konkrete Namen möglicher Kaufinteressenten für die beiden Offshore-Windparks Global Tech 1 und MEG 1 genannt hat. Die beiden gewaltigen Windparks in der Nordsee, die sich derzeit noch im Bau befinden, sind die mit Abstand wertvollsten verbliebenen Vermögenswerte von Windreich.

„Es wäre für alle Gläubiger erfreulich, wenn es Herrn Balz gelänge, seine Investorengespräche zu einem positiven Abschluss zu bringen“, erklärt Blümle gegenüber FINANCE. Er werde Balz bei der Investorensuche „keine Steine in den Weg legen“, verspricht er. Allerdings lässt Blümle auch durchblicken, dass er die von Balz genannten Wertindikationen für die beiden Windparks unverändert für ambitioniert hält. Balz geht davon aus, bei einem Verkauf der Windpark-Anteile jeweils mehr als 150 Millionen Euro erzielen zu können – „vorsichtig geschätzt“.

Indes: „Als Insolvenzverwalter bin ich gehalten, Entscheidungen auf Basis konkreter Fakten zu erarbeiten und nicht nur aufgrund von Prognosen“, erklärt Blümle. Leider könne er nicht „mit dem grenzenlosen Optimismus von Herrn Balz zu Werke gehen“, sondern dürfe, „keine Erwartungen wecken, die sich später als nicht erfüllbar herausstellen“.

Insolvenzverwalter Holger Blümle: „Investorensuche verläuft parallel“

Indirekt relativiert Blümle auch die Hoffnungen, dass die Erfolgsaussichten von Balz‘ Investorensuche mit der erstmaligen Nennung konkreter Namen  nun höher einzuschätzen seien. Der Rechtsanwalt der Kanzlei Schultze & Braun erinnert daran, dass sich in der sachhe nicht viel geändert habe: „Balz hat schon in der Vergangenheit kommuniziert, dass er jederzeit eigenständig geeignete Kaufinteressenten unter Nachweis der entsprechenden Kaufabsicht präsentieren könne.“ Leider sei es aber auch Balz – genau wie ihm selbst – bisher noch nicht gelungen, ein konkret umsetzbares Angebot zu erhalten.

Insolvenzverwalter Blümle bestätigt, dass er sich bei der Investorensuche nicht eng mit Balz abstimmt, was der Windreich-Gründer für einen Fehler hält und in der Vergangenheit bereits hart kritisiert hat. „Die Investorensuche verläuft parallel“, stellt Blümle klar. Nur wenn diese Erfolg habe, gäbe es eine Basis für eine Fortführung von Windreich im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens.

„Dies mag verstehen, wer will“: Willi Balz legt nach

Windreich-Gründer Will Balz unterstellt Blümle dagegen die Absicht, Windreich zerschlagen zu wollen. Er hat einen eigenen „Insolvenzplan“ vorgelegt, der allen Gläubigern – auch den Inhabern der beiden Windreich-Mittelstandsanleihen, die 125 Millionen Euro im Feuer haben –  eine volle Rückzahlung ihrer Kredite in Aussicht stellt. Balz‘ Versprechen fußt jedoch auf der Annahme, dass die Großprojekte Global Tech 1 und MEG1 zu deutlich höheren Preisen verkauft werden können, als Blümle das für realistisch hält.   
    
In einer „persönlichen Erklärung“, die Balz in der Nacht zu Mittwoch verbreitete, legt der Windreich-Gründer noch einmal nach: „Es ist verwunderlich, dass dieser Plan von Blümle nicht akzeptiert wird und er sich von diesem auch noch öffentlich distanziert.“ Dem Vernehmen nach sei der von ihm vorgelegte alternative Plan für das weitere Vorgehen bei Windreich nicht einmal zur Abstimmung gebracht worden. Balz dokumentiert sein Unverständnis in der ihm eigenen Deutlichkeit: „Dies mag verstehen, wer will, ich jedenfalls nicht.“

Blümle argumentiert, dass es sich bei Balz‘ Vorschlägen „lediglich um Prognosen" handele. „Insoweit fehlt aus Sicht der Insolvenzverwaltung und der Gläubigerausschüsse noch die Grundlage für eine wirklich Entscheidung.“ Wie es scheint, liegen die Positionen von Balz und Blümle noch immer weit auseinander.

Info

Alle Hintergründe zum Meinungsstreit zwischen Blümle und Balz und wie Balz die Macht über Windreich verloren hat, lesen Sie auf unserer Themenseite zu Windreich.

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