Hans Rudolf Wöhrl will die insolvente Air Berlin für bis zu 500 Millionen Euro kaufen. Ein entsprechendes Angebot hat der Nürnberger Unternehmer bei Air-Berlin-Sachwalter Lucas Flöther und dem Generalbevollmächtigten Frank Kebekus eingereicht. In der vergangenen Woche hatte Wöhrl ein „ziemlich hohes“ Gebot für die Fluggesellschaft angekündigt.
Wie hoch der Kaufpreis letztendlich ausfallen wird, ist allerdings noch unklar: Der Betrag werde in mehreren Tranchen bezahlt, teilte Wöhrls Firma Intro mit. Die erste Rate liege bei 50 Millionen Euro und werde am Übergabetag fällig. Die übrigen 450 Millionen Euro seien ergebnisabhängig. Welche spezifischen Kriterien für eine erfolgreiche Sanierung zu Grunde liegen, lässt Wöhrl offen.
Wöhrl will Air Berlin mit Partnern übernehmen
Wöhrl will die Airline nicht alleine erwerben: Er habe die Lufthansa, Condor, Tui, Germania und Niki Lauda darüber informiert, dass sie sich an dem Angebot beteiligen könnten, erklärte der Unternehmer. Dabei spiele die genaue Mehrheitsverteilung eine untergeordnete Rolle. „Um es einfach zu sagen, wir wären lieber mit 10 % an einer gesunden, als mit 100 % an einer kranken Air Berlin beteiligt“, erläutert der Unternehmer sein Vorhaben.
Wöhrl ist offenbar vor allem an den innerdeutschen Verbindungen, sowie an dem Verbindungen ab Berlin und Düsseldorf interessiert. „Die übrigen Flugzeuge sollen inklusive Besatzung und Wartung an die Partner oder andere Airlines verchartert werden“, heißt es in der Mitteilung.
Wöhrl hatte stets betont, er wolle Air Berlin als Ganzes übernehmen. Kartellrechtler haben jedoch Bedenken gegen eine Komplettübernahme der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Mit dem neuen Angebot will Wöhrl nun einen Kompromiss herbeiführen, um das Unternehmen als Ganzes zu erhalten.
Lufthansa und Tui sollen an Allianz für Niki schmieden
Dass sich Lufthansa und Tui auf einen Deal mit dem streitbaren Unternehmen einlassen, gilt jedoch als eher unwahrscheinlich. Die beiden Konzerne sollen indes gerade über eine Aufteilung des Air-Berlin-Ferienfliegers Niki verhandeln, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider.
Wöhrl betont daher, man sei nicht auf Partner angewiesen, um die Übernahme zu stemmen. Die erste Tranche über 50 Millionen Euro werde von seiner Firma Intro und Investoren aufgebracht. Ein entsprechender Kapitalnachweis liegt dem Unternehmer zufolge bereits vor.
Wöhrl hatte sich zwischenzeitlich aus dem Bieterverfahren zurückgezogen, weil er sich weigerte eine Vertraulichkeitserklärung zu unterzeichnen, bevor er die Geschäftsdaten der Airline prüfen könne. Zu jenem Zeitpunkt hätte sich dieses Vorgehen nicht mit der von Wöhrl geplanten Gruppenlösung vereinbaren lassen. Neben Wöhrl befinden sich noch zahlreiche weitere Unternehmen im Rennen um die Geschäftsbereiche von Air Berlin. Bis zum 15. September können Interessenten ihre Offerten vorlegen. Bereits am 21. September soll darüber entschieden werden, wer den Zuschlag erhält.
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