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Zerschlagung von Vapiano beginnt

Die insolvente Restaurantkette Vapiano hat einen M&A-Prozess eingeleitet.
Vapiano

In den vergangenen Wochen hatte sich das Drama um Vapiano massiv zugespitzt – von einem Liquiditätsengpass über einen öffentlichen Hilferuf bis hin zur Insolvenz. Jetzt soll die angeschlagene Kölner Restaurantkette zerschlagen werden.

Nun hat der Vapiano-Vorstand gemeinsam mit der vorläufigen Insolvenzverwalterin Ruth Rigol von der Pluta Rechtsanwaltsgesellschaft beschlossen, einen M&A-Prozess einzuleiten – für  das weltweite Geschäft der Vapiano-Gruppe, die Restaurant-Portfolios und einzelne Vermögenswerte. Weltweit betreibt Vapiano mehr als 230 Restaurants, in Deutschland sind es mehr als 80. Davon sind knapp 30 Filialen Franchise-Restaurants.

Übernehmen Alteigentümer Vapiano-Restaurants?

Die Franchise-Restaurants insbesondere in Deutschland werden allerdings nicht in den Verkaufsprozess einbezogen, betont Vapiano. Insgesamt wollen die Kölner voraussichtlich schon Ende Mai Vollzug verkünden. Der M&A-Prozess wird von PwC begleitet.

Details zum Verkaufsprozess nennt Vapiano nicht. Dem Online-Nachrichtenportal „Food Service“ zufolge gebe es allerdings „ernstzunehmende Angebote von zwei Alteigentümern“, die jeweils rund 30 Restaurants inklusive der Markenrechte übernehmen wollen. Einer der Alteigentümer hätte sich sogar schon mit Franchisenehmern zusammengeschlossen, um seine Chancen auf den Deal zu erhöhen, so das Nachrichtenportal.

FINANCE-Köpfe

Lutz Scharpe, Vapiano SE

Lutz Scharpe beginnt seine berufliche Laufbahn 1990 bei der Commerzbank in Düsseldorf mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann, zwischen 1994 und 1997 folgt ein Trainee-Programm im Bereich Firmenkundenbetreuung. Nach seinem BWL-Studium ist Scharpe 1998 bei Mannesmann als Manager im Bereich Corporate Finance tätig. Im Jahr 2000 gründet er die Investor-Relations- und Kommunikationsberatung IR.on mit, wo er bis 2003 den Posten des Finanzchefs übernimmt.

2003 wechselt Scharpe zur Deutschen Lufthansa. Dort ist er in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als Director Controlling Solutions & M&A bei der Tochter LSG Lufthansa Service, als Director Merger & Acquisitions für den Mutterkonzern und als Finanzchef Nord- und Osteuropa für LSG Sky Chefs Denmark in Kopenhagen. Im Jahr 2010 steigt er zum Europa-CFO der LSG Sky Chefs Europe in London auf. Im Dezember 2015 übernimmt er den Posten als Finanzvorstand bei der Restaurantkette Vapiano, die er im Juni 2017 an die Börse bringt.

zum Profil

Eine Übernahme durch einen Alteigentümer hätte den Charme, dass die Franchisenehmer profitable Restaurants in ihrer Region übernehmen und weiterbetreiben könnten. Sollte am Ende des M&A-Prozesses aber ein Ergebnis stehen, das sich „gegen die Interessen der Franchisenehmer richte“, würden diese erwägen, ihre Verträge zu kündigen, so „Food Service“.

Separater M&A-Prozess für Vapiano Frankreich

Für die nicht von einer Insolvenz betroffenen Vapiano-Tochtergesellschaften in Frankreich, die Restaurants in Frankreich und Luxemburg betreiben, führen die Kölner einen separaten Verkaufsprozess durch. Dort befinden sich die Verhandlung mit potentiellen Investoren Vapiano zufolge bereits in einem fortgeschrittenem Stadium. Ende Mai könnten die Kaufverträge schon unterzeichnet sein. In Frankreich betreibt Vapiano mit einem Joint-Venture-Partner, der als Lizenznehmer agiert, knapp 30 Restaurants.

Insgesamt sind von der Pleite mehr als 1.000 Mitarbeiter bei der Vapiano-Gruppe und weitere 1.500 Mitarbeiter bei Vapiano in Deutschland betroffen. Die Kölner haben eine Insolvenzgeldvorfinanzierung für die Mitarbeiter sichergestellt, so dass erste Insolvenzgeldzahlungen bereits geflossen sind. Die Gehälter der Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Vapiano erhält Massedarlehen

Um sich in der Insolvenz und während des laufenden Verkaufsprozesses über Wasser zu halten, erhält Vapiano zudem ein Massedarlehen. Dieses dient der Überbrückung, bis der Geschäftsbetrieb der Gruppe wieder aufgenommen werden kann, teilten die Kölner mit. Die operativ tätigen Tochtergesellschaften in Deutschland, die sich ebenfalls in einem vorläufigen Insolvenzverfahren befinden, erhalten ebenfalls einen Massekredit. Alle Verfahren der deutschen Tochtergesellschaften begleitet Stefan Conrads von Pluta.

Wer das Massedarlehen bereitstellt, teilen die Insolvenzverwalter nicht mit. Details zur Höhe des Darlehens gab der Insolvenzverwalter auf FINANCE-Nachfrage nicht bekannt.

Die Insolvenzverwalterin Ruth Rigol ist in der Mitteilung positiv gestimmt: „Wir wollen einen offenen, transparenten und zeitlich straffen Verkaufsprozess durchführen. Die Gewährung der Massedarlehen ist zudem ein wichtiger Schritt zum Erhalt der Restaurantkette. Wir haben in den vergangenen Wochen zahlreiche positive Signale aus dem Markt bekommen und sind zuversichtlich, einen Investor für die Vapiano-Gruppe zu finden.“

Absturz der Vapiano-Aktie seit Anfang des Jahres

Corona macht Vapiano zum Pennystock

Die gebeutelten Aktionäre reagieren positiv auf den eingeleiteten Verkaufsprozess: Am heutigen Montagvormittag stieg der Wert der Aktie – allerdings immer noch im Pennystock-Bereich – um 23 Prozent auf 60 Cent.

In den vergangenen Wochen war das Papier extrem abgerauscht: Noch bevor das Coronavirus sich in Deutschland ausgebreitet hatte, war die Vapiano-Aktie knapp 3,70 Euro wert. Im vergangenen Sommer waren es sogar noch mehr als 6 Euro. Im März, nach dem Lockdown, sank das Papier dann schon auf knapp 90 Cent. Anfang April, als Vapiano in die Insolvenz ging, ging es weiter bergab bis unter 30 Cent. An die Börse gegangen war Vapiano vor drei Jahren zu 23 Euro je Aktie.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Nach dem Börsengang kam die Talfahrt: Eine zu aggressive Wachstumsstrategie ließ Vapiano von einer Krise in die nächste rutschen. Jetzt kämpft die Restaurantkette ums Überleben. Mehr dazu auf unserer Themenseite zu Vapiano. Mehr über den Vapiano-CFO lesen Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Lutz Scharpe. Wie die Coronakrise andere deutsche Unternehmen erwischt, steht auf unserer Themenseite zum Coronavirus.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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