Kein Schlusspunkt im Übernahmekampf um Haldex: ZF Friedrichshafen ist mit seinem Übernahmeangebot für den schwedischen Bremsenhersteller gescheitert. Insgesamt wurde ZF von den Haldex-Aktionären nur rund 9,6 Prozent des Aktienkapitals angedient. Selbst mit den 21,7 Prozent, die ZF bereits an Haldex hält, lag das Ergebnis weit unter der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent und einer Aktie, die ZF festgelegt hatte.
Dabei hatten die Friedrichshafener diese Annahmeschwelle im Bieterkampf bereits deutlich gesenkt. Ursprünglich waren 90 Prozent vorgesehen. Außerdem stockte ZF das Angebot von einst 100 auf 120 Schwedische Kronen je Aktie auf und hatte die Unterstützung der Haldex-Führung im Rücken. Für die Aktionäre zählt das offenbar wenig, denn das Angebot des härtesten Konkurrenten in diesem Bieterkampf, dem ebenfalls deutschen Bremsenhersteller Knorr-Bremse, liegt um 5 Schwedische Kronen je Aktie höher.
ZF gibt Haldex nicht auf
Aufgrund der niedrigen Annahmeschwelle hat ZF Friedrichshafen das Barangebot jetzt zurückgezogen, damit bleiben alle Aktien bei ihren bisherigen Eignern. ZF will sich jedoch nicht aus dem Unternehmen zurückziehen. Der Zulieferer ist und bleibt – zumindest kurzfristig – nach wie vor der größte Aktionär des schwedischen Unternehmens. Doch ein Rückzug scheint eine reelle Option zu sein. Das Management stehe für konstruktive Gespräche mit den anderen Aktionären von Haldex zur Verfügung, teilte ZF mit.
Im Klartext heißt das wohl, dass sich ZF auch eine Übereinkunft mit dem Konkurrenten Knorr-Bremse vorstellen kann. In Medienberichten war bereits über eine mögliche Aufteilung der begehrten Bremstechniksparte von Haldex spekuliert worden.
Knorr-Bremse-Angebot für Haldex läuft bis Dezember
Ob es dazu kommen wird, hängt jetzt davon ab, wie die Haldex-Aktionäre das Angebot von Knorr-Bremse bewerten. Das höhere Barangebot geht – aus Sicht des Haldex-Managements – auch mit größeren Risiken einher. So ist unklar, ob die Kartellämter der Übernahme ohne weiteres zustimmen werden oder ob es unter Umständen Auflagen für den Zukauf geben könnte.
Auch Knorr hat die Mindestannahmeschwelle in seinem letzten Angebot auf 50 Prozent gesenkt. Allerdings hielt das Familienunternehmen nach einer Aufstockung im September nach offiziellen Angaben zuletzt nur 15 Prozent der Anteile und damit weniger als ZF. Umso mehr Aktionäre müssen Gefallen am Angebot der Münchener finden. Für die Andienung ihrer Aktien haben sie noch bis zum 5. Dezember Zeit. Dann läuft die Frist für das Angebot für das Knorr-Bremse-Angebot ab.
Es ist also gut vorstellbar, dass in der Übernahmeschlacht nun erst einmal eine Ruhepause eintritt. In dieser Zeit wird sich auch das Management von Haldex neu orientieren müssen. Der Vorstand stand konsequent an der Seite des Bieters ZF. Nun, da es auf einen neuen Hauptaktionär Knorr-Bremse hinausläuft, könnte auch die Führungsspitze der Schweden Teil der Gespräche werden, die jetzt hinter den Kulissen an Dynamik gewinnen dürften.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.