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Elliott stört Immobilien-Mega-Deal

Hat mit dem Hedgefonds Elliott einen neuen Aktionär an Bord: Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen
Deutsche Wohnen

Die Übernahmepläne sind noch nicht einmal einen Monat alt, da interveniert der aktivistische Investor Elliott bereits in den Milliardendeal zwischen Vonovia und der Deutschen Wohnen: Wie aus einer aktuellen Stimmrechtsmitteilung hervorgeht, hat sich der Hedgefonds mit über 3 Prozent an der Deutschen Wohnen beteiligt.

Der Hedgefonds, hinter dem der prominente Investor Paul Singer steht, ist bekannt für seine M&A-Arbitrage: Oft hat er gelistete Übernahmeziele im Visier, beteiligt sich an ihnen und fordert dann vom Käufer einen höheren Preis. Auch in Deutschland war er schon oft aktiv – manchmal mit Erfolg wie bei Scout24, mal mit weniger Erfolg wie bei SLM Solutions.

Vonovia bietet verhältnismäßig geringe M&A-Prämie

Vonovia bietet 53,03 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie, was einer Prämie von 18 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vor Bekanntwerden der M&A-Pläne entspricht. Gemessen am gewichteten Drei-Monats-Kurs der Aktie beträgt der Aufschlag 25 Prozent. Aktuell notiert das Papier bei rund 51,80 Euro, was impliziert, dass die meisten Marktteilnehmer nicht mit einer Aufstockung des Übernahmeangebots rechnen.

Allerdings ist die gebotene Übernahmeprämie vergleichsweise gering. Studien zeigen, dass exorbitante Übernahmeprämien zwar nicht immer eine Erfolgsgarantie für eine Offerte sind. Doch hohe Angebote machen den geplanten M&A-Deal weniger attraktiv für einen Einstieg von Hedgefonds wie Elliott.

Die Aktionäre beider Unternehmen ließ die Nachricht von Elliotts Beteiligung bislang unbeeindruckt, beide Kurse schwankten am heutigen Vormittag nur geringfügig.

M&A-Arbitrage wird schwer für Elliott

Mit dem Immobilien-Deal hat sich Elliott keine „low-hanging-fruits“-Transaktion ausgesucht: Die Mindestannahmeschwelle hat Vonovia bei gerade einmal 50 Prozent festgelegt. Das vergrößert die Erfolgschancen der Transaktion enorm, selbst dann, wenn ein aktivistischer Investor mitmischt. Alleine hat ein solcher praktisch keine Chance, eine Sperrminorität aufzubauen. Bei der Deutschen Wohnen müsste Elliott dafür bis zu 50 Prozent der Aktien kaufen, was fast 9 Milliarden Euro kosten würde.

Der Streubesitz der Deutschen Wohnen liegt bei fast 64 Prozent. Dies bedeutet, dass Elliott eine große Anzahl an Verbündeten auf seine Seite ziehen müsste, um genügend Druck auf Vonovia für ein höheres Übernahmeangebot ausüben zu können. Hinzu kommt, dass der Vorstand der Deutschen Wohnen der Offerte bereits seinen Segen erteilt hat.

Rückhalt finden könnte der Hedgefonds bei den institutionellen Investoren, die an der Deutschen Wohnen beteiligt sind – eine beliebte Strategie der Hedgefonds. Doch auch hier dürfte es schwer werden. Blackrock kommt auf einen Anteil von 7,9 Prozent, State Street hält rund 3 Prozent, und dem US-Investor MFS Investment Management gehören knapp 5 Prozent. Selbst wenn es Singer gelänge, die drei Investoren auf die eigene Seite zu ziehen, käme er bei weitem noch nicht an eine Sperrminorität heran, die es ihm ermöglichen würde, auf Hauptversammlungen einen Übernahmebeschluss zu verhindern.

Ebenfalls mit einem größeren Aktienpaket an der Deutschen Wohnen beteiligt ist der norwegische Staatsfonds mit knapp 7 Prozent der Anteile. Für diesen wäre es ungewöhnlich, gemeinsame Sache mit einem Aktivisten zu machen. Die UBS sowie Goldman Sachs halten jeweils 3 Prozent. Ob und für welche Kunden die beiden Banken ihre Positionen halten, ist nicht bekannt.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Aktivisten wie Elliott greifen auch in Deutschland immer stärker durch. Wen sie im Visier haben, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite aktivistische Investoren.

Mehr über die beiden CFOs, die womöglich schon bald mit Elliott kommunizieren müssen, lesen Sie auf den FINANCE-Köpfe-Profilen von Helene von Roeder und Philip Grosse.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.