Sneaker-Händler Asphaltgold geht an Schweizer Athleisure-Gruppe
Seit 2008 hat sich Daniel Benz dem Geschäft mit stylischen Sneaker verschrieben und trifft damit den Puls der Zeit. Unter dem Label Asphaltgold vertreibt Benz Streetwear über einen Onlineshop und einen stationären Flagship-Store in Darmstadt. Nach eigenen Aussagen ist Asphaltgold zu einem der führenden Onlineshops für Sneaker, Streetwear-Kleidung und Lifestyle-Produkte im Top-Tier-Segment avanciert.
Nun wird das Unternehmen verkauft, neuer Eigner ist das Schweizer Markenkonglomerat Arklyz Group. Unter dessen Dach soll mit Hilfe der globalen Erfahrung und Infrastruktur das Geschäft von Asphaltgold ausgebaut werden. Asphaltgold werde nach der Übernahme seine Online-Plattform und den stationären Laden weiter betreiben, erklären die Unternehmen. Daher wird auch Benz nach dem Deal als Geschäftsführer an Bord blieben. Auch die Schweizer wollen mit der Transaktion ihre Expansion vorantreiben: „Asphaltgolds digitaler Ansatz, der auf Storytelling über Social-Media-Plattformen setzt, ist für die zukünftigen Expansionspläne von Arklyz äußerst attraktiv“, erklärt Param Singh, Eigentümer und CEO von Arklyz.
Zu Arklyz gehören Marken wie Salomon, Head und auch The Athlete‘s Foot, die ebenfalls im Schuhgeschäft aktiv ist. Gütt Olk Feldhaus unter der Federführung von Adrian von Prittwitz sowie Goetzpartners haben Asphaltgold beim Verkauf des Unternehmens beraten. Arklyz erhielt Unterstützung von Baker Tilly.
Deal mit der Schufa schafft Open-Banking-Zahlungsplattform
Die Schufa verkauft ihren Anbieter von Open-Banking-Lösungen. Finapi ist nach Angaben der Mutter führend in Deutschland. Durch den Verkauf an den britischen Konkurrenten Yapily entsteht nun die größte Open-Banking-Zahlungsplattform Europas.
Laut „Finanz-Szene“ sollen die Briten eine hohen zweistelligen Millionenbetrag für das Münchener Fintech bezahlen. Der Deal soll noch 2022, voraussichtlich im zweiten Halbjahr, abgeschlossen werden. Die Schufa-Tochter wird vorerst als unabhängiges, reguliertes Unternehmen in Deutschland bestehen bleiben, die Schufa selbst wird ihre 75-prozentige Beteiligung an Yapily verkaufen.
2021 haben die beiden Unternehmen zusammen ein Zahlungsvolumen von 39,5 Milliarden US-Dollar abgewickelt und monatlich mehr als 1 Million aktive Nutzer bedient. Durch die Übernahme soll sich der Kundenstamm von Yapily mehr als verdoppeln und qualitativ ergänzt werden. Finapi zählt zu seinen Kunden nach eigenen Angaben mehr als 50 Großunternehmen aus der Finanz-, Versicherungs- und IT-Branche. Für Yapli-Gründer und CEO Stefano Vaccino ist der strategische Zukauf vor allem ein „Meilenstein auf dem Weg vom revolutionären Start-up zum ambitionierten Scale-up“. Latham & Watkins hat Yapli bei der Transaktion beraten (Federführung: Sebastian Pauls).
Millionen-Deal für deutsches Biotech
Die USA gelten als die Hochburg für innovative Biotechunternehmen. Wenn sich hierzulande ein kleines Start-up in dem Bereich als innovativ erweist, wird man jenseits des Atlantiks durchaus mal hellhörig. So geschehen nun mit der bayerischen Omicera Diagnostics, die von der US-amerikanischen Firma Exact Sciences Corporation übernommen wird. Über die Summe schweigen die Unternehmen. Laut Medienberichten soll die US-Börsenaufsichtsbehörde in einer Mitteilung dem Deal ein Volumen von rund 15 Millionen US-Dollar zugeschrieben haben.
Das deutsche Biotech bietet massenspektrometrische Analysen für menschliche Proben wie Blutplasma, Liquor und Urin an. Daraus zieht Omicera Ergebnisse basierend auf KI-Technologien, wodurch große Mengen klinischer Proben auf Zellproteine für die medizinische Diagnose analysiert werden können. Für Exact Sciences, die sich auf die Krebsvorsorge spezialisiert haben, ist Omicera ein strategisch wertvolles Asset. Honert hat das Biotech aus Planegg bei dem Verkauf an den Nasdaq-gelisteten US-Konzern beraten.
Weitere M&A-Deals
Das niedersächsische Unternehmen Commeo hat sich auf die wichtige Zukunftstechnologie Energiespeicher- und Energiemanagementlösungen fokussiert und damit die norwegische Arendals Fossekompani (AFK) auf den Plan gerufen. AFK ist Mehrheitseigentümer verschiedener Unternehmen in 26 Ländern aus dem Bereich Erneuerbare Energien und Produzent von Wasserkraft aus zwei Kraftwerken. AFK übernimmt nun die Mehrheit von 54,9 Prozent an Commeo für ihr neues batteriezentriertes Konzept Ampwell und setzt damit seine Wachstumsstrategie im Bereich Energietechnologie fort. Über den Preis schweigen die Unternehmen. SKW Schwarz hat Arendals Fossekompani bei dem Deal mit dem Energiespeicherspezialisten beraten. Commeo holte sich für den Verkauf der Mehrheitsanteile Unterstützung von RSM.
Mit dem Zusammenschluss zwischen Quentic und AMCS wollen die nächsten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit weiter vorantreiben. Die irische AMCS ist nämlich ein Spezialist für Software und Fahrzeugtechnologielösungen in der Abfall-, Recycling-, Versorgungs- und Ressourcenindustrie. Durch die Übernahme der Berliner Quentic, ein Software- und Services-Anbieter für die Bereiche Arbeitssicherheit, Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement, wollen die Iren ihr Angebot an zukunftsträchtigen digitalen Lösungen, die Arbeitsabläufe optimieren und einen direkten positiven Einfluss auf die Umwelt haben, erweitern. Beide Unternehmen unterstreichen laut Mitteilung das Potenzial, digitale Geschäftslösungen für eine gesündere, sauberere und nachhaltigere Zukunft künftig gemeinsam anzubieten.
In einer Bar oder einem Café schnell und unkompliziert über ein Ipad bezahlen – das kennen sicher schon viele. Gut möglich, dass dabei ein Kassensystem von Orderbird zum Einsatz kam. Denn das Berliner Software-Unternehmen ist einer der Marktführer für cloudbasierte Point-of-Sale-Systeme mit integriertem Bezahlsystem in Europa. Nun hat das Paytech-Unternehmen Nets, das Teil der Nexi Group ist, Orderbird übernommen. Schon 2021 hatte Nets über seinen in Deutschland ansässigen Anbieter von digitalen Zahlungsdiensten Concardis Anteile an Orderbird gekauft. „Im Hinblick auf den sich beschleunigenden Trend zu nahtlosen vertikalen Payment- und Banking-Software-Lösungen ist dies ein wegweisender Deal“, erklärt Orderbird-Gründer Jakob Schreiyer. Mit der Übernahme soll das internationale Wachstum des Unternehmens beschleunigt werden. Orderbird soll als Marke beibehalten werden und das Unternehmen als separate Geschäftseinheit innerhalb von Nexi operieren. Details zum Kaufpreis nennen die Firmen keine.
Das Big-Four-Haus PwC hat gleich zwei Zukäufe getätigt: Entsprechende Verträge wurden mit der Unternehmensberatung ID-Consult, einschließlich ihres Schwesterunternehmens Metus, und Eilersconsulting unterzeichnet. Beide Geschäftseinheiten sollen in den Advisory-Bereich von PwC integriert werden. Noch in diesem Sommer soll das Closing des Deals erfolgen. PwC plant mit der strategischen Akquisition, die eigenen Beratungsleistungen in den Bereichen Produkt- und Portfoliooptimierung sowie Lieferkettenmanagement zu erweitern. „Das Geschäft der ID-Consult ergänzt unser Beratungsangebot zur Produktoptimierung durch die einzigartige, holistische Methode optimal. Mit der Übernahme der Eilersconsulting erweitern wir unser Beratungsangebot um das tiefe Verständnis für individuelle SAP-Konzepte“, erklärt PwC-Advisory-Chef Joachim Englert.
Blick in den M&A-Markt
Im deutschen Mittelstand gibt es einen wichtigen Treiber für M&A: Die Nachfolgeregelung. Wie eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands Mergers & Acquisitions zeigt, beschäftigt sich fast die Hälfte aller deutschen Geschäftsführer von Mittelstandsbetrieben mit dem Verkauf ihrer Firma. Dabei gibt es klare Tendenzen über den bevorzugten Weg, der Nachfolgeregelung. Die meisten Befragten wollen am liebsten an einen Wettbewerber verkaufen (43 Prozent). Übergaben an Netzwerkpartner präferieren nur noch 29 Prozent, 22 Prozent bevorzugen den Exit an Kunden. 12,5 Prozent können sich einen Verkauf an Private-Equity-Häuser vorstellen.
Kurios: Der Preis bei einem potenziellen Verkauf rückt dabei im Mittelstand offenbar in den Hintergrund. Deutlich wichtiger ist den hiesigen Unternehmern der Vertrauenserhalt, den 86 Prozent als Kernpriorität angegeben haben, und die Sicherung der Arbeitsplätze, die für 59 Prozent essentiell ist. Der M&A-Verband hat in Zusammenarbeit mit der Universität Lancaster und der Universität Bamberg 200 Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 und 250 Millionen Euro befragt.
M&A-Berater-News
Grant Thornton bekommt in Deutschland Verstärkung: Seit Mai ist Stephane Müller neuer Partner in der Transaktionsberatung. Er verantwortet von Frankfurt aus die Bereiche Commercial Due Diligence mit Fokus auf Small- und Mid-Cap-Finanzinvestoren, Familienunternehmen sowie den Mittelstand. Müller ist ein Big-Four-Mann: Bevor er zu Grant Thornton kam, war er als Direktor bei der Wirtschaftsprüfung Deloitte im Bereich Financial Advisory tätig. Davor arbeitete Müller für PwC in der Strategy Group.
melanie.ehmann[at]finance-magazin.de
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.