ThyssenKrupp auf der Verkaufsspur
Über den Abverkauf von Beteiligungen will sich der Stahlkonzern ThyssenKrupp finanziellen Spielraum verschaffen. Jüngster Erfolg ist der Verkauf der Construction Group von ThyssenKrupp Steel Europe an den irischen Investor Kingspan. Ein Kaufpreis für die Bauelemente-Aktivitäten wurde nicht genannt, die Bauelemente-Gruppe macht einen Jahresumsatz von 315 Mio. Euro. CMS Hasche Sigle hat ThyssenKrupp beraten, Clifford Chance hat den Käufer Kingspan begleitet. Die Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen.
Im Rahmen der Portfolio-Neuordnung hat ThyssenKrupp vor einigen Wochen bereits die Eisengießerei Waupaca in den USA an KPS Capital Partners verkauft. Für die beiden Werke von Steel Americas in Brasilien und den USA prüft das Unternehmen ebenfalls einen Verkauf, Goldman Sachs und Morgan Stanley wurden mandatiert. Für das italienische Unternehmen Berco, einem Anbieter von Kettenlaufwerken für Baumaschinen mit einem Umsatz von 500 Mio. Euro, werden ebenfalls Verkaufsoptionen geprüft. ThyssenKrupp geht nach wie vor davon aus, dass auch der Zusammenschluss von Outokumpu und Inoxum bis zum Jahresende 2012 abgeschlossen werden kann.
Julius Bär übernimmt Vermögensverwaltung
Seit dieser Woche ist es offiziell: Die Schweizer Bank Julius Bär übernimmt von der Bank of America Merrill Lynch (BofA ML) das Geschäft der Merrill-Lynch-Sparte „International Wealth Management“ (IWM) außerhalb der USA. IWM verwaltete zum Stichtag 30. Juni ein Vermögen von 84 Mrd. US-Dollar, das entspricht etwa 81 Mrd. Schweizer Franken. Julius Bär will davon verwaltete Vermögen zwischen 57 und 72 Mrd. Franken integrieren. Perella Weinberg Partners war bei der Transaktion exklusiver Finanzberater für die Julius Bär Gruppe.
Julius Bär bezahlt im Rahmen des M&A-Deals 1,2 Prozent der transferierten Vermögen. Bei 72 Mrd. Franken wären das 860 Mio. Franken Kaufpreis. Julius Bär rechnet bei diesem Umfang mit einem für die zusätzlichen risikogewichteten Aktiva benötigten Eigenkapital von rund 300 Mio. Franken, die Gesamtkosten für Restrukturierung, Integration und Mitarbeiterbindung würden voraussichtlich 400 Mio. Franken betragen. Für die Finanzierung werden verschiedene Instrumente genutzt: Julius Bär will bis zu 530 Mio. Franken aus Überschusskapital zusteuern, 200 Mio. sollen aus neuen hybriden Instrumenten kommen, 740 Mio. aus neuem Aktienkapital. Von diesem Aktienkapital gehen 240 Mio. Franken als Kaufpreis an BofA ML, 500 Mio. werden durch ein Bezugsrechtsangebot ausgegeben. Die Aufnahme weiterer 250 Mio. Franken will der Verwaltungsrat von Julius Bär für „künftige strategische Flexibilität“ vorschlagen. Die außerordentliche Generalversammlung muss am 19. September zustimmen.
Strategisch versprechen sich die Schweizer von ihrem Zukauf eine stärkere Position im globalen Private Banking durch Größeneffekte und zusätzliche Standorte in den Wachstumsmärkten. Julius Bär und die BofA ML werden auch in anderen Bereichen kooperieren: Die Häuser werden sich gegenseitig Kunden empfehlen, die US-Bank wird den Schweizern verschiedene Produkte und Dienstleistungen zugänglich machen, darunter das globale Aktienresearch. Der Abschluss der Transaktion wird Ende 2012 oder Anfang 2013 erwartet. Die Übertragung der Geschäftsaktivitäten und die vollständige Integration soll zum vierten Quartal 2014 oder dem ersten Quartal 2015 abgeschlossen werden. Die Managementstruktur von Julius Bär wird zum Transaktionsabschluss hin neu ausgerichtet.
Weitere M&A-News und M&A-Deals der Woche
Der Immobilienkonzern IVG will das Bürogebäude The Squaire am Frankfurter Flughafen über einen Fonds losschlagen. Die Finanzierungsbedingungen seien aktuell vorteilhaft, ließ sich Finanzchef Hans Volckens zitieren. Insgesamt gebe es vier Varianten zum Verkauf: einen direkten Verkauf der Immobile, die Strukturierung als geschlossener Publikumsfonds, den Verkauf über einen Spezialfonds oder eine strukturierte Lösung. Die endgültige Entscheidung soll dem CFO zufolge Ende des Jahres fallen.
Der Investor Atlantik aus Luxemburg wird neuer Alleineigentümer von Pfleiderer. Der auf Restrukturierungsfälle spezialisierte Finanzinvestor soll mit einer Finanzsspritze von 530 Mio. Euro zur finanziellen Entlastung beitragen. Der am Donnerstag vorgelegte Insolvenzplan sieht für den Holzverarbeiter zunächst eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null vor, im Anschluss soll das Eigenkapital auf 165 Mio. Euro erhöht werden, wobei ausschließlich Atlantik bezugsberechtigt sein soll. Für die neuen Aktien soll keine Zulassung an der Börse beantragt werden.
Die Deutsche Unternehmensbeteiliungen AG (Dubag) hat das irische Unternehmen International Detergents Chemicals (IDC) an Warwick International verkauft. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart, die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Dubag hatte IDC im Februar 2011 von Henkel übernommen.Mummert & Company hat Dubag beraten.
Die Arena Holding, eine Tochter von CTS Eventim, hat das Unternehmen Kölner Arena Management zu einem nicht genannten Preis übernommen. Ein Team von Oppenhoff & Partner hat den Käufer beraten.
Der Fonds EQT VI erwirbt die österreichische UC4. Der Kaufpreis für den Lösungsanbieter beträgt 220 Mio. Euro. Bislang war UC4 in der Hand von Carlyle Europe Technology Partners und Firmengründer Franz Beranek. Der Deal soll noch dieses Jahr abgeschlossen werden.
Die Deutsche Milchkontor GmbH (DMK) hat rückwirkend zum 1. Januar den Konkurrenten Sunval gekauft. Verkäufer ist die Beteiligungsgesellschaft BWK. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die im vergangenen Jahr aus der Fusion von Humana und Nordmilch hervorgegangene DMK ist mittlerweile mit etwa 5.700 Mitarbeitern an 23 deutschen Standorten sowie einem Umsatz von rund 4,6 Mrd. Euro Umsatz eines der größten europäischen Molkereiunternehmen.
BASF hat sich von seinem deutschen und französischen Baufarbengeschäft getrennt. Käufer ist der Farben- uns Lackgroßhändler Prosol aus Aschaffenburg. Der Deal umfasst das unter dem Namen Relius Coatings firmierende Geschäft am Standort Memmingen sowie rund 30 Vertriebsstützpunkte in Deutschland und Frankreich und wird zum 30. November wirksam. Nicht betroffen sind das Geschäft der Relius in den Niederlanden und das Geschäft mit Industrielacken am Standort Oldenburg. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Continental-Tochter ContiTech erweitert mit der Übernahme des Bereichs Automotive Klimaleitungen von der amerikanischen Parker Hannifin Corporation ihren größten Geschäftsbereich. Zu diesem Bereich gehören Werke in Mexiko, Tschechien, Südkorea und China mit insgesamt rund 1.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen produziert Kältemittelleitungen und andere Komponenten für Fahrzeugklimaanlagen. Die Akquisition muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden und wäre einer der größten Zukäufe in der Geschichte von ContiTech. Über nähere Details zu der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. Bereits heute ist der Geschäftsbereich Fluid Technology, der Klimaleitungen produziert, mit 1,3 Mrd. Euro (2011) der größte Umsatzträger des Unternehmens.
Mit der Übernahme des führenden indonesischen Zahlungsanbieters PT Prima Vista Solusi baut Wirecard seine Präsenz in Asien weiter aus. Die Transaktion umfasst Barzahlungen von knapp 40 Mio. Euro, der Kaufpreis kann sich aufgrund von Earn-out-Komponenten noch auf knapp 45 Mio. Euro erhöhen. Die indonesischen Behörden müssen dem M&A-Deal noch zustimmen, das Closing wird für das vierte Quartal dieses Jahres erwartet.
Der luxemburgische Immobilienkonzern Gagfah will seine rund 38.000 Wohnungen in Dresden verkaufen. Noch bis Jahresende sollen die Objekte, die mit etwa 1,8 Mrd. Euro in den Büchern stehen, veräußert werden. Die Bestände in Dresden gehören zu den Woba-Gesellschaften, die derzeit knapp ein Viertel des gesamten Gagfah-Portfolios ausmachen. Infolge eines Rechtsstreits der Woba-Gesellschaften mit der Stadt Dresden im vergangenen Jahr hatten sich die Gesellschaften im Rahmen eines Vergleichs zu Millionenzahlungen an die Stadt verpflichtet. Nun will sich Gagfah völlig aus Dresden zurückziehen.
Die insolvente Q-Cells hat offenbar einen Käufer gefunden. Der südkoreanische Großkonzern Hanwha hat ein Übernahmeangebot für Q-Cells unterbreitet. Nachdem bereits seit mehreren Tagen über das Interesse der Südkoreaner an dem insolventen deutschen Solarkonzern spekuliert worden war, hat Hanwha das Gebot mittlerweile offiziell bestätigt. Wie viel der Interessent für Q-Cells bietet, ist vorerst unklar. Branchenkennern zufolge dürfte es sich um eine Summe im dreistelligen Millionenbereich handeln. Der Konzern aus Südkorea ist unter anderem in der Solarbranche aktiv und verbuchte 2011 einen spartenübergreifenden Umsatz von rund 32 Mrd. US-Dollar.
Tomorrow Focus übernimmt 55 Prozent des französischen Online-Reisebüros ecotour.com. Das Volumen des Deals liegt zwischen 8,5 und 12 Mio. Euro und hängt von der weiteren Geschäftsentwicklung ab. Der Kaufpreis beinhaltet eine Lizenz der Tomorrow-Focus-Tochter HolidayCheck für die Hotelbewertungsplattform holidaycheck.fr sowie eine Kapitaleinlage in die Gesellschaft.
Die Allianz Real Estate und der Fonds Curzon Capital III haben im Rahmen eines neu gegründeten Joint Ventures das Warsaw Financial Centre gekauft. Der Kaufpreis beträgt 210 Mio. Euro. Die Allianz ist mit 87,5 Prozent an dem Joint Venture beteiligt, der von Tristan Capital Partners verwaltete Fonds Curzon Capital III mit 12,5 Prozent. Clifford Chance hat die Allianz bei dem Deal begleitet.
Über ein Gemeinschaftsunternehmen mit der chinesischen Ningbo Polaris Technology will die Bosch-Gruppe in den Markt für Elektroroller einsteigen. Bosch übernimmt dabei die Mehrheit der Anteile an dem Unternehmen, das Motoren für Elektroscooter entwickeln, herstellen und verkaufen soll. Nähere Details zu dem Deal wurden bislang nicht bekannt.