Der Immobilienkonzern Vonovia verkauft knapp 30 Prozent der Südewo an den US-basierten Private-Equity-Investor Apollo. Dieser erwerbe die Minderheitsbeteiligung „für Versicherungsunternehmen und langfristig orientierte Anleger“, hieß es seitens Vonovia. Für den M&A-Deal gründen Vonovia und Apollo ein Joint Venture.
Der Südewo-Deal spült rund 1 Milliarde Euro in Vonovias Kassen. Dieser Betrag liegt jedoch unter dem Fair Value der Südewo. Die Vonovia-Tochter wurde bei der Transaktion mit 3,3 Milliarden Euro bewertet, was einem Abschlag von fast 5 Prozent auf den Buchwert von Ende 2022 entspricht.
Auf die kurzfristige Ertragskraft (FFO) pro Aktie oder den Nettovermögenswert (NTA) pro Aktie von Vonovia hat die Transaktion laut Konzernangaben keinen wesentlichen Einfluss.
Vonovia sichert sich Rückkaufoption
Der größte deutsche Wohnungsanbieter sieht in dem Private-Equity-Investor „einen verlässlichen Joint-Venture-Partner“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Der Vonovia-Vorstandsvorsitzende Rolf Buch verkündet: „Gemeinsam werden wir in weiteres Wachstum investieren.“ Dennoch hat sich das Immobilienunternehmen eine Rückkaufoption für die Minderheitsbeteiligung von Südewo gesichert.
Für die Mieter der derzeit mehr als mehr als 21.000 Wohnungen in Baden-Württemberg soll sich nichts ändern, da die Immobilien weiterhin von Vonovia bewirtschaftet werden. Die Wohnungen befinden sich unter anderem in Stuttgart, Ulm und Mannheim. Vonovia hatte die Südewo mit ihren damals rund 19.800 Wohnungen im Jahr 2015 für 1,9 Milliarden Euro erworben.
Vonovia ächzt unter Schuldenberg
Vonovia will sich nach dem aggressiven Expansionskurs der vergangenen Jahre von Wohnungen trennen und hat dafür bereits Ende 2022 Immobilien mit einem Wert von rund 13 Milliarden Euro identifiziert. Der Strategiewechsel verwundert nicht, setzen die Zinswende und explodierenden Baukosten den Bochumer Immobilienriesen doch massiv unter Druck. Um der Inflation entgegenzuwirken hat die EZB in den vergangenen Monaten die Leitzinsen angehoben, was die Kalkulationen vieler Immobilienkonzerne ruiniert hat.
Derzeit hat Vonovia 43,7 Milliarden Euro Nettoschulden und muss diese dringend senken. Grund für die Schuldenlast ist die aggressive M&A-Agenda der vergangenen Jahre, allen voran der Kauf des Konkurrenten Deutsche Wohnen. Vor der Zinswende hatte die damalige Finanzchefin Helene von Roeder gemeinsam mit CEO Buch den größten M&A-Deal des Jahres 2021 eingefädelt: Für 18 Milliarden Euro kaufte Vonovia die Deutsche Wohnen und ging mit dem größten Konkurrenten zusammen. Von Roeder ist mittlerweile Digitalchefin des Konzerns, Finanzchef ist Philip Grosse.
Für den Deal hatte Vonovia die Verschuldung noch einmal deutlich hochgefahren und im Sommer 2021 fünf unbesicherte und festverzinsliche Anleihen im Volumen von insgesamt 4 Milliarden Euro am Kapitalmarkt platziert und sich einen Brückenkredit von 22,4 Milliarden Euro gesichert.
Vonovia kann Net Debt leicht senken
Der Südewo-Deal sorgt nun für frisches Geld in den Kassen, wodurch die Schuldenlast etwas gesenkt werden kann. Vonovia beabsichtigt, den Erlös für das Liquiditätsmanagement und die Rückzahlungen von Verbindlichkeiten zu verwenden.
Der Verschuldungsgrad (LTV) wird voraussichtlich um 1 Prozentpunkt auf 44,1 Prozent und die Nettoverschuldung/Ebitda um 0,3x auf 15,5x sinken. Ende Mai soll die Transaktion abgeschlossen sein. Infolge der Transaktion kann der Immobilienriese seinen diesjährigen Refinanzierungsbedarf vollständig decken, schreibt Vonovia.
Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.