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Geplatzter Aareal-Deal: Stürzt jetzt der Vorstand?

Die Übernahme der Aareal Bank ist geplatzt. Was heißt das für den Vorstand? Foto: Aareal Bank
Die Übernahme der Aareal Bank ist geplatzt. Was heißt das für den Vorstand? Foto: Aareal Bank

Die geplante Übernahme der Aareal Bank durch die drei Finanzinvestoren Advent Capital, Centerbridge und CPPIB ist gescheitert: Die Mindestannahmeschwelle wurde nicht erreicht, der Deal ist geplatzt, gaben die Bieter am Freitagabend nach Börsenschluss bekannt. Unmittelbar danach eskalierte der Machtkampf: Die beiden Hedgefonds Teleios und Petrus, die zusammen rund 20 Prozent an der Aareal Bank halten, drohen der Bankführung unverhohlen mit einer Palastrevolte, sollte sie keinen Kurswechsel einleiten.

Vorstand und Aufsichtsrat hatten sich für das Private-Equity-Gebot ausgesprochen – die Finanzinvestoren wollten die eingeschlagene Strategie fortsetzen. Doch das  Ende Januar von 29 auf 31 Euro aufgestockte Angebot war höchst umstritten, die beiden Hedgefonds sehen den Wert eher bei 40 Euro.

Anders als Vorstand und Aufsichtsrat pochen sie darauf, dass die IT-Tochter Aareon, das Kronjuwel der Bank, aus der Gruppe herausgelöst werden soll. Die Bietergesellschaft hätte Aareon in der Gruppe lassen wollen – einer der Bieter, Advent, ist bereits mit 30 Prozent an Aareon beteiligt.

Investoren pochen auf Rücktritte bei der Aareal Bank

Konkret fordert Petrus Advisers das Ausscheiden des erst im Dezember angetretenen Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Wagner und des Aufsichtsratsmitglieds Richard Peters. Auch Vorstandschef Jochen Klösges, der erst im Oktober angefangen hat, und CFO Marc Heß stehen auf der Abschussliste – sofern sie nicht bis zum Frühjahr eine überarbeitete Strategie über die Zukunft der Bank vorlegen.

„Wenn Jochen Klösges und Finanzvorstand Marc Hess nicht in der Lage oder willens sind, die jetzt notwendige harte Arbeit zu leisten, ist dies ihre letzte Chance, zurückzutreten und die Bank in die Hände anderer Manager zu übergeben“, lautet die Petrus-Attacke im Wortlaut.

Mitstreiter Teleios droht ebenfalls, allerdings mit anderem Fokus: „Die Führung der Aareal Bank muss mehr tun, um die Bank künftig vor derartigem Opportunismus zu schützen.“ Die Führung müsse Wert für „alle Stakeholder“ schaffen, „nicht nur für jene, die sie leichtgläubig auserwählt“. 

Streit um IT-Tochter Aareon

Der Vorstand hat noch nicht detailliert zu den Angriffen Stellung bezogen, allerdings seine bisherige Haltung bekräftigt: Aareon sei ein zentraler Teil der Wachstumsstrategie und regulatorisch kaum vom Konzern zu trennen. Außerdem bieten die dort gebündelten Kundeneinlagen dem Immobilienfinanzierer eine günstige Refinanzierungsmöglichkeit.

 „Wir werden nun aus eigener Kraft die Umsetzung unserer erfolgreichen Strategie vorantreiben“, sagte Vorstandsvorsitzender Klösges am Freitagabend, was sich als Absage an tiefgreifende Einschnitte verstehen lässt. „Die Aareal Bank hat in allen Segmenten erhebliche Wachstumspotentiale, die wir in den kommenden Jahren konsequent nutzen wollen. Hierüber werden wir selbstverständlich einen intensiven Dialog mit unseren Investoren führen.“

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Aareal Bank wirbt mit starken Gewinnprognosen

Dabei argumentiert der Vorstand mit aus seiner Sicht guten Geschäfts- und Ausschüttungsperspektiven. Den Aktionären stellte  er „umgehend“ eine Dividende für das vergangene Jahr in Aussicht. Auch über die wegen des Übernahmeangebots einbehaltene zweite Dividenden-Tranche für 2020 soll in der nächsten ordentlichen Hauptversammlung noch einmal diskutiert werden.

Außerdem kommunizierte die Bankführung ehrgeizige Gewinnziele für die kommenden Jahre: Für das abgelaufene Jahr bekräftigt der Vorstand die Prognose eines Betriebsgewinns von 100 bis 175 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es rund 250 Millionen Euro werden, 2023 schon über 300 Millionen Euro – mit weiterem Aufwärtspotential in den Jahren danach, sagt der Vorstand. Jede einzelne Gewinnprognose liegt deutlich über den aktuellen Analystenschätzungen. Und für den Kontext: Bei 31 Euro wäre die Aareal Bank mit gut 1,8 Milliarden Euro bewertet worden. Nach dem heutigen Kursrutsch sind es noch rund 1,65 Milliarden.

Trotz dieser Perspektiven könnte es für Klösges und Heß eng werden, sollten die Hedgefonds sich bei der Neubesetzung des Aufsichtsrats durchsetzen. Dann würden sie dort die Mehrheit der acht Vertreter der Kapitalseite stellen, die Arbeitnehmerseite hat vier Sitze im Kontrollgremium des Wiesbadener Immobilienfinanzierers.  

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.