Der Volkswagen Konzern war 2018 der erste Automobilhersteller, der sich zu den Pariser Klimazielen bekannt hat. In dem 2019 implementierten Konzernleitbild „goTOzero“ ist das Ziel verankert, möglichst umweltschonend zu wirtschaften und den Konzern bis 2050 klimaneutral zu machen. Ein Meilenstein dabei ist die CO2-Reduktion bei Produktion und Fahrzeugflotte um 30 Prozent bis 2030 (Vergleichsjahr 2018).
Volkswagen setzt Green Finance Framework auf
Der Weg zu einem der weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilitätslösungen erfordert Investitionen in erheblichem Umfang. Mit der Etablierung eines Green Finance Framework hat sich Volkswagen entschlossen, auch in der Finanzierungsstrategie stärker auf nachhaltige Finanzierungsformen wie Green Bonds zu setzen. Gerade für Debütemittenten ist die Emission von Green Bonds mit Herausforderungen verbunden, wie zum Beispiel bei der zweckgebundenen Erlösverwendung. Hier unterscheiden sich die Anforderungen in einigen Punkten von einer klassischen Bondemission.
Hinzu kam ein weiterer Aspekt: Der Automobilsektor im Allgemeinen und Volkswagen im Besonderen stehen seit der Dieselkrise mit Blick auf ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit. Für das Treasury und den Konzern war deshalb klar, dass das Aufsetzen eines Green Finance Framework besonders sorgfältig vorbereitet werden musste.
Dafür wurde auf Bankenseite ein Partner benötigt, der in der Lage war, diese besondere Erwartungshaltung transparent zu machen und zu bedienen. Im Austausch mit den Experten der Bank wurde schnell klar, dass die Etablierung eines Framework kein reines Finanzthema werden würde, sondern breit im Konzern verankert werden sollte. So waren – neben dem Treasury – das Rechnungswesen, das Controlling, die Rechtsabteilung und die Nachhaltigkeitsabteilung eng eingebunden. Die Qualität der Daten haben nach erfolgreicher Bondemission noch externe Wirtschaftsprüfer validiert.
Verbindlicher Rahmen entwickelt
Dieser breite organisatorische Ansatz korrespondierte mit dem umfassend angelegten Green Finance Framework. Dieses verbindliche Rahmenwerk für künftige grüne Finanzierungen legte Volkswagen im März 2020 vor. Es deckt Finanzierungsformen wie Green Bonds, Green Schuldschein-Darlehen, Green Private Placements und Green Loans ab und definiert die Verwendung der Emissionserlöse, die Auswahl und Evaluierung der in Frage kommenden Projekte, die entsprechende Zuordnung der Mittel sowie das Reporting.
Die Nachhaltigkeitsagentur Sustainalytics erstellte eine Second Party Opinion und bestätigte damit die Übereinstimmung des Green Finance Framework mit den ICMA Green Bond Principles sowie den LMA Green Loan Principles.
Nachdem das Feedback der Investoren auf das Green Finance Framework in mehreren Call-Runden sehr positiv war, erfolgte im September 2020 die erfolgreiche erste Platzierung einer „grünen“ Volkswagen-Anleihe mit einem Gesamtwert von 2 Milliarden Euro in zwei Laufzeiten von acht bzw. zwölf Jahren mit Kupons von 0,875 bzw. 1,25 Prozent. Die Erlöse refinanzieren vorab festgelegte E-Mobility-Projekte.
Der Weg dahin war für die Beteiligten ein Lernprozess, bei dem viele Hürden zu überwinden waren, letztendlich aber auch viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen wurden. Als hilfreich für eine realistische Einschätzung des Aufwands und der Erwartungen hat sich dabei der externe, kritisch-konstruktive Dialog zwischen Konzern und mandatierter Bank erwiesen.
Autor
Julian Klar arbeitet im Bereich Capital Markets bei der Volkswagen AG in Wolfsburg.
Kontakt: julian.klar[at]volkswagen.de
Kilian Gruen ist Head of Corporate IG DCM Germany & Austria bei der ING in Amsterdam.
Kontakt: kilian.gruen[at]ing.com
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.