Beabsichtigt ein Unternehmen, größere Investitionen im Ausland zu tätigen, ergeben sich stets auch verschiedene Fragen zur Finanzierung, etwa, welche Fördermöglichkeiten bestehen, oder ob es sinnvoll ist, eine lokale oder zentrale Finanzierung aufzunehmen. Auch muss ein Unternehmen sich für eine Währung entscheiden und wissen, bei welchen Finanzierungspartnern die Währung problemlos verfügbar ist.
Die Frage, wie aufnahmefähig und risikofreudig die lokalen Märkte sind, spielt auch eine Rolle. Das betrifft zum Beispiel Finanzierungslaufzeiten und Ticketgrößen. Ebenso muss sich das Unternehmen vorab darüber Gedanken machen, welche Finanzierungsstruktur (bilateral/konsortial) es anstrebt und wie diese den bereits bestehenden Finanzierungsmix ergänzt. Auch wichtig ist, wieviel Flexibilität von den Finanzierungsinstrumenten benötigt wird, insbesondere, wenn noch Unsicherheit bezüglich einzelner Investitionen (Höhe, Umsetzungszeitpunkt) besteht.
Vorbereitung der Investition mit Finanzierung verknüpfen
Das sind nur einige wenige relevante Fragestellungen. Bei Auslandsinvestitionen sollte die Vorbereitung der Investition stets eng mit der Finanzierung verknüpft sein. Beides sollten Unternehmen nicht einzeln voneinander betrachten. Üblicherweise setzen Unternehmen – neben der detaillierten Investitionsplanung – am langfristigen Finanzplanungsprozess an, der unter verschiedenen Szenarien die Ermittlung des faktischen Finanzierungsbedarfs als Ziel hat. Das beinhaltet auch die nächsten Schritte in der Praxis.
Sofern ein Unternehmen bereits eine zentrale Finanzierung aufgesetzt hat, wird eine regionale Finanzierung vermutlich nur in Ausnahmefällen zum Tragen kommen. Das gilt insbesondere dann, wenn Unternehmen in Assets in Ländern investieren, die weniger „bankable“ für den bestehenden Kreis der Finanzierer sind. Bei einer dezentralen Finanzierungsstruktur kommt der regionalen Finanzierung ein größerer Stellenwert zu und eröffnet Möglichkeiten, regionale Förderprogramme zu nutzen, sofern in dem Land ein attraktives Förderregime existiert.
Gute Vorbereitung essentiell
Für Unternehmen, die gerade erstmalig in Länder investieren, bestehen naturgemäß Unsicherheiten hinsichtlich des lokalen Finanzierungsmarkts und regionaler Fördermöglichkeiten. Hinzu kommen Themen wie politische Risiken, Genehmigungserfordernisse oder rechtliche Anforderungen. Um spätere Überraschungen zu vermeiden, ist es daher sinnvoll, sich frühzeitig mit diesen Themen auseinanderzusetzen, entsprechende Vorbereitungen zu treffen und Recherchen durchzuführen.
Sobald das Unternehmen die wesentlichen Anforderungen an die Finanzierung festgelegt hat, sind ein klar definierter Prozess und Zeitplan, ein zielgerichtetes Informationspaket sowie Transparenz in der Kommunikation gegenüber möglichen Finanzierern wesentliche Erfolgsfaktoren für die weitere Umsetzung. Wie immer ist es auch hier wichtig, nicht nur auf ein Pferd zu setzen, sondern Wettbewerb zu erzeugen. Dieser ist naturgemäß umso größer, je attraktiver die Finanzierung für mögliche Finanzierer und die möglichen Handlungsalternativen für das Unternehmen sind.
Eine Bewertung der Angebote und Alternativen und die spätere Verengung auf eine optimierte Finanzierungslösung finden dann im Laufe des Prozesses statt. Monetäre Aspekte wie Kapitalkosten und Gebühren sind hierbei wesentliche Bewertungskriterien. Aber auch andere Aspekte wie Flexibilität, Einschätzung der möglichen Finanzierer oder Komplexität der Finanzierungsdokumentation sollten Unternehmen nicht außer Acht lassen.
Autor
Jens Gerke ist Director bei EY Capital & Debt Advisory in Hannover.
Kontakt: jens.gerke[at]de.ey.com
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.