Ausschlaggebend: Daten und deren Transparenz

Europa möchte bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Bei der Erreichung dieses Ziels kommt der Finanzbranche eine zentrale Rolle zu.

2015 war das Jahr der Meilensteine: Das Pa­riser Klimaabkommen und die Agenda 2030 der Vereinten Nationen wurden als globale Fahr­pläne verabschiedet. Darauf aufbauend, hat die EU­Kommission 2018 den Aktionsplan für ein Drittes Ziel ist es, die Kapitalströme in nachhal­tige Aktivitäten zu lenken. Zwingende Voraus­setzung dafür ist ein gemeinsames Verständnis davon, was als grün oder nachhaltig zu bewerten ist, denn Glaubwürdigkeit ist essentiell für das nachhaltiges Finanzsystem veröffentlicht.

Der Aktionsplan verfolgt insbesondere drei überge­ordnete Ziele. Das erste Ziel ist die Förderung der Transparenz und der Langfristigkeit in Finanz­- und Wirtschaftstätigkeiten. Mit dem im April ver­öffentlichten Vorschlag der EU-Kommission für eine „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) ist bereits ein erster Ausblick auf die Veränderungen möglich.

Mit der CSRD würden nicht nur der Kreis der berichtspflichtigen Unter­nehmen deutlich ausgeweitet, sondern auch die Inhalte in deren Lage­ beziehungsweise Konzern­lageberichten um eine nichtfinanzielle Erklärung ergänzt werden. Damit einhergehend, dürfte sich die Aufgabenbreite und -­tiefe der Wirtschaftsprü­fungsgesellschaften rund um das Thema der Nachhaltigkeitsinformationen noch stärker erweitern.

Integration ins Risikomanagement

Das zweite Ziel ist die stärkere Integration von Nachhaltigkeit in das Risikomanagement. Das künftige Mehr an Informationen werden neben Investoren auch Banken nutzen, um ihrerseits das wachsende Informationsbedürfnis zu decken. Be­reits nächstes Jahr wird der erste Klimastresstest durch die EZB stattfinden, wofür Banken insbe­sondere zu physischen Risiken und Übergangsri­siken in ihren Portfolien Informationen vorhalten müssen. Die vorgeschlagene CSRD wird darauf zwar noch keinen Einfluss haben, doch ein Zwi­schenfazit lässt sich bereits jetzt ziehen: Daten und Datentransparenz sind Schlüsselfaktoren beim facettenreichen Thema Nachhaltigkeit.

Drittes Ziel ist es, die Kapitalströme in nachhal­tige Aktivitäten zu lenken. Zwingende Voraussetzung dafür ist ein gemeinsames Verständnis davon, was als grün oder nachhaltig zu bewerten ist, denn Glaubwürdigkeit ist essentiell für das Thema Nachhaltigkeit und insbesondere auch für den Sustainable­-Finance-­Markt. 

Europäischer Standard als Ziel

Ausgehend vom Anleihemarkt, haben sich bereits Marktstandards etabliert. Um einen europäischen Standard zu schaffen, hat die EU­-Kommission Mitte dieses Jahres einen Vorschlag für einen EU-­Green-­Bond­-Standard veröffentlicht. Ba­sis dafür waren unter anderem die Green Bond Principles der International Capital Market As­sociation (ICMA), die um weitere Anforderungen ergänzt wurden.

Das Marktwachstum am Green­-Bond­-Markt sowie bei den weiteren Sus­tainable­-Finance­-Instrumenten wie beispielsweise den ESG­-linked-­Schuldscheindarlehen oder Konsortialfinanzierungen wird aller Voraussicht nach weitergehen, und die Instrumente werden nicht nur bei kapitalmarktorientierten Unternehmen an Bedeutung gewinnen.

Ein erfolgskritischer Schritt ist der Austausch zwischen den Unternehmen, ihren Stakeholdern sowie Banken und Konzernen. Einige Finanz­dienstleister machen dabei gute Erfahrungen mit speziell für die Nachhaltigkeitsberatung gebilde­ten Sustainability­-Advisory-­Teams. Sie beraten Unternehmen ganzheitlich bei Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit.

Klar ist, dass die nächsten Monate und Jahre eine Kraftanstrengung von allen Beteiligten er­ fordern werden. Doch gemeinsam können große Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung des Pari­ser Klimaabkommens erzielt werden.

Autor

    

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.

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