Die OHB SE (OHB) mit ihren Tochtergesellschaften ist ein börsennotierter europäischer Raumfahrt- und Technologiekonzern. Dessen Geschäft ist von Großprojekten und hoher, teilweise mehrjähriger Planbarkeit/Visibilität sowie teils sehr signifikanten Anzahlungen geprägt. Die OHB finanziert sich seit 2013 primär durch einen Konsortialkredit, der von einem internationalen Konsortium bereitgestellt wird. 2016 wurde dieser zunächst 250 Millionen Euro große Kreditrahmen auf 225 Millionen Euro verringert sowie eine Verlängerung des Vertrages bis 2023 (inkl. Verlängerungsoptionen) erreicht. Mit der Reduktion reagierte das Unternehmen auf abgearbeitete Großprojekte und einen geringer prognostizierten Finanzierungsbedarf.
Auswirkungen durch Covid-19
Ende 2019 änderte sich der Finanzierungsbedarf aufgrund bereits akquirierter Projekte sowie der Ausschreibungspipeline in den kommenden Jahren wieder, und die OHB strebte im Frühjahr 2020 eine Refinanzierung mit Ausweitung des Volumens um 75 Millionen Euro an. Kurz vor dem geplanten Kick-off wurde der Einfluss des Covid-19-Virus auf die westliche Hemisphäre immer evidenter. Als sich die erste Lähmung der Finanzierer gelegt hatte, wurde klar, dass Banken zukünftig strengere Kriterien für die (Neu-)Kreditvergabe anlegen werden bei gleichzeitig gestiegenen Aufwendungen.
Die OHB stand nun vor der Entscheidung, ob sie die Refinanzierung inklusive der Erhöhung des Kreditbetrags anstreben oder eine Verbesserung der Corona-bedingten Wirtschaftslage und damit auch der Finanzierungsbedingungen abwarten sollte. Mit einer Restlaufzeit der bestehenden Finanzierung bis zum Jahr 2023 bei sehr günstigen Margen bestand eine komfortable Ausgangssituation.
Zur Beurteilung der Optionen hinsichtlich Liquidität und Kosten wurden von dem bestehenden Konsortium und externen Finanzierern für beide Lösungen entsprechende Angebote eingeholt. Auch wenn einzelne Banken von einer Refinanzierung abrieten und sich zunächst auch nicht an der Ausschreibung beteiligten und eine Bank in Aussicht stellte, ganz auszuscheiden: Liquidität für beide Lösungen lag ausreichend vor, somit stellte sich nur noch die Frage der Kosten. Die Refinanzierung im Frühjahr 2020 böte eine Absicherung gegenüber einer weiteren Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Bedingungen sowie der Finanzierungsmärkte. Dafür müsste man aber ab sofort höhere Kosten in Kauf nehmen.
„Die OHB stand nun vor der Entscheidung, ob sie die Refinanzierung anstreben oder eine Verbesserung der Corona-bedingten Wirtschaftslage abwarten sollte.“
Um diese „Versicherungsprämie“ zu quantifizieren, wurde berechnet, wie sich die Aufwendungen in beiden Optionen für die nächsten eineinhalb Jahre darstellen würden. Die dahinterstehende Annahme war, dass bei der Top-up-Lösung aufgrund der verbleibenden Restlaufzeit eine Refinanzierung angestrebt werden müsste, während bei der jetzigen vollen Refinanzierung zu „Krisenmargen“ ein Repricing in ein bis zwei Jahren möglich wäre, falls sich die Märkte entspannt haben sollten. Die Mehrkosten in dieser Betrachtung beliefen sich auf einmalig etwa 0,7 Prozent der Finanzierungssumme.
Letztlich entschied sich die OHB, diese „Versicherungsprämie“ zu zahlen und somit für mindestens fünf weitere Jahre ein erhöhtes Liquiditätsvolumen sicherzustellen. Hiermit hatte man sich nicht nur gegen einen weiteren Abschwung der Wirtschaft und/oder der Finanzwirtschaft abgesichert, sondern verfolgte auch das Ziel, sich voll auf die Entwicklung des operativen Geschäfts fokussieren zu können bei komfortabler und auch kostenseitig abgesicherter Finanzierung.