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Geldmarktfonds: ein Liquiditätsinstrument

Viele Treasurer legen in Geldmarktfonds an. Die Fonds gibt es schon seit 50 Jahren. Nach einigen Startschwierigkeiten hat sich das Instrument mittlerweile bewährt.

1971 wurde in den USA der erste Geldmarktfonds aufgelegt. Anleger schätzen das Instrument seither, weil es Diversifikation und Flexibilität für Liquiditätsbestände bietet. Geldmarktfonds waren nicht etwa die Idee einer großen Fondsgesellschaft, sondern die zweier amerikanischer Finanzberater – von Henry B. R. Brown und Bruce R. Bent –, die ihnen in einem Brainstorming gekommen sein soll.

Bis 1986 galt in den USA die Regulation „Q“, die die Höhe der Zinsen, die Banken auf Spareinlagen zahlen konnten, begrenzte. Der Markt für Commercial Paper und Einlagenzertifikate, die deutlich mehr Rendite brachten, stand nur vermögenden und professionellen Investoren offen. Brown und Bent sahen das Potential, diesen Markt massentauglich zu machen, und legten 1971 den Reserve Fund auf. Nennenswerte Zuflüsse verzeichnete der Fonds allerdings erst 1973.

Frankreich war Vorreiter

In Europa war Frankreich der Vorreiter bei Geldmarktfonds. Wie in den USA gab es auch dort regulatorische Obergrenzen für die Zinsen auf Bankeinlagen. Doch als diese Einschränkungen während der neunziger Jahre fielen, wuchs das Volumen der Geldmarktfonds weiter. Grund dafür war das Interesse institutioneller Investoren, die über hohe Liquiditätsbestände verfügten. Zum einen brauchten sie eine Diversifizierung von Bankeinlagen, zum anderen konnte das Angebot „sicherer“ kurzfristiger Staatsanleihen die Nachfrage institutioneller Anleger nicht decken.

Außerdem waren die Geldmarktfonds gegenüber direkten Investments in Geldmarktinstrumente einfach zu handhaben und boten eine Diversifizierung des Kreditrisikos über Märkte, Emittenten und Instrumente hinweg. Während jedoch in den USA eine einheitliche und recht strenge Regulierung herrschte, gab es in Europa einzelne nationale Gesetzgebungen, was die Definition von Geldmarktfonds erschwerte und vor allem einheitliche Sicherheitsstandards verhinderte.

Diese Lücke versuchte der Branchenverband International Money Market Fund Association (IMMFA) mit dem 2004 verabschiedeten „Code of Practice“ zu schließen, was jedoch nur teilweise gelang. Zum einen beschränkte sich der Branchenverband lediglich auf die aus den USA stammenden Fonds mit stabilem Nettoinventarwert (SNAV) und AAA-Rating, zum anderen galten weiterhin die nationalen Definitionen von Geldmarktfonds.

Finanzmarktkrise bringt Wende

Eine Wende brachte die Finanzmarktkrise: Die Notwendigkeit für eine EU-weite gesetzliche Regulierung wurde gesehen, als gerade diese als sehr konservativ geltenden SNAV-Fonds teilweise in Schwierigkeiten gerieten.

2017 setzte die Europäische Union ihre Geldmarktfondsverordnung in Kraft, die nun verschiedene Arten von Geldmarktfonds und deren Ausstattung definiert. So wurden nicht nur im Hinblick auf eine stets ausreichende Liquidität und bestmögliche Transparenz neue Standards gesetzt, sondern auch hinsichtlich eines besseren Verständnisses der Investorenbasis.

Heute werden Geldmarktfonds in vielen Treasury-Abteilungen als effizientes, risikoarmes und stets liquides Instrument der täglichen Cash-Disposition gesehen. Des Weiteren stellen Geldmarktfonds in ihrer Funktion als Finanzintermediär auch Liquidität zur Verfügung, sobald diese Geldmarktpapiere emittieren.

Geldmarktfonds haben sich also über die vergangenen 50 Jahre von einer verzinslichen Anlagealternative für Privatpersonen zu einem hochgradig regulierten und effizienten Instrument des Liquiditätsmanagements entwickelt.

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