Arbeitsweisen und Kaufgewohnheiten haben sich verändert, Lieferketten wurden verlagert, die Digitalisierung erhielt einen zusätzlichen Schub, neue Geschäftsfelder warten darauf, erschlossen zu werden. So gravierend allein diese Veränderungen schon sind: Die Pandemie hat vor allem die Bedeutung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) für einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg deutlich gemacht. Investoren, Verbraucher und andere Interessengruppen schauen genauer hin, welche Rolle ein Unternehmen bei der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme spielt.
Einfluss auf Entscheidungen
Selektionsprozesse – sei es nun die Entscheidung für einen Lieferanten, für einen Arbeitgeber oder für eine Investition – werden zunehmend vom Thema „Nachhaltigkeit“ geprägt. Sie ist schon heutzutage fester Bestandteil staatlicher Ausschreibungen – und entwickelt sich damit zur Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
So berücksichtigen Banken beim Rating ihrer Firmenkunden verstärkt deren Perspektiven für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung. Außerdem sind ökologische Risiken Gegenstand der Kreditprüfung. Es geht also nicht nur darum, selbst CO2-neutral zu sein oder zu werden, sondern auch darum, das eigene Kreditportfolio zunehmend nachhaltig zu gestalten. Das wird nicht ohne Folgen für die Finanzierungsmöglichkeiten von Unternehmen bleiben.
Dabei lassen die Finanzinstitute ihre Firmenkunden nicht allein: Sie begleiten Unternehmen und institutionelle Kunden eng bei deren Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit. Dazu bauen sie ihr Angebot an nachhaltigen Lösungen für Finanzierungen und Anlagen gezielt aus. Unter der Vielzahl nachhaltiger Finanzprodukte finden Green Bonds und an Nachhaltigkeitskriterien gebundene Darlehen besondere Aufmerksamkeit. Gefragt ist zudem die Expertise hinsichtlich internationaler CO2-Märkte und der Finanzierung erneuerbarer Energien.
Fördermittel im Mittelstand gefragt
Ein besonderer Fokus bei der Nachfrage gerade des Mittelstands liegt zudem auf öffentlichen Fördermitteln zur Finanzierung ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeitsinvestitionen. Als mögliche Lösungen stehen unter anderem Programmkredite von KfW, EIB, Landwirtschaftlicher Rentenbank und Landesförderinstituten, Globaldarlehen, nicht rückzahlbare Zuschüsse und Bürgschaften von Bürgschaftsbanken zur Verfügung.
Autor
Christine Rademacher ist Divisional Head Financial Engineering bei der Commerzbank AG in Frankfurt am Main.
Kontakt: christine.rademacher[at]commerzbank.com
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.