So gelingt eine nachhaltige Anleihe

Damit Unternehmen eine nachhaltige Anleihe erfolgreich am Kapitalmarkt platzieren können, gibt es einige Punkte zu beachten. Auch mögliche Stolpersteine sind nicht zu vernachlässigen.

Der Erfolg einer nachhaltigen Finanzierung am Kapitalmarkt wird oft in höherer Nachfra­ge oder niedrigeren Zinsen gemessen. Grundlage dafür ist zunächst eine ehrgeizige Unternehmensstrategie, die zu mehr Nachhaltigkeit führen soll.

Eine grüne Anleihe, die grüne Projekte finanziert, oder eine „Sustainability-­linked“­-Anleihe, bei der der Zinssatz ansteigt, wenn Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht werden, können aber auch Anrei­ze schaffen, um nachhaltiger zu wirtschaften: Die Möglichkeit, mehr Green Bonds zu emittieren, kann Ansporn sein, bevorzugt in grüne Projekte zu investieren, während eine Verankerung der Nachhaltigkeitsziele im Anleihezinssatz unmittel­bare ökonomische Konsequenzen hat.

Begriff „nachhaltig“ wird immer klarer definiert

Aber wie hoch liegt heute die Messlatte, damit eine Finanzierung als wirklich nachhaltig angesehen wird? Der Begriff „nachhaltig“ wird immer klarer definiert. In Bezug auf den Klimaschutz gilt nach der EU­-Taxonomie eine Aktivität dann als nachhaltig, wenn sie nach wissenschaftli­chem Konsens einen wesentlichen Beitrag zu einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau leistet.

Als größter deutscher privatwirtschaft­licher Emittent von Green Bonds hat der Ener­giekonzern E.on deshalb bereits Anfang 2021 ein neues Rahmenwerk für Green Bonds veröffent­licht: „Wir haben uns bewusst sehr frühzeitig für eine Ausrichtung an der EU­-Taxonomie und dem EU­-Green­-Bond-­Standard entschieden, da wir den von der EU eingeschlagenen Weg in Richtung harmonisierter Bewertungskriterien und einheitli­cher Reportingstandards für nachhaltige Investitionen unterstützen“, sagt Rouven Fleischer, Cor­porate Finance Manager bei E.on.

Auch ein großer Teil der „Sustainability­-linked“­-Anleihen bezieht sich auf Klimaziele, die aus wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet wurden. Im Bereich nachhaltiger Anleihen ist die Verwendung wissenschaftlicher Ansätze heute zwar noch keine Mindestanforderung, sie verbreitet sich aber zunehmend und erhöht die Vergleichbarkeit für Investoren.

Investoren schätzen Roadshows

Während für nachhaltig ausgerichtete Unter­nehmen oder solche, die eine ehrgeizige Transformationsstrategie verfolgen, aktuell ein Fi­nanzierungsvorteil entstehen oder ein ­-nachteil gemindert werden kann, ergibt sich für Investo­ren ein weiterer Mehrwert aus der zusätzlichen Transparenz von Projekten und Zielen des Emit­tenten. Auch traditionelle Anlagegesellschaften schätzen die Gelegenheit zum intensiven Dialog zur Nachhaltigkeitsstrategie, der sich während einer Roadshow zu einer nachhaltigen Kapital­marktfinanzierung bietet.

„Wir haben im Rah­men unserer Green Bond Roadshow ein sehr hohes Investoreninteresse erfahren – neben dem Green Bond Framework selbst hatten wir einen intensiven Austausch zu unserer nachhaltigen Un­ternehmensstrategie und dazu, wie unsere ‚grü­nen Projekte‘ eine erfolgreiche Energiewende in Europa ermöglichen“, erklärt Fleischer von E.on weiter.

Stolpersteine bei einer nachhaltigen Kapi­talmarktfinanzierung können allerdings bei der zusätzlichen Berichterstattung entstehen, zum Beispiel bei der Prüfung von teils kleinteiligen Investitionsvolumen. Die Formulierung von belast­baren mittel­ oder kurzfristigen Nachhaltigkeitszielen stellt viele Unternehmen vor eine weitere Herausforderung. Auch die mitunter kritische Aufnahme durch den Markt oder einzelne Groß­investoren lässt den einen oder anderen zurück­ schrecken: Investoren nehmen ihre Aufgabe, kri­tisch zu hinterfragen, ernst.

Autor

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.

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