Nach dem Abschluss des Restrukturierungsprojekts, das später zu einem milliardenschweren Verkauf führt, bietet Diethelm Sack ihm die nächste harte Nuss an: Die Deutsche Bahn Netz AG in Frankfurt, ein hoch defizitärer Infrastrukturkoloss mit 50.000 Mitarbeitern. In seiner Zeit als Finanz- und Controlling-Vorstand steigert Zieschang die Produktivität und bringt das Unternehmen in die Gewinnzone. „Das absehbare Scheitern des geplanten Börsengangs der integrierten Bahn AG war für alle Führungskräfte eine große Enttäuschung“, sagt Zieschang. Noch heute hält er die Börsenpläne des damaligen Bahnchefs Mehdorn für richtig.
Als dann der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport anruft, bietet sich ihm die Möglichkeit, in die erste Reihe zu treten und CFO eines börsennotierten Konzerns zu werden und dessen internationales Geschäft zu entwickeln. „Die Themen waren zu einem großen Teil ähnlich wie bei der Bahn“, sagt Zieschang. „Infrastruktur-Assets, extreme Komplexität, hohe Bilanzsumme, zusätzlich jedoch noch die Herausforderung des internationalen Geschäfts.“
Seitdem stellen sich mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens erhebliche finanzielle und operative Aufgaben. Die Realisierung des Finanzierungsbedarfs von über 4 Milliarden Euro ist Zieschang unter den schwierigen Bedingungen der Lehman-Krise gelungen. Stolz ist er auf die Emission „einer der größten“ ungerateten Benchmarkanleihen in einem schwierigen Umfeld im Jahr 2009 und auf das Asset Management der hohen Liquidität, die zwischen 1,5 und 2 Milliarden Euro schwankt.
Gerne würde Zieschang die Cashposition durch den einen oder anderen internationalen Zukauf senken – etwa in Brasilien. Auch privat ist der vierfache Vater Zieschang gefordert. 2009 kam nach drei Töchtern noch ein Sohn zur Welt. „Kinder sind die lohnendste Investition in die Zukunft“, wie der Finanzmann findet. Und ein wenig ist Zieschang sogar seiner Leidenschaft treu geblieben. Er hält Gastvorlesungen an der Frankfurter Goethe Universität. Bildung ist schließlich neben der guten Infrastruktur ein zentraler Pfeiler der deutschen Volkswirtschaft.
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