Bislang stand er immer einen halben Schritt hinter René Obermann. Nun übernimmt CFO Timotheus Höttges den Chefposten bei der Deutschen Telekom. Der Schritt ist die Krönung des emsigen Aufstiegs eines akribischen Strategen, der lange im Hintergrund die Fäden gezogen hat.
Im Januar 2014 rückt Timotheus Höttges an die Spitze der Deutschen Telekom. Dass Höttges die Nachfolge von René Obermann antreten würde, hat wohl niemand bezweifelt – obwohl der gebürtige Solinger – wenngleich ausgesprochen machtbewusst – anders als Obermann nie viel Aufhebens um seine Person und seine Tätigkeit gemacht hat.
Ruhig und souverän leitet Höttges seit 2009 das Finanzressort des Konzerns. Die Autorität seines Vorstandsvorsitzenden stellt er nie in Frage, bietet sich aber immer an, wenn es um schwierige Aufgaben geht – und wird wie bei der Übernahme der Verantwortung für den US-Markt auch in operativen Fragen immer mehr zur Stütze Obermanns.
Zu Obermann pflegt er nach vielen gemeinsamen Jahren ein enges, fast schon freundschaftliches Vertrauensverhältnis: Nachdem er sich auf verschiedenen kaufmännischen Positionen bei der Viag profiliert hat, holt der damalige Telekom-CFO Karl-Gerhard Eick Höttges 2000 als Finanzchef zu T-Mobile Deutschland, die zu diesem Zeitpunkt von Obermann geleitet wird. Nur zwei Jahre darauf übernimmt Höttges erstmals den Chefsessel von Obermann, als er nach dessen Beförderung zum globalen T-Mobile-Chef die Deutschland-Verantwortung der Sparte übernimmt. Und auch bei T-Mobile International wird Höttges von seinem Kompagnon eingebunden: Zunächst neben seinen Aufgaben in der Deutschland-Tochter, später ausschließlich als Chief Sales and Service Officer von T-Mobile International.
Nach und nach positioniert der Finanzexperte sich immer breiter und empfiehlt sich als Stratege für höhere Weihen. 2006 übernimmt er eine ungeliebte Aufgabe – die Leitung der kriselnden Festnetzsparte. Drei Jahre später ist es soweit: Als Nachfolger seines früheren Ziehvaters Eick wird Höttges zum CFO der Konzernmutter berufen – erneut von seinem alten Weggefährten Obermann.
Dass ihm nicht zu Unrecht nach all den Jahren in verschiedenen Funktionen der Ruf anhängt, ein brillanter Zahlenmensch zu sein, beweist er mit dem Dividenden-Coup im Mai 2013: Der Konzern bietet den Aktionären neben der regulären Bardividende die in Deutschland bis dato nicht praktizierte Möglichkeit, sich die Dividende in neuen Aktien auszahlen zu lassen. Für etwa 1,6 Milliarden Aktien nehmen die Anteilseigner das Angebot an. Ein extrem komplexer Deal, der der Telekom bei der Auszahlung mehr als 1 Milliarde Euro einspart.
Mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit bereitet sich Höttges ein halbes Jahr vor seinem Amtsantritt als CEO auch auf seine neuen Aufgaben vor. Mitte 2013 verbringt er sechs Wochen in einem Sommerkurs für Topmanager der Eliteuniversität Stanford und bereist dabei auch das Silicon Valley, auf der Suche nach neuen Ideen. „Auch Chefs müssen immer weiter lernen“, soll Höttges im Telekom-internen Blog geschrieben haben. Sein als Schüler selbst gestecktes Ziel hat er aber längst erreicht: Schon früh wusste er, dass er Vorstand eines Konzerns werden wollte, verriet er in einem Interview. Dass es letztlich einer der größten Deutschlands geworden ist, spricht für ihn.
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