Schon wieder dreht sich bei Corestate das Personalkarussell: Stavros Efremidis, erst seit kurzem Aufsichtsratschef, wird neuer CEO. Er war erst im Dezember zusammen mit dem Investor Karl Ehlerding bei dem Immobilienfinanzierer eingestiegen. Sein Stellvertreter im Kontrollgremium Bertrand Malmendier übernimmt Efremidis‘ Posten als Chefaufseher.
An die Seite des neuen Konzernchefs ebenfalls neu in den Vorstand rücken Izabela Danner (COO) und Ralf Stuckmeyer (CIO). Zusammen mit Finanzchef Udo Giegerich, ehemals Uniper-CFO, besteht das Management von Corestate nun aus vier Köpfen. Nicht mehr dabei ist René Parmantier. Der Ex-Oddo-Seydler-Chef war erst vor knapp einem Jahr auf den Chefposten gerückt. Nun verlässt Parmantier den Vorstand, aber nicht den Konzern. Er übernimmt ab sofort die Leitung des Immobilienfinanzierungsgeschäfts und der Corestate Bank.
Neu-CEO Efremidis muss Schulden abbauen
Operativ übernimmt Efremidis auf den ersten Blick ein (wieder) solides Unternehmen, aber die selbst gesteckten Ziele hat Parmantier in gleich mehreren Dimensionen nicht erreicht. So kletterte im Kerngeschäft der Umsatz um 33 Prozent auf 215 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) verbesserte sich von 16 auf 90 Millionen Euro. Die Gewinnprognose von 90 bis 115 Millionen wurde damit allerdings nur ganz knapp erreicht. Die Analystenerwartungen hingegen verfehlte Corestate.
Vor allem aber kam Corestate bei einem ganz entscheidenden Projekt nicht voran, das Parmantier an die Spitze seiner Agenda gesetzt hatte – dem Schuldenabbau. Diese Hypothek erbt nun der neue Chef Efremidis. Er soll bis Jahresende eine „substanzielle und nachhaltige Reduzierung der Nettoverschuldung auf einen Leverage von 2x bis 3x Ebitda“ erzielen. Allerdings hatte sich Parmantier diese Zielmarke schon für Mitte, später dann für Ende 2021 vorgenommen. Doch wie die vorläufigen Zahlen zeigen, wies Corestate per Ende Dezember noch rund 527 Millionen Euro Nettoschulden auf und damit einen Leverage von fast 6x.
Weiteres Sparprogramm bei Corestate
Gelingen soll der Abbau der Finanzverbindlichkeiten durch den Verkauf von Randgeschäften, die nicht zum Immobilien-Asset-Management gehören. Die kürzlich erfolgte Trennung von Geschäften mit Medien- und Flugzeugfonds war nur der Anfang, die großen Deals stehen noch aus, zum Beispiel der Verkauf einer Beteiligung an einem Einkaufscenter in Gießen. Die Analysten der Berenberg Bank zeigen sich skeptisch, dass Efremidis das verschobene Leverage-Ziel tatsächlich erreichen kann.
Im Vergleich zu einem notwendigen Schuldenabbau im Volumen von fast einer Viertelmilliarde Euro wirkt Efremidis‘ erste Managementinitiative klein: Ein neues, breit angelegtes Effizienzprogramm soll spätestens ab 2023 nachhaltig rund 10 Millionen Euro jährlich einsparen. Zu diesem Zweck hat Corestate 2021 einen Betrag von 6,5 Millionen Euro zurückgestellt. Haupttreiber der Einsparungen dürfte das Zurückstutzen des jahrelang stark durch M&A gewachsenen Immobilienspezialisten auf das alte und neue Kerngeschäft werden.
EY braucht länger für Bilanzprüfung bei Corestate
Schlanker aufgestellt will Corestate auch wieder in der Lage sein, eine Dividende zu zahlen. Für das kommenden Jahr stellt Efremidis seinen Mitaktionären 50 Cent je Aktie in Aussicht. Gemessen am aktuellen Kurs wäre dies eine Dividendenrendite von über 5 Prozent.
Am Kapitalmarkt hat das Dividendenversprechen aber nicht die erhoffte Wirkung: Die Aktie rutschte nach Bekanntgabe der Zahlen um über 10 Prozent in den Keller. Analysten machen ihre Kritik sogar explizit an den Ausschüttungsplänen fest: Corestate täte gut daran, das „ärmliche finanzielle Profil zu verbessern“, bevor man eine Dividendenzahlung erwäge, kommentiert Berenberg-Analyst Kai Klose.
Der heutige Kursrutsch dürfte vornehmlich der Tatsache geschuldet sein, dass sich die Prüfungsarbeiten des Abschlussprüfers EY verzögern. Eigentlich wollte Corestate heute schon finale, geprüfte Zahlen vorlegen, diese soll es jetzt bis Ende März geben.
melanie.ehmann[at]finance-magazin.de
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.