Deutschlands CFOs üben Druck auf die Politik aus. In einem Brief an den Rechtsausschuss des Bundestags fordern 23 Finanzvorstände bessere Bedingungen bei der Bewertung ihrer milliardenschweren Pensionsrückstellungen.
Weil die Zinsen zur Zeit niedrig sind, müssen die Unternehmen in der Bilanz immer größere Rückstellungen bilden, um für die Renten der derzeitigen Mitarbeiter vorzusorgen. Alle Unternehmen, besonders diejenigen mit ohnehin schwachen Eigenkapitalquoten, kommen durch das Zinsumfeld in Bedrängnis.
Die Bundesregierung hat den Unternehmen schon den Kompromiss vorgeschlagen, den durchschnittlichen Marktzins der letzten zehn statt der letzten sieben Jahre zu verwenden, um die Rückstellungen zu berechnen. Damit blieben sie aber unter der ursprünglichen Forderung der Industrie, den Zeitraum auf zwölf oder besser 15 Jahre auszuweiten.
CFOs von Heideldruck, Bayer und Siemens haben unterschrieben
Diese Forderung haben die CFOs jetzt in dem Brief wiederholt. Sie argumentieren, dass die Pensionsverpflichtungen mit einer Laufzeit von durchschnittlich 20 Jahren deutlich länger sind als der angelegte Rechnungszins. Zu den Verfassern des Briefs gehören Dirk Kaliebe von Heidelberger Druckmaschinen, Bayer-Finanzchef Johannes Dietsch, Siemens-CFO Ralf Thomas und Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne.
Alternativ wäre auch ein fester Zinssatz von 4,5 Prozent denkbar, wie aus dem Brief hervorgeht, in den die Nachrichtenagentur Reuters Einsicht hatte. „Für die deutschen Unternehmen würde dies in Zeiten hoher Volatilität eine gewisse Planungssicherheit bedeuten“, wird aus dem Schreiben zitiert. Bei einem Zehn-Jahres-Durchschnitt dagegen läge der Satz lediglich bei 4,3 Prozent – und droht weiter zu sinken, falls sich das Zinsumfeld nicht erholt.
Die Initiative der CFOs wird sich dann als langfristig sinnvoll für ihre Unternehmen erweisen, wenn die Zinsen in den nächsten Jahren wieder steigen und damit tatsächlich weniger Geld für die Rente angelegt werden muss. Ändern die CFOs aber die Berechnungsgrundlage dahingehend, dass sie weniger zurücklegen müssen, und die Zinsen bleiben trotzdem niedrig, dann müssen sie vielleicht irgendwann auf einen Schlag die Rücklagen erhöhen.