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CFOs werden vorsichtiger

Thinkstock / Getty Images

Das Zahlenwerk über den Verlauf des dritten Quartals der meisten börsennotierten Unternehmen liegt inzwischen offen und das Statement von MAN-CFO Frank Lutz hätte die Situation nicht besser auf den Punkt bringen können: Man müsse sich „gewaltig anstrengen“, um die Prognose 2012 noch zu erreichen, sagte der Finanzvorstand des Münchener Lkw-Bauers anlässlich der Vorlage des Zwischenberichts. Auch wenn die bis dato vorgelegten Resultate unter dem Strich im Rahmen der Erwartungen ausfielen, die Geschäftsaussichten sind unsicherer denn je. Entsprechend vorsichtig sind die Finanzvorstände mit den Umsatz- und Ergebnisprognosen für die kommenden Quartale. „Was uns im vierten Quartal erwartet, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit sagen“, erklärte etwa Jan Frykhammar, CFO des schwedischen Telekommunikationsausrüsters Ericsson.

Europageschäft lahmt

Vor allem die Unternehmen, die ihr Geschäft zu großen Teilen in Europa machen, klagen über verhaltene Aussichten und bestätigen damit die Frühindikatoren aus dem Euroraum, die zuletzt wenig Anlass zur Freude gaben. So hat sich die Konjunkturstimmung in Frankreich unerwartet stark eingetrübt und das Ifo-Geschäftsklima in Deutschland verbuchte den sechsten Rückgang in Folge. Zudem sind die Industrieaufträge in der größten Volkswirtschaft Europas im September unerwartet eingebrochen. Noch deutlich schlimmer ist die Situation in der Euro-Peripherie. Entsprechend unter Druck stehen zyklische Branchen. So reduzieren derzeit zahlreiche Automobil- und Lkw-Hersteller die Produktion, um den Aufbau hoher Lagerbestände zu vermeiden.

Die deutschen Branchenvertreter sind im Gegensatz zu vielen ihrer Wettbewerber in Europa bislang zwar besser durch die Krise gekommen, weil sie weniger vom Europageschäft abhängen als die Konkurrenz und stärker im relativ stabilen Luxussegment vertreten sind. Die Malaise geht aber auch an ihnen nicht spurlos vorüber. So erklärte Hans Dieter Pötsch, CFO von Europas größtem Autobauer Volkswagen, mit niedrigeren Lagerbeständen im vierten Quartal auf eine mögliche Marktschwäche reagieren zu wollen. Bei MAN ist Kurzarbeit im Gespräch und selbst die Münchener Autobauer von BMW, die noch von Sondereffekten profitieren und im dritten Quartal mit sehr guten Zahlen überraschten, schlagen leisere Töne an. „Wir bleiben vorsichtig und achten auf Kostendisziplin“, sagte Friedrich Eichiner, Finanzvorstand des Münchener Autobauers bei der Vorlage des Zwischenberichts.

Drastische Sparmaßnahmen

Ähnlich ist die Situation auch in der Chemie. Zwar hatte der weltweit größte Chemiekonzern BASF im abgelaufenen Quartal wegen eines florierenden Öl- und Gasgeschäfts gute Zahlen vorgelegt. In den Chemiesparten musste das Unternehmen aber deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen. Wettbewerber wie Dow Chemical oder DuPont, die nicht so breit aufgestellt sind, leiden dagegen unter der schwachen Chemiekonjunktur und meldeten heftige Umsatz- und Gewinneinbrüche. DuPont reagiert auf die Marktschwäche mit dem Abbau von 1.500 Arbeitsplätzen und Dow Chemical will in den nächsten beiden Jahren 20 Werke stilllegen und 2.400 Stellen streichen.

Der niederländische Chemie- und Pharmakonzern Akzo Nobel hatte wegen des schwachen Farbengeschäfts in Europa im dritten Quartal sogar einen Milliardenverlust ausgewiesen und selbst der erfolgsverwöhnte Chemiekonzern Lanxess konnte den positiven Geschäftsverlauf aus dem ersten Halbjahr nicht fortsetzen – Umsatz und Ebitda gingen im dritten Quartal gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 8 bzw. 18 Prozent zurück. Kunden hätten von Juli bis September massiv ihre Lager abgebaut und würden zurzeit sehr kurzfristig bestellen, erklärte Lanxess. Der Konzern geht davon aus, dass sich die Marktschwäche auch im ersten Quartal des kommenden Jahres fortsetzen wird.

Finanzbrache überrascht positiv

Positive Überraschungen lieferten dagegen die Quartalszahlen aus dem Finanzsektor. Vor allem die Assekuranz meldete gute Ergebnisse. Die Allianz, Europas größter Versicherer, gab sich für 2012 ausgesprochen optimistisch und hob die Gewinnprognose innerhalb von drei Monaten bereits zum zweiten Mal an. Auch Deutschlands zweitgrößter Rückversicherer, die Hannover Rück, steigert den Gewinn deutlich stärker als vom Markt erwartet worden war. Im Bankensektor waren die Ergebnisse vieler Institute zwar von Restrukturierungskosten und Rückstellungen belastet. Operativ lief es bei vielen Kreditinstituten aber wieder besser. UBS, Deutsche Bank und HSBC sind Beispiele dafür.

andreas.knoch[at]finance-magazin.de