Der Sonderbericht im nun vorgelegten Jahresabschluss 2013/14 des Schweizer Logitech-Konzerns ist ein Armutszeugnis für den im April 2013 von Bord gegangenen Ex-Finanzchef Erik Bardman: Miserable Buchhaltung, schlechtes Personal, unzureichende Methoden und IT-Systeme bescheinigt der Schweizer Hardwarehersteller seiner eigenen Finanzabteilung. Die dadurch ausgelösten Fehlbuchungen summieren sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
„Dem Unternehmen fehlte es an effektiven Kontrollen im Finanzbereich“, heißt es im deutlich verspäteten Geschäftsbericht. Eine Reihe von Abschlüssen müssen daher nachträglich korrigiert werden: Sie umfassen Quartals- und Jahresabschlüsse der Jahre 2011 bis 2014 sowie diverse Positionen in der Bilanz, der Gewinn- und Verlust- sowie der Cashflow-Rechnung. Das ist auch bitter für den langjährigen Wirtschaftsprüfer PwC, der Logitech noch im März 2014 effektive Kontroll- und Reportingmechanismen bescheinigt hatte. Inzwischen sieht KPMG die Logitech-Bücher durch.
Finanzabteilung von Logitech leistet sich grobe Fehler
Die Realität im Hause Logitech sah anders aus: Bis weit in das laufende Jahr hinein habe es an Personal mit angemessenen Buchhaltungskenntnissen gefehlt. Wie die „Neue Züricher Zeitung“ berichtet, seien bis Juni 2013 über fünf Jahre hinweg innerhalb der Logitech-Finanzabteilung pro Quartal dutzende Listen mit „finanziellen Sachverhalten“, Buchungen und Angaben für den Anhang des Konzernberichts zirkuliert, die PwC zum Teil vorenthalten worden seien. Diverse Posten von diesen Listen seien dann auch falsch verbucht worden.
So hat Logitech wiederholt Rückstellungen für Garantieleistungen falsch berechnet. Rückstellungen in Höhe von 5 Millionen US-Dollar mussten verdoppelt werden. 2011 seien die Kosten um 31 Millionen Dollar zu niedrig ausgefallen, im Folgejahr dann entsprechend zu hoch. Hinzu kommen laut der NZZ noch nicht getätigte Abschreibungen sowie fragwürdige Transaktionen mit einem Händler, die zu einem Schaden von 19 Millionen Dollar geführt hätten.
Vertrauensvorschuss für neuen Logitech-CFO Vincent Pilette
Der seit September 2013 amtierende Logitech-CFO Vincent Pilette hat mit den Aufräumarbeiten bereits begonnen. Schon im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. März 2014) ist ein „Finance and Accounting Leadership Team“ aufgebaut worden, wie Logitech im Geschäftsbericht schreibt. Neben dem neuen CFO seien auch ein neuer Vice President Internal Audit, ein neuer Corporate Controller sowie ein neuer Senior Director of Finance Operations engagiert worden. Zwischen April und Oktober ist dieses Team noch um einen Direktor für externes Reporting und globales Accounting sowie einen Konsolidierungsspezialisten erweitert worden.
Aufgabe dieses Teams ist es nun, einen besseren Überblick über die internen Buchungen und Reporting-Prozesse zu erhalten sowie die weiteren Mitarbeiter zu schulen. Zudem werden seit dem neuen Geschäftsjahr die Rückstellungen anders berechnet.
Die Logitech-Investoren scheinen dem neuen CFO Pilette aber großes Vertrauen entgegenzubringen. Rund um seine Berufung im zweiten Halbjahr vergangenen Jahres hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Allerdings hat die Logitech-Aktie seitdem am weiteren Aufschwung der Aktienmärkte nicht mehr teilgenommen – einen Teil der Kursgewinne hat das Papier wieder abgegeben.