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Elumeo erklärt Lagerdiskrepanzen für aufgeklärt

Der Edelstein-Schmuckhändler Elumeo hat sich manuell durch die Lagerbestände gekämpft. Alle Waren seien vorhanden, teilt das Unternehmen mit.
Elumeo SE

Der Online-Schmuckhändler Elumeo hat eigenen Angaben zufolge die Unregelmäßigkeiten bei seinen Lagerbeständen in Großbritannien aufgeklärt. Es gebe keinerlei Divergenz mehr, teilte das Unternehmen mit. Am 10. November hatte das Unternehmen erhebliche Probleme beim Umzug des Lagers in Großbritannien vom bisherigen Standort in Leamington Spa nach Birmingham gemeldet. Ware im Wert von 1 Million Pfund fehlte, Schmuck konnte nicht ausgeliefert werden, der Umsatz in Großbritannien brach für zwei Monate fast vollständig weg. Die Investoren waren alarmiert und nahmen Reißaus, der Aktienkurs brach ein – auch weil Elumeo aus ihrer Sicht keine überzeugenden Erklärungen zu den Unregelmäßigkeiten parat hatte.

Jetzt hat das Unternehmen das nachgeholt. Die Probleme wurden demnach von der Einführung eines neuen Kommissionsroboters inklusive eines neuen Warenwirtschaftssystems ausgelöst. „An der Schnittstelle zwischen dem Warenwirtschaftssytem und dem Roboter gab es einen Systemfehler, und deshalb konnte die richtige Ware nicht ausgeliefert werden“, berichtet Elumeo-Chef und Mitgründer Wolfgang Boyé auf Anfrage von FINANCE.

Elumeo: manuelle Inventur der Lagerbestände abgeschlossen

Gleichwohl hätte dieser technische Fehler allein seiner Ansicht nach wahrscheinlich nicht zu dem erheblichen Umsatzausfall geführt. „Beim dortigen Management kam es leider zu einer Überreaktion: Die Kollegen haben sämtliche im Lager befindliche Ware vollständig wieder aus dem System herausgenommen“.

Die ungeordnete Lagerung habe die Divergenz ausgelöst, die suggerierte, dass Teile des Lagerbestands zu fehlen schienen. Außerdem konnte keine Ware mehr verkauft werden. Laut Boyé hätte der Fehler im Kommissionierungssystem selbst wahrscheinlich zügig gelöst werden können. Aufgrund der Entscheidungen des lokalen Managements musste allerdings der gesamte Lagerbestand manuell neu gezählt, katalogisiert und anschließend wieder im neuen System eingelagert werden. Der Vorfall hatte mittlerweile auch personelle Konsequenzen beim dortigen Management.

„Zu dem Zeitpunkt, als die Divergenz festgestellt wurde, konnten wir auch einen Diebstahl nicht ausschließen“, ergänzt Elumeo-CFO Bernd Fischer „Jetzt ist die Aufklärung aber vollständig abgeschlossen. Sowohl der Warenwert im neuen als auch im alten System stimmen überein.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, hat die Elumeo-Führung eigenen Aussagen zufolge dann aber noch den erfassten Warenbestand mit den Produktionskosten der Fabrik in Thailand, wo der Schmuck hergestellt wird, verglichen. „Es fehlt nichts“: So lautet das Fazit von CFO Fischer, der gleichzeitig auch die Richtigkeit der Angaben im IPO-Prospekt des Börsenneulings bestätigt. Elumeo war im Juli dieses Jahres an die Börse gegangen. 

Lagerchaos drückt Elumeo in die Verlustzone

Seit November erreicht Elumeo in Großbritannien nun wieder die bisherigen Verkaufszahlen. Doch der Umsatzeinbruch setzte die Zahlen des Schmuckhändlers im dritten Quartal unter Druck. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegt für die ersten neun Monate des Jahres mit 1,1 Millionen Euro im Minus. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum war ein positives Ergebnis von 2,8 Millionen Euro bilanziert worden.

CFO Fischer kann für dieses Jahr ein negatives Konzernergebnis nicht ausschließen. Nach den ersten neun Monaten des Jahres liegt es bei minus 3,6 Millionen Euro. Der Umsatz wird  am Jahresende voraussichtlich leicht über dem Vorjahreswert von 70,8 Millionen Euro liegen und damit deutlich unter den Wachstumserwartungen zurückbleiben. Das Vertrauen der Investoren, die rund um den IPO an Bord gekommen waren, ist dementsprechend erschüttert. Die Aktie notierte kurzzeitig nur noch bei rund 15 Euro, 40 Prozent unter dem Ausgabepreis von 25 Euro. Mittlerweile hat sich der Kurs etwas erholt und liegt bei etwa 19,40 Euro.

Elumeo senkt Wachstumserwartung für 2016 leicht

Auch für das kommende Geschäftsjahr hat der Vorfall in Großbritannien Konsequenzen. „Unsere IT-Abteilung war durch den Vorfall in Birmingham viel stärker eingebunden als erwartet, deshalb wird sich der Launch unseres Geschäfts in Frankreich wohl um ein oder zwei Quartale nach hinten verschieben“, bedauert CEO Boyé. Die dadurch erwarteten Gewinne werden also auch länger auf sich warten lassen. Der Elumeo-Chef wird dadurch bei der Wachstumsprognose etwas vorsichtiger. „Wir hatten für 2016 ein Wachstum von mindestens 20 Prozent angestrebt, jetzt erwarten wir das eher im Bereich von 15 bis 20 Prozent.“

An dem Kommissionierungsroboter, der für die Probleme gesorgt hat, hält Boyé allerdings nach wie vor fest. „Das System hat sich an unseren Standorten in Berlin und in Italien schon bewährt“, sagt er. Der Elumeo-Chef verbindet dies mit dem Versuch, verlorengegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen: Divergenzen bei den Lagerbeständen seien damit – anders als bei der manuellen Lagerverwaltung – in Zukunft vollständig auszuschließen, so Boyé.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.