Goodwill-Abschreibungen haben europäische CFOs 2013 weniger belastet als zuvor: Aus der neusten europäischen Impairment-Auswertung der Unternehmensberatung Duff & Phelps geht hervor, dass 2013 zwar mehr Unternehmen Abschreibungen vornahmen, diese sich jedoch gegenüber dem Vorjahr in Summe um 25 Prozent auf 49,6 Milliarden Euro vermindert haben (Details zur Studie in der Info-Box).
Über zwei Drittel der Abschreibungen gehen dabei auf das Konto der Finanzdienstleister, Energieversorger und Telekommunikation, wobei auf den Finanzsektor mit 17,2 Milliarden Euro der Löwenanteil entfällt.
Laut Duff & Phelps stehen die Ergebnisse in Einklang mit der in 2013 beobachteten Verbesserung der finanziellen Lage europäischer Unternehmen, müssen jedoch relativiert werden. Duff & Phelps-Berater Yann Magnan warnt: Die aktuelle wirtschaftliche Lage könnte in naher Zukunft zu weiteren Goodwillabschreibungen führen. Deshalb seien eine „sorgfältige, aussagekräftige und gut dokumentierte Beurteilung künftiger Cashflows und Bewertungsannahmen“ notwendig.
Neue Wertberichtigungen durch künftige Großtransaktionen?
Der Auswertung zufolge macht der über alle betrachteten Unternehmen (zur Methodik siehe Infokasten) aggregierte Goodwill in Relation zur Bilanzsumme 3,5 Prozent aus. Großtransaktionen, wie die von Siemens, Merck und Co. dürften die Goodwill-Positionen in den Unternehmensbilanzen künftig weiter aufblähen, das Abschreibungspotential erhöhen und damit die bilanziellen Risiken ausweiten.
Unternehmen lassen sich Großtransaktionen einiges kosten: Für Dresser-Rand legte Siemens 5,8 Milliarden Euro auf den Tisch. ZF war der US-Automotivekonzernen TRW sogar 10,7 Milliarden Euro wert. Der Darmstädter Pharma-Konzern Merck griff für die Übernahme des Laborausrüsters Sigma-Aldrich besonders tief in die Tasche und bezahlte rund 13 Milliarden Euro springen. Das Consumer-Care-Geschäft von Merck ließ sich der Pharmakonzern Bayer Anfang Mai 10,4 Milliarden Euro kosten.
CFOs: Asymmetrische Informationsvorsprünge
Ob eine Wertabschreibung vorgenommen wird, können CFOs allerdings stark selbst beeinflussen. Sie profitieren vom Wissensvorsprung gegenüber externen Betrachtern und neigen erfahrungsgemäß dazu optimistisch zu bilanzieren oder Abschreibungen hinauszuzögern. Dieser Meinung ist auch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), die in diesem Jahr und in den Vorjahren auf die Impairment-Tests ihr Hauptaugenmerkt legte.
Die DPR prüft im Rahmen der Impairment-Test insbesondere die Konsistenz und Verlässlichkeit der Cashflow-Prognosen, die Ableitung der Wachstumsrate und des Abzinsungssatzes sowie Bewertungsprämissen.
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Die Bilanzauswertung des Jahres 2014 analysiert die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Unternehmen des STOXX Europe 600 im Zeitraum von 2010 bis 2013 und setzt sich gemessen an der Marktkapitalisierung sowohl aus Small- als auch aus Mid- und Largecaps zusammen – darunter sind auch 59 deutsche Unternehmen. Zudem werden 240 Finanzexperten im Rahmen einer Umfrage einbezogen.