Hess-Insolvenzverwalter Volker Grub und die von ihm mit der Untersuchung beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ebner Stolz haben ihren Untersuchungsbericht vorgestellt: Demnach beträgt der Gesamtbedarf der Bilanzberichtigungen auf Basis des Vorsteuerergebnisses (EBT) für die Geschäftsjahre 2007 bis 2012 insgesamt knapp 45 Millionen Euro. Der größte Teil der Berichtigungen fällt mit knapp 38 Millionen Euro in die Jahre 2011 und in die ersten neun Monate des Jahres 2012. Mitte Juni hatte Ebner Stolz den Korrekturbedarf auf Basis des Ergebnisses nach Steuern (Jahresüberschuss) für die Jahre 2007 bis 2012 auf vorläufiger Basis noch mit insgesamt 26,4 Millionen Euro beziffert.
Auf dieser Basis will der Insolvenzverwalter nun die Bilanzen der Jahre 2009 bis 2011, die noch nach HGB erstellt wurden, korrigieren und die Bilanz zum 30. September 2012 aufstellen. Grub und Ebner Stolz betonten, die Untersuchung zeige, dass die ehemaligen Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler die Aktien der Hess AG im Oktober 2012 mit falschen Zahlen an die Börse gebracht hätten.
Durch den Kauf der Aktien sei den Aktionären ein Schaden entstanden. Entsprechende Forderungen könnten zur Insolvenztabelle angemeldet werden. Bis dato hatte Grub eine Insolvenzquote von 16 Prozent in Aussicht gestellt. Nach dem Verkauf des operativen Geschäfts an Nordeon ist die Hess AG selbst nur noch eine leere Hülle.
Für die ehemaligen Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler könnten die nun endgültig aufgedeckten Bilanzfehler Folgen haben: Grub will gegen sie Schadensersatzansprüche in Höhe von 2,76 Millionen Euro geltend machen.
Schadensersatzforderungen gegen WP und Anwälte?
Auch gegen den früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Hess werden Ansprüche vorgebracht. Dabei geht es um dessen Pensionsansprüche in Höhe von 2,4 Millionen Euro, für die Wertpapiere seitens der AG verpfändet wurden. Diese Zusage hat Grub inzwischen widerrufen.
Weitere Schadensersatzforderungen in Höhe von 6 Millionen Euro gegen die beim Börsengang involvierte mittelständische Wirtschaftsprüfung Dhmp und die Münchner Anwaltskanzlei McDermott will Grub prüfen. Dies seien die Kosten für den auf unrichtigen Zahlen basierenden und damit als fehlgeschlagen anzusehenden Börsengang, hieß es.
Zuvor war bekannt geworden, dass die BaFin Anzeige gegen die Hess AG wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und Insiderhandel gestellt hat. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Mannheim hatte gegenüber der Wirtschaftswoche bestätigt, gegen zwei Personen wegen des Verdachts auf Untreue zu ermitteln.