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Lufthansa: Neue Abschreibungspolitik erhöht Gewinn

Neue Abschreibungspolitik: Durch einen Bilanzkniff kann die Lufthansa ihren operativen Gewinn erhöhen.
Lufthansa

Die Lufthansa nutzt ihren Spielraum in der Bilanzierung aus: Im Rahmen des Effizienzprogramms „Score” hat der Konzern seine Abschreibungspolitik geändert. Die bilanziell abgebildete Nutzungsdauer der Flugzeuge soll verlängert werden: Statt wie vorher über zwölf Jahre werden die Maschinen nun linear über zwanzig Jahre abgeschrieben. Diese Änderung wird alle Flugzeuge gleichermaßen betreffen und hat laut Unternehmen den Zweck, die Werthaltigkeit der Flotten realitätsnäher in der Bilanz widerzuspiegeln.

Damit einher geht auch, dass der Restbuchwert der Flugzeuge von 15 auf 5 Prozent des Anschaffungspreises sinken wird – eine Maßnahme, um Buchverluste beim Verkauf alter Flugzeuge zu verhindern: „Aufgrund der schnelleren technologischen Entwicklung lassen sich für ältere Flugzeugmodelle zum Teil nur noch Preise erzielen, die unter einem Buchwert von 15 Prozent liegen”, erklärt die Lufthansa zur Begründung.

Lufthansa-CFO Simone Menne: Dividendenpolitik überprüfen

Der Bilanzkniff hat große Folgen für die relevanten Kennzahlen des Unternehmens: Die längere Nutzung der Flotte wird sich im operativen Gewinn niederschlagen. Im neuen Jahr wird dieser  voraussichtlich um 340 Millionen Euro, 2015 dann um 350 Millionen Euro höher ausfallen als bislang geplant. Die Änderung der Abschreibungspolitik soll allerdings keinen materiellen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation des Konzerns haben.

„Score hat deshalb unverändert eine nachhaltige Steigerung des operativen Gewinns um 1,5 Milliarden Euro gegenüber 2011 zum Ziel”, sagte Lufthansa-CFO Simone Menne – trotz des zusätzlichen Polsters, das die längeren Abschreibungszyklen schaffen. Im nächsten Jahr will Lufthansa ein operatives Ergebnis von 2,65 Milliarden Euro erwirtschaften. 2013 war das operative Ergebnis um knapp 17 Prozent auf 697 Millionen Euro gesunken.

Da das operative Ergebnis die Grundlage für die Höhe der Dividendenzahlungen bildet, wird eine Erhöhung auch für die Aktionäre nicht ohne Folgen bleiben: „Wir werden unsere Dividendenpolitik im laufenden Jahr überprüfen”, gab Menne an. Ob die Höhe der Dividende sich ändern oder an einer anderen Kennziffer orientieren wird, wollte das Unternehmen hingegen nicht kommentieren. „Klar ist aber, dass wir unsere Aktionäre auch in Zukunft angemessen an unserem Gewinn beteiligen werden”, ergänzte Menne.

Lufthansa steht vor vielen Herausforderungen

Die geänderte Abschreibungspolitik des Konzerns ist nicht die einzige Baustelle in der Rechnungslegung, an der das Unternehmen gerade arbeitet: Neue Offenlegungsvorschriften für pensionsbezogene Risiken stellen die Lufthansa derzeit vor weitere Herausforderungen. Wie andere Unternehmen auch, hat die Lufthansa ihren Beschäftigten eine Betriebsrente mit monatlichen Zahlungen garantiert, die sich an Rendite-Erwartungen von bis zu 7 Prozent orientieren – im derzeitigen Niedrigzinsumfeld ein Versprechen, das so nicht einlösbar ist. Das Sparprogramm, das Finanzchefin Menne dem Konzern im Oktober vergangenen Jahres auferlegt hat, dürfte auch an den Pensionären nicht spurlos vorübergehen.

Bilanziell hat sich Menne mit der neuen Abschreibungspolitik aber schon einmal ein gutes Polster für schlechte Zeiten geschaffen. Sie hat Werte aufgedeckt, die vorher so nicht sichtbar waren, und auch den Gewinn optisch erhöht. Ob es sich dabei wirklich um stille Reserven handelt oder hingegen „nur“ eine aggressive Bilanzierung, wird sich auch daran zeigen, wie Wettbewerber der Lufthansa ihre Flugzeugflotte in Zukunft bilanziell abbilden werden.

julia.becker[at]finance-magazin.de

Info

Gewinnwarnungen, ein Streik nach dem nächsten, ein groß angelegter Konzernumbau – und jetzt auch noch das Coronavirus: Die Lufthansa ist im Krisenmodus. Wie die größte deutsche Airline um die Wende ringt, lesen Sie auf unserer Themenseite zur Lufthansa.

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