Die meisten Finanzchefs nutzen das Potential der Finanzfunktion im Unternehmen nicht genügend aus – das ist die Kernaussage einer PwC-Benchmarkstudie zur Effizienz im Finanzbereich, bei der 200 international tätige Unternehmen befragt wurden. Die Studie macht deutlich, dass sich die Arbeit der Finanzabteilungen in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Neben den traditionellen Aufgaben der Bilanzierung und des Reportings, nehmen die Finanzabteilungen eine immer aktivere Rolle im Bereich der Planung und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens ein. Mit dieser Veränderung halten die internen Arbeitsprozesse offenbar nicht immer Schritt.
Finanzabteilungen sollten länger analysieren als Daten sammeln
Große Verbesserungsmöglichkeiten sieht die Studie insbesondere in der Prognose und Aufbereitung von Informationen: Nur sechs Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie mit der Nutzung der IT im Finanzbereich zufrieden sind, 39 Prozent halten radikale Veränderungen für notwendig. Eine große Rolle spielt der technologische Fortschritt. Auf der einen Seite erleichtern technologische Entwicklungen die Erhebung und Analyse von Daten. Dazu gehört beispielsweise auch der Automatisierungsgrad der Kontrollen, der mit 25 Prozent bei Unternehmen mit Top-Finanzfunktionen doppelt so hoch ist, wie bei durchschnittlichen Unternehmen. Die sinnvolle Nutzung neuer Technologien konnte bei diesen Unternehmen den Zeitaufwand für das Budget-Reporting um 14 Prozent reduzieren.
Auf der anderen Seite stellen sich auch Risiken: Die Finanzabteilungen sehen sich mit einer schier unendlichen Menge von gesammelten Informationen konfrontiert. Sie verbringen allein zwei Drittel der Zeit damit, die Daten zu sammeln und zu ordnen, nur ein Drittel der Zeit kann für die Analyse genutzt werden.
Finanzchefs müssen Talente fördern
Eine weitere wichtige Stellschraube zum Erfolg von Finanzabteilungen sind hochqualifizierte Mitarbeiter. Die Löhne steigen zwar, doch viele Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass notwendige Fertigkeiten und Qualifikationen in den Finanzabteilungen immer noch fehlen. Aber obwohl das Bewusstsein für die Notwendigkeit hochqualifizierter Mitarbeiter vorhanden ist, sehen viele Unternehmen offenbar keinen Handlungsbedarf: Nur jedes dritte Unternehmen hat eine feste Strategie für die Personalentwicklung.
Nicht zuletzt geht ungenutztes Potential auch mit höheren Kosten einher: Bei durchschnittlichen Unternehmen liegen die Kosten für die Finanzfunktion mit 0,93 Prozent des Umsatzes um 60 Prozent höher als bei solchen mit einer Top-Finanzfunktion, wie PwC sie sieht. Im besten Fall liefert die Finanzfunktion „wertvolle Einsichten und fungiert als Treiber, um überkommene Strukturen aufzubrechen und Innovationen sowie Wachstum des Unternehmens zu fördern“, sagt PwC-Finanzexperte Martin Petry. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine aktuell veröffentlichte Erhebung der Hackett Group: Sie hat die Kosten in den Finanzabteilungen deutscher, österreichischer und schweizer Unternehmen untersucht und kam ebenfalls zum Schluss, dass auch da noch ein erhebliches Kostensenkungspotential vorhanden ist.