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So wollen sich CFOs 2019 gegen Krisen wappnen

Welche Hebel kann der CFO anziehen, um sein Unternehmen erfolgreicher und krisenfester zu machen?
Fabian Gysel/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die vergangenen zehn Jahre durften sich CFOs einer relativ stabilen wirtschaftlichen und politischen Lage erfreuen. Damit dürfte bald Schluss sein: Denn in Zeiten zunehmender politischer und ökonomischer Unsicherheit sowie erwarteter steigender Zinssätze rechnet jeder zweite Finanzchef 2019 mit einer schwächeren Konjunktur.

Dies geht aus dem Operations-Effizienz-Radar hervor, das Roland Berger gemeinsam mit dem Internationalen Controller Verein (ICV) zum zehnten Mal erhebt. Dafür befragten Berger und der ICV CFOs, CEOs und Controller nach ihren Erwartungen für das kommende Geschäftsjahr und wollten zudem wissen, an welchen Stellschrauben die Unternehmen drehen wollen, um sich krisensicherer und effizienter aufzustellen (mehr zur Methodik in der Infobox am Ende des Artikels).

Der größte Hebel für CFOs: Das Produktportfolio

Der wichtigste Hebel 2019: das Produktportfolio. Fast drei Viertel aller Befragten wollen diesen Bereich effizienter gestalten. Das heißt zum Beispiel, zukunftsorientierte Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, einen stärkeren Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden zu legen sowie die Ausgaben zu reduzieren.

Bereits im vergangenen Jahr wurde dieses Aufgabenfeld immer wichtiger, lag damals allerdings noch auf dem zweiten Platz. Besonders Industrieproduzenten, Chemie- und Pharmaunternehmen, Konsumgüterkonzerne sowie Industrie- und Finanzdienstleister pochen darauf, in diesem Jahr ihr Produktportfolio umzustrukturieren.

Produktionsprozesse müssen optimiert werden

Eng damit zusammen hängt auch der Bereich Produktion, der für die befragten CFOs, CEOs und Controller dieses Jahr auf dem zweiten Platz steht. So wollen sie die Produktion effizienter machen, indem unter anderem die Planung und Kontrolle des Produktionsprozesses optimiert werden sollen.

Speziell die Autoindustrie und die Luftfahrtbranche halten dieses Feld für besonders handlungsbedürftig. Gerade wegen der doppelten Struktur bei der Herstellung konventioneller Fahrzeuge einerseits und E-Fahrzeugen andererseits muss die Produktion angepasst werden, glauben die Automanager. Die Luftfahrt hingegen will sich eingehender mit der Planung und Kontrolle ihrer Produktion beschäftigen.

Im vergangenen Jahr war die Produktion noch der Top-Hebel bei den Befragten. Möglicherweise haben einige Unternehmen hier inzwischen schon ihre Hausaufgaben gemacht und sehen daher keinen drigenden Handlungsbedarf mehr.

Controlling & Finance gewinnt weiter an Bedeutung

Auf den dritten Platz aufgestiegen ist das Aufgabenfeld Controlling & Finance, das im Vorjahr noch auf dem vierten Platz lag. Die Befragten wollen unter anderem den Back-Office-Service effizienter gestalten und Controlling-Prozesse digitalisieren. Außerdem wollen sie die Controlling-Abteilungen stärken, indem die Controller beispielsweise als Business-Partner etabliert werden.

Im Bereich Sales & Marketing sehen knapp 60 Prozent der Unternehmensentscheider Handlungsbedarf. Somit ist dies das viertwichtigste Aufgabenfeld 2019, 2018 war es noch auf Platz 5. Hier wollen die Unternehmen beispielsweise neue Wachstumsfelder identifizieren und zu neuen Kunden sowie Regionen vorstoßen. Weniger Zeit wollen die Umfragteilnehmer dieses Jahr hingegen in Marketing und Promotion investieren.

Working-Capital-Management wird wichtiger

Der Bereich Einkauf verliert hingegen an Relevanz: Er rutscht von Platz drei auf Platz fünf. Diejenigen, die den Einkauf optimaler gestalten wollen, setzen auf Preisvergleiche und Bundling, also den Einkauf mehrerer Produkte zusammen.

Wieder wichtiger wird dafür das Thema Working-Capital-Management, das es zwar noch nicht in die Top 5 geschafft hat, aber immerhin vom zehnten auf den achten Rang gestiegen ist. Das verwundert nicht: In Zeiten steigender Finanzierungskosten setzen regelmäßig mehr CFOs auf Innenfinanzierung. Wahrscheinlich wird dieses Aufgabenfeld in den kommenden Jahren daher noch relevanter werden.

Um effizienter zu werden, nehmen die befragten Unternehmen auch die Digitalisierung zunehmend ins Visier, zeigt das Operations-Effizienz-Radar. Gerade der Bereich Controlling & Finance mit seinen großen Datenmengen bietet viele Chancen, glauben sie. Auch im Vertrieb ist die Digitalisierung hilfreich: Soziale Netzwerke als Verkaufsplattform zu nutzen, ist schon lange kein Geheimnis mehr.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Für das 10. Operations-Effizienz-Radar befragten Roland Berger und der Internationale Controller Verein (ICV) im November 2018 mehr als 300 Unternehmensentscheider aus den Branchen Automobilindustrie, Luftfahrt und Verteidigung, Industrielle Produkte, Chemie/Pharma, Konsumgüter und Verkauf, Industriedienstleistungen und IT sowie Finanzdienstleistungen in der DACH-Region. Unter den Befragten befinden sich CFOs, CEOs, Controlling-Leiter und weitere Unternehmensvertreter mit leitenden Funktionen. 58 Prozent der befragten Unternehmen setzten 2018 mehr als 500 Millionen Euro um.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.