Die internationale Fußballgemeinde schaute dieses Jahr fasziniert auf die Kicker von Borussia Dortmund und Bayern München. Die deutschen Vereine dominierten die Champions League fast nach Belieben. Neben dem Sieg in der Königsklasse konnte die Bundesliga nun – rückwirkend für die Saison 2011/2012 – einen zweiten internationalen Titel erringen: Mit einem operativen Ergebnis von 190 Millionen Euro war sie 2011/2012 die wirtschaftlichste der „Big Five“-Ligen. Dies ergab die aktuelle Football-Finance-Studie von Deloitte.
Sowohl die spanische Primera División, als auch die italienische Serie A und die französische Ligue 1 machten demnach 2011/2012 Verluste. Für die Bundesliga wird es dagegen gut weitergehen, prognostiziert Jan Kremer, Sport-Experte bei Deloitte: „Nach den internationalen sportlichen Erfolgen in diesem Jahr wird die Bundesliga auch nächstes Jahr finanziell gut dastehen."
Der Erfolg liegt nicht zuletzt an der Sparsamkeit der Bundesliga-Clubs: Sie kamen 2011/2012 im Schnitt mit „nur" 53 Millionen Euro für das Gehalt ihrer Spieler aus. Das Verhältnis der Gehaltskosten zum Gesamtumsatz lag damit bei 51 Prozent, zwei Prozentpunkte weniger als in der Spielzeit 2010/11. Zum Vergleich: Die Premier League-Vereine zahlten ihren Kickern mit 102 Millionen Euro doppelt so viel. Hier liegt das Verhältnis nach Deloitte-Berechnungen bei 70 Prozent.
Schießt Geld Tore?
Diese Großzügigkeit, die sich auch in der abgelaufenen Saison 2012/2013 fortgesetzt haben dürfte, hat den Engländern auf internationalem Parkett allerdings wenig gebracht. Erstmals seit 1996 war im Viertelfinale der Champions League kein Verein von der Insel mehr dabei. Mit dem Euro League Sieg konnte nur Chelsea die Ehre der Premier League retten.
Nur beim Umsatz waren die Engländer wieder einmal die Champions. Die Premier League erwirtschaftete in der abgelaufenen Saison 2,9 Milliarden Euro – ein Plus von 5 Prozent. Die Bundesliga lag mit 1,9 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz. Danach folgen die Primera División (1,8 Milliarden Euro), die Serie A (1,6 Milliarden Euro) und die Ligue 1 (1,1 Milliarden Euro).
An dieser Konstellation dürfte sich auch im kommenden Jahr wenig ändern, schreibt Deloitte. Zwar werde die Bundesliga erneut einen Umsatzschub durch die neu verhandelten Fernsehrechte erleben, doch auch die englische Liga erhält noch einmal mehr Geld von den Sendern. Mit geschätzten 73 Millionen Pfund (86 Millionen Euro) stehen die TV-Einnahmen für den größten Einnahmeblock.
Financial-Fairplay Regeln der UEFA sollen Gerechtigkeit schaffen
Trotzdem entsteht die Frage, wie lange die Bundesliga sich dem internationalen Wettrüsten noch entziehen kann. Ab der kommenden Saison greifen zwar Teile der Financial-Fairplay-Regeln der UEFA. „Die Frage bleibt aber, wie rigoros der europäische Fußballverband die Regeln tatsächlich auslegen wird“, sagt Deloitte-Experte Kremer. Mit dem FC Malaga hat die UEFA immerhin einen diesjährigen Champions League Viertelfinalisten wegen Financial-Fairplay-Verstößen für die nächsten fünf Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.
Einige Clubs scheinen jedoch darauf zu spekulieren, dass die UEFA nachgiebig sein wird. Nachdem russische und ukrainische Oligarchen in England Vereine wie Chelsea und Manchester City aufkauften, zieht es sie nun auch nach Frankreich. Nach Paris Saint Germain rüstet nun auch der Erstligaaufsteiger AS Monaco kräftig auf und machte jüngst mit der 60-Millionen-Euro-Verpflichtung von Stürmerstar Radamel Falcao auf sich aufmerksam. Wenn in den kommenden Jahren also doch wieder Geld Tore schießt, könnte es für die Bundesliga etwas düsterer aussehen.