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Firmenkundengeschäft: Bleibt China ein heißer Markt?

Perspektiven im China-Geschäft vor dem Hintergrund des Handelskonflikts.
SeanPavonePhoto/iStock/Getty Images

Nachdem wir in Teil 1 unserer China-Serie die Netzwerke von fünf Banken im Reich der Mitte beleuchtet haben und Teil 2 die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale vorstellte, wagen wir im dritten Teil der Serie ein Resümee und einen Ausblick: Wie wirken sich die großen Trends, die China derzeit prägen, mittel- und langfristig auf das Firmenkundengeschäft mit deutschen Kunden in diesem Riesenland aus?

Der Handelsstreit überschattet die Perspektiven

Der sich verschärfende Handelskonflikt zwischen den USA und China gilt als die größte Unbekannte. Zölle und Protektionismus hemmen schon jetzt den Mut deutscher Exporteure und Investoren, wenn es um Projekte in China geht. Das bekommen auch die Banken zu spüren, die sie dabei finanzieren und beraten.

Die Standard Chartered beobachtet bei Businessplänen ihrer Kunden bereits eine gewisse Zurückhaltung. Zudem beobachtet die Bank eine erhöhte Unsicherheit hinsichtlich des Translationsrisikos im Währungsbereich. Viele Unternehmen verfügen inzwischen über große Bilanzen in der chinesischen Währung Renminbi. Deren fortgesetzte Schwäche macht einer wachsenden Zahl von CFOs Sorgen.

Die Deutsche Bank nimmt eher die Langfristperspektive ein und setzt darauf, dass Mega-Projekte wie die Neue Seidenstraße die aktuellen Unwägbarkeiten auf Dauer überlagern werden. Die Deutsche Bank glaubt, dass die Neue Seidenstraße vor allem ihren Kunden aus Branchen wie Infrastruktur, Rohstoffe und Erneuerbare Energien zahlreiche Möglichkeiten bieten wird. Die Deutsche Bank mischt dort auch als Financier mit, wenn auch in recht bescheidenem Umfang. Im Mai 2017 haben die Deutsche und die China Development Bank (CDB) eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der sie in den folgenden fünf Jahren Projekte im Volumen von 3 Milliarden US-Dollar finanzieren wollen.

Zugleich setzt die Deutsche Bank auf ihr starkes Kapitalmarktgeschäft im Reich der Mitte, um die bestehenden Unsicherheiten auszugleichen. So hat sie nach eigenen Angaben im Juli für internationale Anleger mehr Volumen in chinesischen Anleihen gehandelt als jede andere Bank. Kürzlich hat die Deutsche Bank auch den ersten Schuldschein für einen chinesischen Emittenten begeben. Sie glaubt, dass dies auch eine neue Anlagemöglichkeit für Investoren aus Deutschland sein könnte.

Commerzbank und LBBW sind entspannt

Vor allem die deutschen Banken, die einen Großteil ihres China-Geschäfts in der Heimat „sourcen“, zeigen sich entspannt. Die Commerzbank und die LBBW verzeichnen trotz des Handelskonflikts nach eigener Aussage keinen Rückgang der Nachfrage deutscher Unternehmen nach deren Dienstleistungen und Produkten in China. „Für deutsche Unternehmen ist China unverändert ein äußerst wichtiger Markt“, betont die Commerzbank.

Als Beispiel für eine Abkopplung von gewissen Negativtrends drängt sich der schwierige chinesische Automarkt auf, der seit nunmehr eineinhalb Jahren in nahezu jedem Monat schrumpft. Es sind vor allem US-Autobauer, die Marktanteile verlieren, während die Absatzzahlen der deutschen Anbieter weiter wachsen. Von der robusten Entwicklung vieler deutscher Unternehmen in China profitieren auch ihre Hausbanken, die sie nach China begleitet haben.

Damit scheint die wirtschaftliche Abkühlung vor allem die LBBW und die Commerzbank in ihrem Heimatmarkt deutlich stärker zu belasten, wo eine wachsende Anzahl an Kreditengagements zu wackeln beginnt. Das heißt aber auch: Eine gute Performance der China-Teams wird für die Banken immer wichtiger. Die Grundlagen dafür sind gelegt.

redaktion[at]finance-magazin.de

Info

Hier geht es zum ersten Teil unserer China-Serie. Teil 2 beschäftigt sich mit den Produktangeboten der Banken in China.