Newsletter

Abonnements

Bekommen Investor-Relations-Profis zu wenig Gehalt?

Bekommen IR-Profis vom Gehaltskuchen genug ab?
mckyartstudio/iStock/Getty Images Plus

Die Investor Relations gelten in der Finanzabteilung als Topadresse für hohe Gehälter. Oft sind sechsstellige Jahressaläre möglich, einige IR-Chefs können sogar bis zu einer halben Million Euro verdienen. Eine neue Studie des Personaldienstleisters Heidrick & Struggles, die FINANCE exklusiv vorliegt, zeigt jetzt aber, dass längst nicht alle IR-Manager auf so hohe Gehälter kommen.

Die Unterschiede in der Investorenkommunikation sind enorm: So gaben rund ein Viertel der 121 Befragten an, nur zwischen 40.000 und 70.000 Euro Grundgehalt im Jahr zu bekommen. Dabei dürfte es sich vor allem um jene Manager handeln, die noch über wenig Berufserfahrung verfügen. Weitere 42 Prozent verdienen laut Studie mindestens 70.000 Euro, aber nicht mehr als 120.000 Euro jährlich.

Wahre Topgehälter sind aber auch drin: Mehr als jeder dritte IR-Manager kommt der Analyse zufolge auf ein Festgehalt von 120.000 Euro und mehr. 8 Prozent der Umfrage-Teilnehmer kassieren jährlich sogar über 180.000 Euro.

IR-Gehalt: Je höher der Rang, desto höher der Bonus

Nichtsdestotrotz: „Gemessen an der Höhe der Position und dem Hebel, den eine exzellente Investor-Relations-Arbeit auf die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ausübt, erscheinen die Grundeinkommen vergleichsweise niedrig“, kommentiert Studienautor Andreas Jäger, der die Umfrage mit der Investor-Relations-Vereinigung „IR-Club“ durchgeführt hat, die Ergebnisse.

„Die Grundeinkommen in der IR erscheinen niedrig.“

Andreas Jäger, Heidrick & Struggles

Das ist nachvollziehbar: Ein Fehltritt in der Kommunikation mit Aktionären kann ernsthafte Folgen nach sich ziehen. Der Lichtkonzern Osram etwa hatte im Herbst 2015 seine Eigner verprellt, weil er sie auf einen Strategieschwenk nicht ausreichend vorbereitet hatte – daraufhin büßte das Unternehmen  mehrere hundert Millionen Euro an Börsenwert ein.

Zu der festen Vergütung gesellt sich bei den meisten IR-Profis noch eine Bonuskomponente. Laut Jäger dürfte bei Referenten und Managern der Anteil der variablen Vergütung in normalen Jahren zwischen 5 und 20 Prozent des Grundeinkommens liegen, bei Direktoren bei rund 25 Prozent. IR-Leiter könnten in der Spitze sogar die Hälfte ihres Fixgehalts als Bonus bekommen, so Jäger.

Variable Vergütung nur selten an Aktienkurs gekoppelt

Vor allem beim Bonus sieht der Personalberater Verbesserungspotential: Nur bei 26 Prozent der Umfrageteilnehmer ist die variable Vergütung an den Aktienkurs gekoppelt. Aus Jägers Sicht ein Unding: „Für IR-Verantwortliche wäre die relative Entwicklung des Aktienkurses ein mehr als nachvollziehbarer Parameter zur variablen Vergütungsbemessung.“

Jäger kommt zu dem Schluss, dass die Investorenkommunikation in vielen Konzernen noch nicht ausreichend gewürdigt wird. Das macht er auch an der Größe der IR-Einheiten fest: Oft seien dies kleine Bereiche, die nur von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin geleitet würden. Deswegen ist auch die Personalverantwortung überschaubar: Nur etwas mehr als die Hälfte der IR-Manager zeichnet für Mitarbeiter verantwortlich.

Viele IR’ler wollen CFO werden

Die Studie von Heidrick & Struggles hat neben den monetäre Aspekten weitere interessante Details zutage gefördert. Die IR zieht beispielsweise nicht nur Manager mit klassischen Kaminkarrieren an. Stattdessen tummeln sich Experten aus allen möglichen Bereichen in der Investorenkommunikation. 15 Prozent der Antwortgeber sind aus der Unternehmenskommunikation in die IR gewechselt. 12 Prozent kommen aus dem Finanzbereich, 11 Prozent sind Analysten und 7 Prozent ehemalige Investmentbanker. Den Direkteinstieg in die IR wagten 17 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Trotz der auf den ersten Blick oft weniger stringenten Karriereplanung haben IR-Spezialisten durchaus hoch gesteckte Ziele. Jeder fünfte Manager gab bei der Heidrick & Struggles-Umfrage an, dass die IR nur eine Durchgangsstation sei. Von diesen 20 Prozent sah wiederum ein Drittel den CFO-Posten als idealen nächsten Karriereschritt an. Erst auf dem zweiten Platz folgte die Position des IR-Chefs (28 Prozent).

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

Themen