Gescheiterte Fusionsverhandlungen, ein stetig fallender Aktienkurs und immer wieder rote Zahlen: Die Deutsche Bank durchläuft schwere Zeiten. Das vergangene Jahr war entsprechend auch für CFO James von Moltke kein leichtes.
In Anbetracht der Unternehmensentwicklung umso überraschender ist es, dass Finanzchef von Moltke 2018 der Top-Verdiener unter den Dax-CFOs war. Das geht aus einer Analyse der Geschäftsberichte der Dax30 hervor, die die Vergütungsexperten von Willis Towers Watson durchgeführt haben und deren Ergebnisse FINANCE exklusiv vorliegen.
Der Auswertung zufolge kam Deutsche-Bank-CFO von Moltke im abgelaufenen Geschäftsjahr auf eine Gesamtdirektvergütung von 5,1 Millionen Euro. Diese speiste sich aus seinem Grundgehalt von 2,4 Millionen Euro und 2,7 Millionen Euro aus seiner Bonuskomponente.
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CFO James von Moltke erhält Bonus-Entschädigung
Das mutet seltsam an, immerhin soll der Bonus gute Arbeit honorieren. Auch wenn diese nicht alleine am Aktienkurs gemessen werden kann, sondern auch am Gewinn und dem Erreichen individueller Ziele, erscheint diese variable Vergütung im Fall von Moltke erstaunlich hoch.
Klarer wird das Bild, wenn man die Zuflussrechnung betrachtet. Hier gibt die Deutsche Bank an, dass „zugeflossene Leistungen als Ausgleich für den Verfall von Awards beziehungsweise das Nichtgewähren variabler Vergütung bei seinem früheren Arbeitgeber“ unter der variablen Vergütung geführt worden sind. Die Deutsche Bank übernahm also die Bonuszahlungen, die von Moltke bei seinem alten Arbeitgeber Citigroup noch zugestanden hätten. Dafür erhielt der Finanzchef knapp 1,2 Millionen Euro.
Ein weiterer Grund für von Moltkes hohes Gehalt ist, dass Geldhäuser anderen Vergütungsvorschriften unterliegen als klassische Industriekonzerne. „Banken müssen sich an die Institutsvergütungsverordnung halten“, erklärt Ralph Lange, Manager Executive Compensation bei Willis Towers Watson. „Der variable Anteil wird vergangenheitsbezogen gemessen und die Auszahlung über mehrere Jahre aufgeschoben.“ So können die Geldhäuser bei schlechter Leistung eines Vorstands einen Teil des Geldes einbehalten. Ein klassischer Long-Term-Incentive (LTI) existiert nicht.
Gleichzeitig darf der Bonus eines Bankvorstands in Europa maximal das Zweifache der Gesamtvergütung ausmachen. In der Industrie gibt es einen solchen Cap nicht.
Das erklärt auch die hohe Grundvergütung James von Moltkes, die 2018 bei 2,4 Millionen Euro lag – und damit deutlich höher als bei ausnahmslos allen CFO-Kollegen im Dax.
VW-CFO Frank Witter auf Rang 2
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Trotz der branchenbedingten Eigenarten in seiner Vergütung sind die Kollegen dem Deutsche-Bank-Finanzchef aber dicht auf den Fersen. Auf Platz zwei im Dax-Ranking des Gesamtgehalts findet sich Frank Witter von Volkswagen wieder. Der langjährige VW-Manager verantwortet seit Oktober 2015 die Finanzen der Wolfsburger und kam 2018 auf ein Gehalt von 4,8 Millionen Euro. Damit lag er in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr.
Zu seinem Grundgehalt von 1,4 Millionen Euro gesellte sich bei Witter ein Bonus von 1,6 Millionen Euro. Obendrauf kam eine erwartete LTI-Zahlung von 1,8 Millionen Euro. Bei Letzterer handelte es sich um eine von Willis Towers Watson errechnete Größe, die starke Schwankungen in der mehrjährigen variablen Vergütung ausgleichen soll. Denn in vielen Konzernen werden die LTIs nur alle paar Jahre fällig, wodurch sich die Vergütung von einem Jahr zum anderen stark verändern kann. Platz drei sicherte sich Marcus Kuhnert, CFO des Pharmakonzerns Merck, mit einem Gehalt von 4,4 Millionen Euro.
Die vollständige Gehaltstabelle und eine Diskussion um neue Vergütungsregeln finden Sie in der FINANCE-Print-Geschichte „Die Spitzenverdiener im Dax“ aus der aktuellen Mai/Juni-Ausgabe der FINANCE, die Sie hier als E-Paper herunterladen können.
Info
Die Gehaltszahlen von Willis Towers Watson beziehen sich auf die erwartete Direktvergütung. Hierfür errechnen die Vergütungsspezialisten aus der Grundvergütung und den Bonuskomponenten das Gehalt der Vorstände. Diese Angaben sind den Vergütungsberichten der Dax-Konzerne zu Zufluss und gewährten Zuwendungen entnommen. Enthalten in der Listung von Willis Towers Watson sind nur CFOs, die ganzjährig für ihr Unternehmen tätig waren.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.