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Dax-CFOs: Keiner bekommt mehr Gehalt als James von Moltke

Deutsche-Bank-CFO James von Moltke war 2018 der Spitzenverdiener unter den Dax-Finanzchefs.
Deutsche Bank

Gescheiterte Fusionsverhandlungen, ein stetig fallender Aktienkurs und immer wieder rote Zahlen: Die Deutsche Bank durchläuft schwere Zeiten. Das vergangene Jahr war entsprechend auch für CFO James von Moltke kein leichtes.

In Anbetracht der Unternehmensentwicklung umso überraschender ist es, dass Finanzchef von Moltke 2018 der Top-Verdiener unter den Dax-CFOs war. Das geht aus einer Analyse der Geschäftsberichte der Dax30 hervor, die die Vergütungsexperten von Willis Towers Watson durchgeführt haben und deren Ergebnisse FINANCE exklusiv vorliegen.

Der Auswertung zufolge kam Deutsche-Bank-CFO von Moltke im abgelaufenen Geschäftsjahr auf eine Gesamtdirektvergütung von 5,1 Millionen Euro. Diese speiste sich aus seinem Grundgehalt von 2,4 Millionen Euro und 2,7 Millionen Euro aus seiner Bonuskomponente.

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James von Moltke, Deutsche Bank AG

Nach seinem Bachelor-Abschluss an der Universität Oxford beginnt James von Moltke seine Karriere 1992 bei der Investmentbank Credit Suisse First Boston in London. Drei Jahre später und bis 2005 ist er für JP Morgan in New York und Hongkong tätig. Anschließend wechselt er zu Morgan Stanley in New York. In diesen Rollen berät er vor allem Unternehmen aus dem Financial-Services-Bereich.
 
2009 übernimmt von Moltke die Leitung der Corporate M&A Abteilung bei der Citigroup und drei Jahre später die Verantwortung für die weltweite Finanzplanung der US-Bank. 2015 wird er zum Treasury-Chef der Citigroup befördert. Im Frühjahr 2017 verkündet von Moltke seinen Wechsel zur Deutschen Bank, wo er seit Juli des gleichen Jahres Konzern-CFO ist.

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CFO James von Moltke erhält Bonus-Entschädigung

Das mutet seltsam an, immerhin soll der Bonus gute Arbeit honorieren. Auch wenn diese nicht alleine am Aktienkurs gemessen werden kann, sondern auch am Gewinn und dem Erreichen individueller Ziele, erscheint diese variable Vergütung im Fall von Moltke erstaunlich hoch.

Klarer wird das Bild, wenn man die Zuflussrechnung betrachtet. Hier gibt die Deutsche Bank an, dass „zugeflossene Leistungen als Ausgleich für den Verfall von Awards beziehungsweise das Nichtgewähren variabler Vergütung bei seinem früheren Arbeitgeber“ unter der variablen Vergütung geführt worden sind. Die Deutsche Bank übernahm also die Bonuszahlungen, die von Moltke bei seinem alten Arbeitgeber Citigroup noch zugestanden hätten. Dafür erhielt der Finanzchef knapp 1,2 Millionen Euro.

Ein weiterer Grund für von Moltkes hohes Gehalt ist, dass Geldhäuser anderen Vergütungsvorschriften unterliegen als klassische Industriekonzerne. „Banken müssen sich an die Institutsvergütungsverordnung halten“, erklärt Ralph Lange, Manager Executive Compensation bei Willis Towers Watson. „Der variable Anteil wird vergangenheitsbezogen gemessen und die Auszahlung über mehrere Jahre aufgeschoben.“ So können die Geldhäuser bei schlechter Leistung eines Vorstands einen Teil des Geldes einbehalten. Ein klassischer Long-Term-Incentive (LTI) existiert nicht.

Gleichzeitig darf der Bonus eines Bankvorstands in Europa maximal das Zweifache der Gesamtvergütung ausmachen. In der Industrie gibt es einen solchen Cap nicht.

Das erklärt auch die hohe Grundvergütung James von Moltkes, die 2018 bei 2,4 Millionen Euro lag – und damit deutlich höher als bei ausnahmslos allen CFO-Kollegen im Dax.

VW-CFO Frank Witter auf Rang 2

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Frank Witter, Volkswagen AG

1992 startet Frank Witter nach seinem Studium seine Karriere bei Volkswagen und leitet dort bis 1998 die Abteilung Kapitalmarktgeschäfte im Konzern-Treasury. Anschließend ist Witter als Treasurer bei Volkswagen of America, Volkswagen Canada, VW Credit und deren Tochtergesellschaften in Michigan, USA, tätig. Nach einer kurzen Zwischenstation als Corporate Treasurer bei der Schweizer Fluggesellschaft SAirGroup, wird Witter 2002 CFO von Volkswagen of America, Volkswagen Canada, VW Credit und deren Tochtergesellschaften. Von 2005 an hat er die Funktion des CEO und CFO in Personalunion für Volkswagen of America und Volkswagen Canada inne. Von Juli 2006 bis September 2007 verantwortet er als Generalbevollmächtigter in der Konzernleitung die Region Nordamerika.

Von Oktober 2007 bis Mitte September 2008 ist Frank Witter President und Finanzchef von VW Credit und Regionalverantwortlicher für die amerikanischen Märkte von Volkswagen Financial Services(VWFS), der Finanztochter des Volkswagen-Konzerns. Ab September 2008 ist Witter Vorstandsvorsitzender von VWFS. Im Oktober 2015 wird er der Nachfolger von Hans Dieter Pötsch als Volkswagen-CFO.

Im Februar 2020 wird bekannt, dass Witter seinen Vertrag nur bis in den Sommer 2021 verlängern und sich danach „aus persönlichen Gründen“ zurückziehen wird.

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Trotz der branchenbedingten Eigenarten in seiner Vergütung sind die Kollegen dem Deutsche-Bank-Finanzchef aber dicht auf den Fersen. Auf Platz zwei im Dax-Ranking des Gesamtgehalts findet sich Frank Witter von Volkswagen wieder. Der langjährige VW-Manager verantwortet seit Oktober 2015 die Finanzen der Wolfsburger und kam 2018 auf ein Gehalt von 4,8 Millionen Euro. Damit lag er in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr.

Zu seinem Grundgehalt von 1,4 Millionen Euro gesellte sich bei Witter ein Bonus von 1,6 Millionen Euro. Obendrauf kam eine erwartete LTI-Zahlung von 1,8 Millionen Euro. Bei Letzterer handelte es sich um eine von Willis Towers Watson errechnete Größe, die starke Schwankungen in der mehrjährigen variablen Vergütung ausgleichen soll. Denn in vielen Konzernen werden die LTIs nur alle paar Jahre fällig, wodurch sich die Vergütung von einem Jahr zum anderen stark verändern kann. Platz drei sicherte sich Marcus Kuhnert, CFO des Pharmakonzerns Merck, mit einem Gehalt von 4,4 Millionen Euro.

Die vollständige Gehaltstabelle und eine Diskussion um neue Vergütungsregeln finden Sie in der FINANCE-Print-Geschichte „Die Spitzenverdiener im Dax“ aus der aktuellen Mai/Juni-Ausgabe der FINANCE, die Sie hier als E-Paper herunterladen können.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Die Gehaltszahlen von Willis Towers Watson beziehen sich auf die erwartete Direktvergütung. Hierfür errechnen die Vergütungsspezialisten aus der Grundvergütung und den Bonuskomponenten das Gehalt der Vorstände. Diese Angaben sind den Vergütungsberichten der Dax-Konzerne zu Zufluss und gewährten Zuwendungen entnommen. Enthalten in der Listung von Willis Towers Watson sind nur CFOs, die ganzjährig für ihr Unternehmen tätig waren.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

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