Im Juli des vergangenen Jahres musste der langjährige Stada-CFO Helmut Kraft den Arznei- und Generikakonzern Stada inmitten der Übernahmeschlacht mit den Finanzinvestoren Bain und Cinven verlassen. Wie nun aus dem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht der Hessen hervorgeht, musste Kraft für das Jahr 2017 trotzdem keine Gehaltseinbußen in Kauf nehmen.
So erhielt Kraft für seine Arbeit bis Anfang Juli mehr als 1,9 Millionen Euro, wie aus der Zuflusstabelle des Vergütungsberichts hervorgeht. 2016 hatte Kraft für die ganzjährige Tätigkeit mit gut 1,5 Millionen Euro deutlich weniger erhalten.
Ex-Stada-CFO Helmut Kraft erhält 1 Million Abfindung
Stada schreibt, dass CFO Kraft eine Abfindungszahlung in Höhe von 997.000 Euro erhalten hat. Diese setzt sich in großen Teilen aus der vorzeitigen Auszahlung der langfristig ausgelegten Bonuszahlungen zusammen. So flossen Kraft aus dem Posten „Langzeitziele 2018“ rund 350.000 Euro vorzeitig zu, die Stada seinem CFO sonst erst nach Ablauf des aktuellen Kalenderjahrs gezahlt hätte.
Aus dem Langfristvergütungsplan („LTIP“) aus dem Jahr 2016 erhielt der Finanzchef etwas mehr als 550.000 Euro. Zum Gehaltspaket des CFOs gehören zusätzlich die Festvergütung (545.000 Euro) sowie der Einjahresbonus (233.000 Euro). Diese beiden Posten sind wegen Krafts Abgang im Sommer aber nur etwa halb so hoch wie 2016. Der Kurzzeit-CFO Bernhard Düttman, tätig von Juli bis Oktober, kassierte rund eine halbe Million.
FINANCE-Köpfe
Ex-Stada-Chef Wiedenfels kommt schlechter weg
Der gemeinsam mit Kraft geschasste CEO Matthias Wiedenfels kommt schlechter weg als der frühere Finanzvorstand. Wiedenfels erhielt laut Vergütungsbericht lediglich seine Festvergütung zuzüglich Nebenleistungen im Gesamtwert von 571.000 Euro. Das entspricht gerade einmal einem Viertel seines Vorjahresgehalts.
Stada hatte im vergangenen Jahr seine als eigenwillig geltende Vergütungsstruktur überarbeitet, nachdem die Managervergütung von Aktionären jahrelang kritisiert worden war. Das neue System richtete die Vorstandsvergütung stärker an der Performance von Stada am Kapitalmarkt aus.
Bain und Cinven kämpfen mit Paul Singer
Paul Singer hatte im Februar 2018 zwar einem Beherrschungsvertrag zugestimmt, aber seinen 15-Prozent-Anteil behalten.
Im Juli 2017 war es zu einem Managementbeben bei Stada gekommen. Die Finanzinvestoren Bain und Cinven waren Ende Juni mit einem Übernahmeversuch gescheitert. Wenig später teilte der MDax-Konzern mit, dass CEO Matthias Wiedenfels und der langjährige CFO Helmut Kraft die Hessen verlassen.
Bain und Cinven gelang es schließlich im zweiten Anlauf, die Zustimmung der Stada-Aktionäre zu erhalten. Jetzt schlagen sich die Private-Equity-Häuser noch mit dem bekannten aktivistischen Investor Paul Singer herum: Er hatte im Februar 2018 zwar einem Beherrschungsvertrag zugestimmt, aber seinen 15-Prozent-Anteil behalten.
Singer könnte den Preis für sein Aktienpaket noch weiter nach oben treiben als ohnehin: Er hatte Stada schon im September vergangenen Jahres gezwungen, die M&A-Offerte deutlich nachzubessern. Der Übernahmekampf ist für Stada ohnehin nicht günstig. Wie aus dem Geschäftsbericht ebenfalls hervorgeht, hat der Arzneikonzern alleine für Berater 45 Millionen Euro ausgegeben.
Krafts Nachfolge bei Stada hat mittlerweile der Brite Mark Keatley angetreten. Im September soll der Novartis-Manager Peter Goldschmidt als neuer CEO an Bord gekommen. Er wäre der vierte Stada-Vorstandsvorsitzende innerhalb von zwei Jahren.
Info
Stada, SAP, Deutsche Börse: Immer wieder kommt es bei Konzernen zu Diskussionen wegen der Vorstandsgehälter. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite Managervergütung. Erfahren Sie mehr zu den Lebensläufen der Stada-CFOs mit den FINANCE-Köpfe-Profilen von Mark Keatley und seinem Vorgänger Helmut Kraft.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.