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VW-CFO Witter profitiert vorzeitig vom Langzeitbonus

Volkswagen-CFO Frank Witter auf der Hauptversammlung 2018: Der Manager hat seinen langfristigen Bonus für die Zeit 2017 bis 2019 bereits ausgezahlt bekommen. Der Betrag: Mehr als 1,4 Millionen Euro.
Volkswagen

Nach viel Kritik hat der Autobauer Volkswagen im vergangenen Jahr seine Managervergütung angepasst. Zu sinkenden Gehältern haben die Änderungen aber nicht geführt, wie der aktuelle Geschäftsbericht der Wolfsburger zeigt.

Laut der Zuflusstabelle des Vergütungsberichts darf sich Finanzchef Frank Witter – bereits im vergangenen Jahr durch einen sonderbaren Bonus aufgefallen – über einen Gehaltssprung von 40 Prozent auf 5,1 Millionen Euro freuen. Die Bezüge des Volkswagen-Vorstands insgesamt sind im vergangenen Jahr von fast 40 auf über 50 Millionen Euro gesprungen. 

Volkswagen hebt Grundgehalt von Finanzchef Witter an

Das Gehaltsplus von Witter & Co. liegt aber nicht nur an der Verdoppelung des Nettogewinns des Autobauers, die sich in erster Linie aus dem Wegfall vieler Sonderkosten für die Dieselaffäre speist. Der Grund liegt vielmehr in den einzelnen Komponenten des neuen Vergütungssystems.

So wurde die Grundvergütung der ordentlichen Vorstandsmitglieder angehoben. Bei CFO Witter stieg diese von etwas mehr als 1 Million auf über 1,3 Millionen Euro. Dadurch will der Autobauer dafür sorgen, dass seine Vorstände „nicht in Abhängigkeit von lediglich kurzfristigen Erfolgszielen geraten“.

Noch interessanter im neuen Vergütungsplan ist aber die Langzeitbonuskomponente, im Fachjargon LTI genannt. VW nennt sie „Performance-Share-Plan 2017-2019“. Aus diesem Posten flossen Finanzvorstand Witter ebenso wie anderen Vorstandsmitgliedern bereits im vergangenen Jahr über 1,4 Millionen Euro zu, obwohl der LTI eigentlich die Leistung der Manager im gesamten Zeitraum 2017 bis einschließlich 2019 bewerten soll. CEO Matthias Müller zog aus dieser Komponente sogar schon fast 3,9 Millionen Euro.

VW erklärt hierzu auf FINANCE-Nachfrage, der Betrag sei ausgezahlt worden, da die Vorstandsmitglieder gültige Altverträge hatten. Um den Wechsel in das neue Vergütungssystem „zu erleichtern und Auszahlungslücken abzumildern“, hätten Witter und seinen Kollegen eine Abschlagszahlung auf den „nach drei Jahren zu erwartenden Auszahlungswert“ erhalten. Dieses Vorgehen sei eine Übergangsregelung und marktüblich.

FINANCE-Köpfe

Frank Witter, Volkswagen AG

1992 startet Frank Witter nach seinem Studium seine Karriere bei Volkswagen und leitet dort bis 1998 die Abteilung Kapitalmarktgeschäfte im Konzern-Treasury. Anschließend ist Witter als Treasurer bei Volkswagen of America, Volkswagen Canada, VW Credit und deren Tochtergesellschaften in Michigan, USA, tätig. Nach einer kurzen Zwischenstation als Corporate Treasurer bei der Schweizer Fluggesellschaft SAirGroup, wird Witter 2002 CFO von Volkswagen of America, Volkswagen Canada, VW Credit und deren Tochtergesellschaften. Von 2005 an hat er die Funktion des CEO und CFO in Personalunion für Volkswagen of America und Volkswagen Canada inne. Von Juli 2006 bis September 2007 verantwortet er als Generalbevollmächtigter in der Konzernleitung die Region Nordamerika.

Von Oktober 2007 bis Mitte September 2008 ist Frank Witter President und Finanzchef von VW Credit und Regionalverantwortlicher für die amerikanischen Märkte von Volkswagen Financial Services(VWFS), der Finanztochter des Volkswagen-Konzerns. Ab September 2008 ist Witter Vorstandsvorsitzender von VWFS. Im Oktober 2015 wird er der Nachfolger von Hans Dieter Pötsch als Volkswagen-CFO.

Im Februar 2020 wird bekannt, dass Witter seinen Vertrag nur bis in den Sommer 2021 verlängern und sich danach „aus persönlichen Gründen“ zurückziehen wird.

zum Profil

Die Auszahlung unterliege aber bei unerwartet schlechter Performance einem Rückzahlungsvorbehalt, betont VW. Eine juristisch stärkere Rückforderungsklausel („Clawback“) sei „aufgrund rechtlicher Unsicherheiten“ aber nicht enthalten.

VW-CEO Matthias Müller liegt über der Gehaltsgrenze

Nebenleistungen und Versorgungsaufwand fließen bei VW nicht in die Gehaltsobergrenze ein.

Die mit dem Vergütungssystem eingeführte Gehaltsobergrenze scheint indes weicher zu sein als erwartet. Laut des sogenannten Salary Cap darf Konzernchef Matthias Müller mit Grundvergütung und Bonuskomponenten ein Jahressalär von maximal 10 Millionen Euro erreichen. Bei einfachen Vorstandsmitgliedern sind es höchstens auf 5,5 Millionen Euro. Müller kommt 2017 auf ein Gehalt von 9,5 Millionen Euro.

Rechnet man die Nebenleistungen und den Versorgungsaufwand hinzu, die VW beide nicht in die Obergrenze einfließen lässt, sondern nur „berücksichtigt“, kommt Müller aber auf 10,3 Millionen Euro. Damit liegt der Vorstandschef schon im ersten Jahr nach ihrer Einführung über der erklärten Gehaltsgrenze. Ohne die Deckelung hätte Müller Medienberichten zufolge aber sogar noch einige Millionen mehr erhalten.

LKW-Chef Renschler verdient fast 10 Millionen Euro

Wie lukrativ die Komponente Versorgungsaufwand sein kann, zeigt besonders das Beispiel Andreas Renschler. Der frühere Daimler-Manager ist für die Nutzfahrzeug-Sparte von VW zuständig. Seine Grundgehalt samt Boni summiert sich auf 4,5 Millionen Euro und liegt innerhalb der Vorgaben.

Renschlers Versorgungsaufwand beläuft sich jedoch auf 5,4 Millionen Euro, was zu einer Gesamtvergütung von fast 10 Millionen Euro führt. VW erklärt dazu, dass es sich dabei um einen bilanziellen Effekt aufgrund einer „endgehaltsbezogenen Zusage“ handele.

Renschler war im Februar 2015 von Daimler zu VW gewechselt. FINANCE-Informationen zufolge beteiligt sich sein alter Arbeitgeber Daimler an der Auszahlung der Altersversorgung. Ein VW-Sprecher wollte sich nicht äußern, wie viel Daimler und Volkswagen jeweils beisteuern. Renschler hatte für seinen Wechsel vor drei Jahren bereits 11,5 Millionen Euro als Kompensation für verlorengegangene Ansprüche erhalten, wie die „FAZ“ seinerzeit schrieb.

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich „erstaunt“ über die hohen Gehaltszuwächse der VW-Vorstände.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Volkswagen, Stada, SAP: Immer wieder kommt es bei Konzernen zu Diskussionen wegen der Vorstandsgehälter. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite Managervergütung. Erfahren Sie mehr zum Lebenslauf des Volkswagen-CFO auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Frank Witter

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

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