Für Frauen in den Vorstandsetagen börsennotierter deutscher Unternehmen war 2019 trotz allgemeiner Gehaltseinbußen ein gutes Jahr. Eine Auswertung der Gesamtdirektvergütung durch das Big Four-Haus EY hat ergeben, dass weibliche Vorstandsmitglieder erstmals über alle Dax-Indizes besser entlohnt wurden als ihre männlichen Kollegen. EY-Vergütungsexperte Jens Massmann führt diese Entwicklung auf das zunehmende Bestreben der Unternehmen zurück, Frauen für ihr oberstes Führungsgremium zu gewinnen. Weil geeignete Kandidatinnen knapp sind, würden sich ihr Marktwert und damit auch das Salär erhöhen.
Im Dax 30 verdienten die weibliche Vorstände im vergangenen Jahr im Schnitt 2,93 Millionen Euro und damit 30.000 Euro mehr als ihre männlichen Vorstandskollegen. Laut dem „Mixed Compensation Barometer 2020“ verdienten Frauen bereits zum vierten Mal in Folge mehr als die Männer. Allerdings lag der Gehaltsvorsprung 2018 mit 124.000 Euro noch deutlich höher.
Großer Gehaltssprung für SDax-Vorständinnen
Im MDax ist im Gegensatz zur ersten Börsenliga allerdings noch kein klarer Trend bei der Vergütung zu erkennen Bei den 60 MDax-Firmen verdienten die Frauen mit 1,44 Millionen Euro im Schnitt 115.000 Euro mehr als die Männer. Im Jahr zuvor brachten die Topmanagerinnen noch 122.000 Euro weniger als die Männer nach Hause.
Große Gehaltsprünge konnten hingegen die Frauen im SDax machen. Ihre durchschnittliche Gesamtdirektvergütung lag 2019 bei rund 1,07 Millionen Euro und damit etwa 7 Prozent höher als bei den männlichen Managern. Seit 2016 lagen sie immer deutlich unter der Vergütung der Herren, im Jahr 2018 um 14,8 Prozent.
Im Dax waren 2019 laut EY-Studie 21 Vorstandsmitglieder weiblich, was einem Anteil von 12 Prozent entspricht. Im MDax waren es 7 Prozent (13 Vorstände) und im SDax 5 Prozent (neun Vorstände). CEOs wurden bei der Auswertung ausgeblendet. Im SDax war zuletzt die Anzahl der weiblichen Finanzchefinnen deutlich gestiegen. So machte der Industriekonzern Norma Annette Stieve zur neuen Finanzchefin, Inka Koljonen übernahm die Finanzgeschicke beim Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland, und der Waschanlagenhersteller Washtec machte Kerstin Reden zur CFO.
Corona lässt Dax-Gehälter sinken
Insgesamt zeigte sich die Gehaltsentwicklung aber wie schon im Jahr davor weiter rückläufig. Die Vergütung, die sich aus Grundgehalt, Jahresboni und langfristigen Bestandteilen zusammensetzt, sank EY zufolge im Schnitt um 4,6 Prozent auf 1,99 Millionen Euro. „Die schwierige konjunkturelle Lage hat im vergangenen Jahr – also bereits vor der Coronavirus-Pandemie – zu deutlichen Gehaltseinbußen bei den Top-Managern geführt,“ sagt EY-Experte Massmann: 2018 lag der Rückgang bei 0,5 Prozent.
Im Vergleich zu den männlichen Top-Managern waren die weiblichen Führungskräfte 2019 deutlich stärker vom Abwärtstrend getroffen. So sank ihr Salär mit minus 5,9 Prozent stärker als das der Männer mit minus 3 Prozent. Für 2020 geht Massmann davon aus, dass die Vorstandsvergütungen coronabedingt um 10 bis 15 Prozent sinken werden.
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