Eine international stärker ausdifferenzierte Aktionärsbasis steht auf der Prioritätenliste von CFOs und IR-Managern weltweit ganz oben. Das geht aus der jüngst von BNY Mellon veröffentlichten Studie Global Trends in Investor Relations hervor. In der Studie gaben IR-Manager von über 700 börsennotierten Unternehmen weltweit Einblicke in ihre Investor-Relations-Aktivitäten. Immerhin 45 Prozent der befragten Firmen gaben das als ein Ziel für das laufende Jahr an. „Wir registrieren einen Trend auf Unternehmensseite, die Aktionärsbasis auf breitere Füße zu stellen. Für viele Gesellschaften sind Hinterlegungsscheine dabei ein wichtiges Tool“, sagt Christopher M. Kearns, CEO des Geschäftsbereichs Depository Receipts bei BNY Mellon. Eine Direktnotiz an einer ausländischen Börse scheint dagegen immer weniger gefragt. Erst Ende Januar gab etwa Siemens bekannt, sich von der New Yorker Börse zurückziehen zu wollen.
Dass viele Unternehmen auch hierzulande seit einigen Jahren auf einen höheren Ausländeranteil drängen, zeigt sich bereits an der Aktionärsstruktur. Und zwar nicht nur bei den Bluechips im Dax, sondern auch in der zweiten und dritten Reihe. So liegt der börsennotierte deutsche Mittelstand nur noch zu einem Viertel in deutscher Hand, wie eine gemeinsame Analyse der im MDax, im SDax und im TecDax-notierten Unternehmen im Auftrag der IR-Beratungsgesellschaft Cometis und des Datenanbieters Ipreo jüngst ergab.
Aktivisten: Herausforderung für Investor Relations
Damit einher gehen aber auch unter Umständen negative Begleiterscheinungen. So berichteten 36 der Umfrageteilnehmer von einem steigenden Anteil sogenannter „Aktivisten“, Aktionäre die sich aktiv in die Geschäftspolitik einschalten. Vor allem im angelsächsischen Raum ist diese Art der Einflussnahme auf strategische Unternehmensentscheidung, auf die Besetzung der Organe oder die Geschäftspolitik verbreitet. Gerade muss sich Apple der Angriffe des Aktivisten Carl Icahn erwehren, der von dem iPhone-Hersteller fordert, eigene Aktien im Wert von 50 Milliarden US-Dollar zurückzukaufen.
Europäische Firmen „social-media-affin“
Bei der Investorenkommunikation und -ansprache haben die neuen sozialen Medien auch in den IR-Abteilungen Einzug gehalten. Knapp 30 Prozent der von BNY Mellon befragten Unternehmen gaben an, Social-Media-Kanäle zu nutzen. Am affinsten sind westeuropäische Firmen: Fast jedes zweite Unternehmen nutzt Twitter, Apps, Facebook & Co. Als meist genutztes Tool hat sich dabei der Kurznachrichtendienst Twitter etabliert.
Auch wenn für Erstansprache mit Investoren Videokonferenzen an Akzeptanz gewinnen, bleiben persönliche Ínvestorenkontakte auf C-Level-Ebene enorm wichtig. Drei Viertel der Umfrageteilnehmer gab an, dass sich dies für ihr Unternehmen auszahlen würde. Gleichwohl gab nur jedes vierte Vorstandsmitglied an, sich in den vergangenen zwölf Monaten mit Investoren getroffen zu haben.
Dass Firmen bei der Kommunikation mit dem Kapitalmarkt viel Porzellan – also Börsenwert –zerschlagen können, ist inzwischen auch im Bewusstsein der IR-Abteilungen verankert. Mittlerweile, so hat BNY Mellon herausgefunden, hätte mehr als jedes zweite Unternehmen Krisenkommunikationsmechanismen etabliert. Vor vier Jahren hatte noch nicht einmal jedes dritte Unternehmen entsprechende Policies.