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Corporate Access: US-Investoren sind unzufrieden

US-Investoren fordern persönlichen Kontakt zu CEO und CFO - sonst kommt in vielen Fällen keine Investition zustande.
Purestock / Thinkstock / Getty Images

Schlechte Nachrichten für Broker und CFOs: Einer Befragung von BNY Mellon unter 40 US-Investoren zufolge gaben 43 Prozent der Befragten an, mit ihrem gegenwärtigen Zugang zu ausländischen Unternehmen unzufrieden zu sein. Insgesamt attestieren drei Viertel der Befragten Einschränkungen beim sogenannten „Corporate Access“. Besonders die Investoren, die abseits von New York, L.A. und Co. sitzen, bemängeln einen schlechten Zugang.

Die Kritik zielt vor allem auf die Broker: Gut ein Viertel der Befragten gibt an, die Anzahl der von Brokern arrangierten Treffen in den vergangenen zwei Jahren reduziert zu haben – und das obwohl sie einräumen, eine unvermittelte Kommunikation mit der Investor-Relations-Abteilung und dem Topmanagement sei wegen der Distanz und den Sprachbarrieren komplizierter. Auch deutsche IR-Verantwortliche hatten sich in der Vergangenheit unzufrieden mit Brokern gezeigt: In einer Studie kritisierten sie Anlegerauswahl und Organisation.

Deutsche CFOs brauchen US-Investoren

Doch auch Emittenten sollte die Unzufriedenheit der US-Investoren zu denken geben: Schließlich sagen 60 Prozent der Befragten, ein Mangel an Zugang zum Unternehmen mache eine Investition unmöglich. Deutsche Finanzchefs versuchen seit längerem ihre Aktionärsbasis internationaler aufzustellen, wie eine im Februar veröffentlichte Studie ermittelte. Da können sie es sich kaum leisten, die wichtigen US-Investoren zu vergrätzen, die in den Index-Unternehmen eine extrem wichtige Rolle spielen. Allein die 40 von BNY Mellon befragten Investoren stehen insgesamt für verwaltete Aktienpositionen von 3,1 Billionen US-Dollar.

Allerdings schlüsselt die Befragung nicht näher auf, in welchen Ländern amerikanische Investoren die Einschränkungen als besonders ausgeprägt empfinden. Naheliegend ist, dass der Corporate Access in Schwellen- und Entwicklungsländern schwieriger sein dürfte als etwa zu deutschen Firmen.

Ohne persönliche Treffen mit CEO und CFO geht fast nichts

Die Studie enthält aber noch eine weitere schlechte Nachricht für CFOs: Investoren bevorzugen demnach weiterhin den persönlichen Kontakt zum Topmanagement.Die Hoffnung, dass Roadshows und Investorentreffen künftig digital – und damit weniger zeitaufwendig für die ohnehin vielbeschäftigten Vorstände – werden erteilt die Umfrage unter technologiefreundlichen US-Investoren einen Dämpfer.

Nur 18 Prozent der Befragten gab an, dass vor der Investitionsentscheidung kein persönliches Treffen notwendig ist. Bestandsinvestoren, wünschen sich sogar zwei One-on-one-Meetings pro Jahr, völlig darauf zu verzichten, ist nur für 8 Prozent eine Option. Das hat vor allem einen Grund: Die Befragten halten Videokonferenzen insgesamt für deutlich weniger effektiv als den persönlichen Kontakt. Telefonate, nur Gruppenmeetings schneiden noch schlechter ab. Die US-Investoren bleiben betreuungsintensiv – für CFOs und IR-Abteilungen bedeutet das viel Arbeit.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de