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„Dividendenerhöhung ist deutliches Signal an den Markt“

Geldregen: Eine so hohe Summe wie jetzt haben die Dax-Unternehmen bisher noch nie ausgeschüttet.
tiero/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Finanzchefs in Deutschland lassen die Aktionäre an den steigenden Gewinnen teilhaben. Die CFOs der Dax-Konzerne haben für das vergangene Jahr so viel Dividende ausschütten lassen wie noch nie. Insgesamt haben die 30 Unternehmen etwa 29,5 Milliarden Euro ausgeschüttet, das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervor.

Vor allem die Aktionäre von K+S können sich freuen. Der Salz- und Düngemittelkonzern hat die Dividende im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht. Die Ausschüttungssumme steigt laut EY von 48 auf 172 Millionen Euro. Der Konzern hatte 2013 die Dividende aufgrund der Kalikrise, die das Unternehmen stark belastete, deutlich auf 25 Cent pro Aktie gekürzt. Jetzt liegt sie bei 90 Cent je Aktie.

Gewinn wächst stärker als Dividenden

Trotz des neuen Höchststands sind die CFOs deutscher Dax-Unternehmen jedoch nicht spendabler geworden. "Im vergangenen Jahr sind auch die Gewinne auf Rekordstände geklettert, da liegt es nahe, dass auch die Dividenden gestiegen sind", sagt Ralf Zimmermann, Equity-Experte beim Bankhaus Lampe. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen von EY wieder. Der Jahresüberschuss lag 2014 bei 67,3 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 14 Prozent entspricht. Die Gewinne sind also stärker gewachsen als die Dividendenausschüttungen.

Auch die überwiegende Mehrheit der Investment Professionals hält das derzeitige Ausschüttungsniveau für angemessen (78 Prozent). Dies geht aus einer Umfrage der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) hervor. Lediglich 19,1 Prozent halten das Niveau für zu hoch.

Für Ralf Zimmermann ist es ein gutes Zeichen, dass CFOs bei der Ausschüttung nicht übertreiben. "Eine Dividendenerhöhung ist ein deutliches Signal an den Markt, mit dem man sich sehr stark an die Zukunft bindet". Daher sollten Finanzchefs immer langfristig über eine Dividendenerhöhung nachdenken und auch den Druck der Aktionäre aushalten können – bei einer Reduzierung der Auszahlungen reagiere der Markt meist sehr negativ.

E.on und Lufthansa kürzen Dividende

Zwei Unternehmen haben diesmal ihre Dividende gekürzt. E.on will für 2014 und 2015 eine Dividende von 50 Cent ausschütten. 2013 waren es noch 60 Cent. Damit reduziert das Unternehmen zwar die reale Ausschüttung, die Ausschüttungsquote im Verhältnis zum nachhaltigen Konzernüberschuss steigt jedoch nach Unternehmensangaben von 51 auf 60 Prozent. Und das, obwohl sich der Konzern vor der geplanten Konzernaufspaltung in einer starken Umbruchphase befindet.

Anders sieht die Situation bei der Deutschen Lufthansa aus, die vom starken Wettbewerb und hohen Pensionsrückstellungen belastet wird. Der Konzern verzichtet in diesem Jahr ganz auf die Ausschüttung einer Dividende. Grund dafür ist das negative Konzernergebnis (nach HGB). 2013 wurden 45 Cent je Aktie gezahlt, 2012 gab es bereits eine Nullrunde. Darüber hinaus will CFO Simone Menne die Dividendenpolitik grundsätzlich ändern, nachdem eine neue Abschreibungspolitik die Zahlen in der Bilanz verändert und den Gewinn deutlich erhöht hat. Bisher sollte die Ausschüttungsquote zwischen 30 bis 40 Prozent des operativen Ergebnisses betragen. Jetzt will das Luftfahrtunternehmen eine Quote von 10 bis 25 Prozent des Ebit nach IFRS als Richtlinie einführen.

Aktienrückkauf und Sonderdividende als Alternative

Neben einer Erhöhung der regulären Dividende gibt es nach Einschätzung von Ralf Zimmermann bessere Möglichkeiten, die Aktionäre an einem besonders guten Geschäftsjahr teilhaben zu lassen. "Bei einer guten Sonderkonjunktur sollten CFOs erst mal eine Sonderdividende oder auch einen Aktienrückkauf in Erwägung ziehen", meint Zimmermann. Derzeit betreibt zum Beispiel Adidas ein Aktienrückkaufprogramm. Für bis zu 1,5 Milliarden Euro will der Konzern bis Ende 2017 Aktien zurückkaufen.

Die Frage nach der Höhe der Dividenden und wie man die Aktionäre am besten am Gewinn teilhaben lässt ohne Wachstumsmöglichkeiten zu vertun, stellt sich nicht nur für Dax-Konzerne. Lesen Sie im FINANCE-Interview, welche Gedanken sich Villeroy & Boch-CFO Markus Warncke darüber gemacht hat und wie das SDax-Unternehmen vorgeht.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.