CFOs und IR-Manager bilden eine wichtige Schnittstelle zwischen der Aktiengesellschaft und ihren Eigentümern. Eine umfassende Kooperationsstudie der Ruhr-Universität Bochum, des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK) und des Deutschen Aktieninstituts (DAI), unterstützt von der Deutschen Post DHL, liefert wichtige Hinweise zur Optimierung dieser Schnittstellenfunktion.
Als ein wesentliches Ergebnis arbeitet die Studie das höchst unterschiedliche Informationsverhalten zwischen den befragten 425.000 Privatanlegern der Deutschen Post DHL und rund 900 institutionellen Investoren heraus. Wirtschaftsmedien und das Fernsehen sind die bevorzugten Informationsressourcen privater Investoren. Diese Kanäle halten sie für aktuell, verständlich und vertrauenswürdig. Institutionelle Investoren gehen ganz anders vor: Für sie ist der unmittelbare Kontakt zum Management die primäre Informationsquelle. Danach folgen Quartalsberichte, der Investor-Relations-Kontakt sowie – erst auf dem vierten Platz – der Geschäftsbericht.
Privatanleger nehmen Stimmrechte nicht wahr
Auch bei der Wahrnehmung der Stimmrechte auf der Hauptversammlung liegen private und institutionelle Aktionäre weit auseinander. Der Anteil derjenigen privaten Investoren, die ihr Stimmrecht künftig weder selbst nutzen noch auf einen Bevollmächtigten übertragen möchten, ist gegenüber der Vergleichsstudie von 2008 um acht Prozent auf 36 Prozent gestiegen. Im deutlichen Gegensatz dazu: Weniger als 50 Prozent der befragten institutionellen Anleger wäre bereit, stimmrechtslose Aktien zu erwerben. Unter den angloamerikanischen Investoren ist es sogar nur rund ein Viertel.
Ähnliche Erwartungen bei der Dividende
Einzig bei der Beurteilung der Dividendenpolitik gibt es größere Schnittmengen zwischen den Investorengruppen, beide favorisieren ein ausgewogenes Verhältnis von Dividenden und Kurssteigerungen. Im Vergleich zu 2008 hat sich die Präferenz bei den Privaten allerdings deutlich zugunsten hoher Dividenden und geringer Kurssteigerungen verschoben.
Die Studie vermutet dahinter die Hoffnung, dass eine nachhaltige Dividendenpolitik potentielle Kursverluste in einem volatilen Kapitalmarktumfeld ausgleichen kann. Die Dividendenrelevanz hat seit 2008 auch bei institutionellen Anlegern deutlich zugenommen: Sie wird als Indikator für den langfristigen Gewinntrend verstanden.
Viele IR-Abteilungen setzen auf instutionelle Investoren
Für CFOs, die mit den Daten zur Unternehmensperformance eine zentrale Schnittstelle zwischen der AG und ihren Eigentümern bilden, leitet die Studie verschiedene Handlungsempfehlungen ab. Je nach Aktionärsgruppe fallen diese entsprechend unterschiedlich aus. Um private Investoren zu erreichen, ist eine intensive Abstimmung mit der Presseabteilung des Unternehmens hilfreich – diese steht mit den primären Informationskanälen der Privatanleger in engem Kontakt.
Auch der Geschäftsbericht wird von Privatinvestoren genutzt. Um diesen trotz aller Formvorschriften verständlicher zu gestalten, sind Erläuterungstools, Glossare oder Stichwortverzeichnisse hilfreich. Schließlich empfehlen die Autoren eine komprimierte, auf schnelle Übersicht zugeschnitte „Investor Summary“. Doch angesichts der schwach ausgeprägten Aktienkultur in Deutschland konzentrieren sich die meisten Emittenten auf die Kommunikation mit institutionellen Investoren. Eine neuere Studie hatte ergeben, dass sich der börsennotierte deutsche Mittelstand fest in der Hand angelsächsischer Investoren befindet. Zugleich bemühen sich die IR-Manager und CFOs um eine Verbreiterung der Aktionärsbasis.
Für institutionelle Investoren sind Quartals- und Geschäftsberichte ein wichtiger Ansatzpunkt. Die Zahlenwerke werden von institutionellen Anlegern als Chronik und Faktenbuch zum Unternehmen intensiv genutzt. Hier verweist die Studie auf Ansätze des International Accounting Standards Board, standardisierte Formate für die Bilanz, Gewinn-und-Verlust-, Kapitalfluss- und Eigenkapitalentwicklungsrechnung sowie den Anhang einzuführen. Damit könnten CFOs institutionellen Anlegern intertemporale und zwischenbetriebliche Vergleiche erleichtern.
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