Newsletter

Abonnements

K+S verwirft Guidance für 2020

Neue Hiobsbotschaft aus der K+S-Zentrale in Kassel: Der Ex-Dax-Konzern kann seine Guidance für 2020 nicht halten. Die Investoren sind wenig amüsiert.
K+S

Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S verabschiedet sich von seinem 2015 ausgegebenen Mittelfristziel. Der Kasseler Rohstoffkonzern musste heute eingestehen, dass das Ziel, im Jahr 2020 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,6 Milliarden Euro zu erreichen, nicht mehr realistisch ist.

Während das Management bis zuletzt eisern an dieser Guidance festhielt, hatten Analysten und Investoren hatten schon lange erhebliche Zweifel  an der Gewinnprognose – und behalten nun Recht. Ihre Reaktion ist deutlich: Die K+S bricht heute um 5 Prozent ein und weitet ihren Jahresverlust damit auf 9 Prozent aus. Damit gehört das K+S-Papier zu den sechs schlechtesten Werten des MDax, der in diesem Jahr bislang fast 12 Prozent an Wert gewonnen hat.

Legacy-Projekt treibt Schuldenstand von K+S

Die Abkehr der Investoren von K+S ist nachvollziehbar, denn die Zielrevision hat Folgen für die Bilanzrelationen – und für das Standing des Konzerns am Kapitalmarkt. Immerhin hat K+S auf Basis dieser Guidance nicht nur 2015 ein Übernahmeangebot des US-Rivalen Potash über 41 Euro je Aktie zurückgewiesen, sondern sich auch reichlich Fremdkapital beschafft. Im Mai 2016 platzierte Burkhard Lohr, der damalige CFO und heutige Konzernchef, einen Schuldschein im Volumen von 600 Millionen Euro. Im März diesen Jahres folgte eine Anleihe über 400 Millionen Euro.

Das Geld benötigten die Kasseler für die Erschließung der im Mai eröffneten neuen Kalimine in Kanada, mit rund 4 Milliarden Euro die größte Investition der Konzerngeschichte. Das Projekt ließ die Nettoverschuldung Ende 2016 auf fast 3,6 Milliarden Euro explodieren, was den Marktwert des Eigenkapitals in dieser Zeit schwer belastete und K+S am Ende sogar die Mitgliedschaft im Dax kostete.

Bald will K+S schon wieder neue Langfristziele vorstellen

Dank der ersten Erlöse aus der neuen Kalimine und leicht steigender Absatzpreise für Kali bestätigte K+S zumindest die Ziele für 2016: Der Umsatz soll laut Konzernangaben von 3,5 auf 3,6 bis 3,8 Milliarden Euro steigen, der operative Gewinn von 229 auf 260 bis 360 Millionen Euro.

Konzernchef Lohr verspricht zwar, die Lücke zu den ursprünglichen Gewinnzielen für 2020 so gering wie möglich zu halten. Doch der Rückstand ist groß, und selbst die schwachen aktuellen Zahlen werden von manchen Analysten in ihrer Qualität angezweifelt. So moniert Paul Walsh, K+S-Analyst von JP Morgan, dass die Ebit-Entwicklung des laufenden Jahres künstlich gestützt würde, weil K+S die Nutzungsdauer seiner Anlagen verlängert und dadurch die aktuellen Abschreibungen gesenkt habe. 

Die erste Chance für Lohr und seinen Nachfolger als CFO, Ex-IR-Chef Thorsten Boeckers, das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückzugewinnen, bietet sich im Herbst. Dann wollen Lohr und Boeckers die neue Konzernstrategie „Shaping 2030“ präsentieren. Teil des Updates sollen auch neue Mittel- und Langfristziele sein.