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Asset Manager ignorieren das Renditetief

Die Renditeerwartungen deutscher Unternehmen sind deutlich zurückgegangen.
Thinkstock/Getty Images

Das anhaltende Niedrigzinsfeld setzt deutsche Unternehmen weiter unter Druck. So ist die zehnjährige Renditeerwartung von 3,9 Prozent im Vorjahr in den vergangenen Monaten auf 2,8 Prozent zurückgegangen, schreibt die Unternehmensberatung Towers Watson in einer Studie (Details zur Studie finden Sie in der Infobox am Ende des Artikels). Damit werden die Erträge aus den Anlageportfolios deutscher Pensionseinrichtungen deutlich zurückgehen.

Anlagestrategie: Renten deutlich beliebter als Aktien

Interessant ist, dass Asset Manager ihre Anlagestrategie bislang nicht anpassen. Die befragten Unternehmen investieren ihre Pensionsvermögen zu 63 Prozent in Renten, vier Prozentpunkte mehr als noch 2014. Die deutlich ertragsstärkeren, wenn auch risikoreicheren Aktien legten mit 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nur zwei Prozentpunkte zu. Immobilien und alternative Anlagen sind mit vier Prozent deutlich weniger vertreten (2014: 10 Prozent).

Diese eher konservative Strategie der Unternehmen ist aber nicht zielführend: „Um Renditeziele zu erreichen und langfristig stabil zu wirtschaften, sollte sich der Portfoliokonstruktionsprozess nicht an unterschiedlichen Assetklassen orientieren“, sagt Nigel Cresswell, Head of Investment Consulting bei Towers Watson. Wichtiger sei ihm zufolge der Mix der Renditetreiber und Risikoprämien.

Asset Manager zeigen sich risikoscheu

Aktien machen laut Towers Watson zwar nicht einmal ein Viertel des Portfolios aus, seien aber für 60 Prozent des Wertbeitrags zur Gesamtrendite verantwortlich. Auch größere Anteile an alternativen Assets könnte die Rendite nach oben treiben. Da diese zudem nur geringfügig mit Aktien und Renten korrelieren, sei das Portfolio zudem breiter aufgestellt. Auf diese Weise könne die Gesamtrendite von 2,8 auf 3,2 Prozent gesteigert werden.

Die Studie zeigt aber, auch dass professionelle Investoren pessimistischer geworden sind, was ein Stück weit die Risikoscheu erklären würde. Das größte Risikopotenzial sehen die befragten Unternehmen im schrumpfenden Rechnungszinssatz (94 Prozent) und dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld (91 Prozent). Auch eine Änderung der Zinskurve bereite dem Mittelstand demnach Sorgen (82 Prozent). Im vergangenen Jahr hätten die Investoren noch mit einer Entspannung der Situation gerechnet.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Für die Studie „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2015“ befragte Towers Watson von Februar bis April 2015 Entscheider in zahlreichen Unternehmen mit mittleren bis großen Pensionsvermögen aus Deutschland. Das Planvermögen der Studienteilnehmer beläuft sich auf insgesamt 120 Milliarden Euro, was Towers Watson zufolge etwa 53 Prozent des Planvermögens der Unternehmen im Dax entspricht.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

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